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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

DOI Artikel:
Richly, Heinrich: Depotfund der Bronzezeit bei Jaroslavic in Böhmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0037
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H. Richly

Depotfund der Bronzezeit bei jaroslavic in Böhmen

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Depotfund der Bronzezeit bei Jaroslavic in Böhmen

Die erste Nachricht über diesen sehr interes-
santen und wichtigen Fund danke ich der oft be-
währten Freundlichkeit des Herrn Konservators
BraniS in Budweis. Weitere Details zu erbringen
und namentlich auch den wichtigsten Teil dieses
Fundes in die Hände zu bekommen, hat viel Mühe
verursacht; doch ist es der besonderen Güte des
fürstl. ScHWARZENBERGschen Archivdirektors Herrn
F. Mares auf mein Ansuchen gelungen, die her-
vorragendsten Fundstücke, welche nach Frauen-
berg gekommen waren, mir zugänglich zu machen.
Der Finder Herr J. SeborIii Jaroslavic, welcher
auch meine ferneren Anfragen bereitwillig beantwor-
tete und den zugesendeten Fragebogen entsprechend
ausfüllte, berichtete mir, daß im November 1901
die inmitten der Parzelle 397 gelegene, an 2000 m* 2
umfassende Weidefläche, welche sich gleich dem
Orte Jaroslavic am rechten Ufer der Moldau be-
findet und in der Katastralkarte „v Struhäch“
— „In den Gräben“ — von den Ortseinheimischen
jedoch „v Hrobcich na kamenitem“ genannt wird,
behufs Kultivierung- tief umgegraben worden sei.
Vor der Grabung war dieses ganze Terrain mit
Hügeln bedeckt, welche an 0-5 m auseinander-
standen und annähernd 0-7 m hoch waren; die
kreisrunde Basis hatte einen Durchmesser von
2‘5—3 w.
Obzwar dermalen alle Hügel gänzlich ab-
gegraben sind, erscheint ihr einstiger Standort
durch dunkle Erdflecke deutlich gekennzeichnet.
Nur der in der Mitte der Weidefläche situierte
und die an ihn zunächst anschließenden Hügel
— in einem Falle auch neben ihnen — enthielten
antike Objekte; in den übrigen fand man nur
dunkle Erde und vereinzelte Tonscherben. Die
ersteren waren oben muldenförmig vertieft und
aus großen und kleinen Steinen zusammengesetzt.
Es hat den Anschein, daß sämtliche Fund-
stücke ein und demselben Ganzen angehören und
daß sie erst im Verlaufe der Zeit •— wohl auch
bei der Grabung — zerstreut, aber auch da nur
auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche verteilt
wurden. Denn sämtliche Artefakte lagen sehr

nahe beieinander und schlossen den Hauptfund
gewissermaßen ein, während in der g-anzen übrigen
ausg'edehnten Weidefläche und in den umgebenden
zahlreichen Hügeln außer vereinzelten Tonscherben
kein einziges antikes Objekt gefunden wurde.
Nach diesen allgemeinen, zur richtigen Wert-
schätzung des Fundes von Jaroslavic unerläßlichen
Daten will ich die Fundstücke selbst erörtern.
Wie schon erwähnt, wurde die ganze Weide-
fläche tief — zwischen den Flügeln bis an 07 w —
umgegraben. Hiebei fanden die Arbeiter in dem in
der Mitte gelegenen Hügelx) 25 massive, stielrunde
Bronzeringe, welche mit den verdünnten, flachen,
umgebogenen oder auch eingerollten Enden über-
einandergeschichtet2) (Fig. 54, 8. 9) und geordnet
waren.
Außer diesem Depotfund wurden in den um-
gebenden Hügeln, in einem Falle zwischen ihnen,
in einem Umkreise von etwa 10—12 w noch
mehrere Bronzesachen und ein Ring aus Gold-
draht gefunden, u. zw.:
1. Ein massiver Gelenkring; stielrund mit
teilweise ersichtlichem Linienornament, Durch-
messer 7 und 5’5 cm, Metallstärke 1*2 und o-8 cm
(Fig. 54, 1).
2. Bronzekelt, 12*5 cm lang, an der halbmond-
förmigen, stark abgenützten Schneide 4 cm, am
Bahnende 17 cm breit, mit mäßig aufstrebenden
Randleisten; er scheint ein durch langen Gebrauch
sehr abgenütztes Werkzeug zu sein (Fig. 54, 2).
3. Bronzestab, dreieckig, 21 cm lang, andern
einen Ende spitz, die eine Längseite flach, die beiden
anderen, schmäleren unter stumpfem Winkel zu
einer gekerbten Kante zusammenlaufend. Ur-
sprünglich ein Armring, der im Feuer geglüht,
Ähnlich geborgen war auch in Siebenbürgen (es
ist mir nicht erinnerlich, ob bei Hammersdorf oder Is-
pänlak) ein viele Meterzentner betragender Depotfund von
Bronzen in einem der Hügel, mit denen das Feld Padae
bedeckt war, und welcher den Namen La Dedeu („Zum
Großväterchen“) führte.
2) In ähnlicher Weise wurden auch bei Mostkovic in
Mähren 25 aufeinandergeschlichtete „Halsringe“ gefunden
(Cervinka, „Morava za praveku“).

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