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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Hoernes, Moritz: Die älteste Bronzezeit in Niederösterreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0011
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Die älteste Bronzezeit in Niederösterreich

I. Chronologische Einteilung der Bronzezeit
Niederösterreichs
In höherem Grade als je zuvor ist die Auf-
merksamkeit der Prähistoriker Europas auf die
Erscheinungen ältester seßhafter Kultur an der
mittleren und der oberen Donau gerichtet. Die
Beschäftigung mit den urgeschichtlichen Denk-
mälern ist nicht von hier ausgegangen, sondern
vom Norden und vom Westen unseres Weltteiles.
Aber mit Notwendigkeit traten jene Länder, als
die großen Mittelgebiete zwischen Süd und Nord
wie zwischen Ost und West, mehr und mehr in
den Vordergrund des Interesses, sobald man, über
den engeren Kreis heimischer Altertümer hinaus-
blickend, den allgemeinen Hergang der vorge-
schichtlichen Kulturentwicklung zu verfolgen und
so auch die entlegensten lokalen Befunde in
helleres Licht zu setzen suchte. Heute weiß
man, daß die überraschenden Erscheinungen der
neolithischen wie der Bronzezeit des Nordens nicht
zu verstehen sind ohne die Kenntnis wichtiger,
paralleler vorausgehender und vorbildlicher Phäno-
mene des Südens, und daß auch dieses Verständnis
nur ein lückenhaftes, hypothetisches ist, solange
die Bestätigung fehlt, welche nur die Zwischen-
gebiete als Verbindungsglieder geben können. Dies
ist, in kurzen Worten, die wissenschaftliche Be-
deutung der prähistorischen Altertümer Österreich-
Ungarns vom Beginne der jüngeren Steinzeit bis
in die römische Periode hinein.
Allein diese Verhältnisse, an denen unsere
Heimat so großen Anteil hat, werden im Auslande,
in Norddeutschland, Skandinavien, Italien, fast
eifriger untersucht als bei uns, die wir das wert-
vollste Material dazu in den heimischen Museen

besitzen; und es kann nicht geleugnet werden,
daß dabei eine gewisse Rückständig'keit der prä-
historischen Forschung in Österreich-Ung'arn zu
Tage tritt. Diese Rückständigkeit ist nicht groß,
und aus verschiedenen Ursachen ist sie leicht zu
erklären. Die Größe des Reichsgebietes, der Mangel
nationaler Einheit, die zentrale Weltlage, aus der
sich eine Vielfältigkeit mehr oder minder kompli-
zierter Beziehungen ergibt, endlich der relativ
späte Beginn exakter Forschung und die — beson-
ders in den östlichen Ländern — geringe Zahl
geschulter Arbeitskräfte haben es mit sich ge-
bracht, daß unsere einheimischen prähistorischen
Altertümer erst nachträglich in die Systeme ein-
gereiht werden konnten, welche anderwärts auf-
gestellt worden sind. Allein es scheint mir drin-
gend nötig, daß dies nicht ausschließlich von fremder
Hand geschieht, da, wie die Erfahrung lehrt, dazu
doch ein größerer Grad von Vertrautheit mit der
Literatur, den Museen, den Fundgebieten und
Fundorten gehört, als ihn Fremde besitzen können.
Nur die genaueste Detailforschung kann den groß-
zügigen Kombinationen, die heute zur Diskussion
stehen, das Gegengewicht bieten, dessen sie so
sehr bedürfen, wenn ihre Erörterung von Nutzen
sein soll.
Ein erstes Erfordernis nach genügender Fest-
stellung der Typen und ihrer Verbreitung ist
die chronologische Gliederung des Stoffes, dessen
Einreihung in das System der drei Perioden und
der jetzt überall mit Eifer gesuchten und studierten
Unterperioden. Für die Bronzezeit Nieder-
österreichs, die hier dargestellt werden soll,
machte ich einen ersten derartigen Versuch im
Anschlüsse an die Mitteilung einer langen Reihe
unedierter „Bronzen aus Wien und Umgebung im

Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission I 1903

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