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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Riegl, Alois: Pferdeschmuck aus Westungarn
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0147
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213

A. Riegl Pferdeschmuck aus Westungarn

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Fig. 227 Pferdetrense, gefunden in Westungarn. VIII. Jahrhundert


Pferde schmuck aus Westungarn

Durch die Liberalität des Besitzers, Sr. Exzell.
des Grafen Emanuel Szechenyi in Ödenburg, und
durch die gütige Vermittlung' Sr. Durchlaucht des
Fürsten Franz von und zu Liechtenstein wurde
es mir ermöglicht, einen im Jahre 1902 zwischen
Csorna und Raab im westlichen Ungarn ausge-
grabenen Fund hiemit zu veröffentlichen, dessen
wichtigste Stücke in vorstehender Fig. 227 und
auf Taf. VIII wiedergegeben sind.
Fig. 227 zeigt eine vollständige Pferdetrense.
Von einer zweiten haben sich wohl die zwei bron-
zenen Ringe samt. den eingehängten je zwei
Riemenhaltern gefunden, während die eiserne
Querstange nicht mehr zustande gebracht wurde.
In Fig. 1 der Taf. VIII erkennen wir ein flaches
kreuzförmiges Vereinigungsstück aus Goldbronze,
in welchem vier Riemen des Pferdekopfzeugs zu-
sammenlaufen. Von diesem Typus liegen zwei voll-
ständige Exemplare vor; von einem dritten ist einer
der Arme, der gleichwohl ursprünglich vorhanden
gewesen war, wie es scheint schon in alter Zeit
säuberlich weggeschnitten worden.
Fig. 2 zeigt ein gebuckeltes Vereinigungs-
stück aus Goldbronze, das offenbar einem völlig
analogen Zwecke gedient hat wie Fig. 1. Die
Fig. 3 und 4 zeigen den gleichen Gegenstand von
zwei verschiedenen Seiten. Von diesem Typus sind
zwei Exemplare eingeliefert worden.
Den Anhenker aus Goldbronze Fig. 5 endlich
wird man sich als Abschlußstück zu bloßem
Schmucke zu denken haben, ohne daß die genaue
Stelle seinerVerwendung angegebenwerdenkönnte.
Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission I 1903

Das Vorhandensein zweier Trensen beweist
schon, daß uns da mindestens von zwei Pferden
Schmuckstücke vorliegen. Die flachen Vereini-
gungsstücke lassen sich wohl am wahrscheinlichsten
an den Schläfen des Pferdekopfes unterbringen,
so daß je zwei solcher Stücke auf ein Pferd ent-
fielen. Die gebuckelten hinwiederum scheinen
besser für die Stirn zu passen, wofür auch der
Umstand spricht, daß die erhabenen vier Rippen
sich durch Reibung stark abgescheuert erweisen
und eine solche Reibung durch den über die Stirne
herabfallenden Mähnenschopf des Pferdes ihre
Erklärung fände; da für je ein Pferd bloß ein
solches Stück in Betracht käme, so hätten wir die
Stirnbuckel von zwei Pferden erhalten. Die zwei
Trensen würden damit vollständig stimmen und
die drei Schläfenzierden mindestens nicht wider-
sprechen. Der Anhenker endlich zählt nicht zu den
unentbehrlichen Bestandteilen eines Kopfzeug's und
es wäre daher möglich, daß er überhaupt nur an
einem der zwei Pferdezeuge vorhanden gewesen ist.
Da kein Fundbericht vorliegt, kann über das
eigentlich Antiquarische des Fundes nichts weiteres
ausgesagt werden. Wir wissen nicht einmal, ob
die Sachen in Begleitung von Pferdeskeletten ge-
funden wurden und vermögen daher über die
Umstände, unter denen sie in die Erde gelangten,
keine halbwegs begründeten Vermutungen anzu-
stellen. Es erübrigt uns daher nichts, als die Dinge
einer rein kunsthistorischen Betrachtung zu unter-
ziehen, deren sie allerdings in hohem Grade würdig
sind. Indem ich mich zu einer solchen anschicke,
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