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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Weixlgärtner, Arpad: Johann Bergl
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0176
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331

A. Wetxlgärtner Johann Bergl

332

Johann Bergl

Biographisches
Johann (Baptist) Wenzel Bergl wurde 1718 oder
1719 zu Königshof (nächst Beraun) in Böhmen ge-
boren.1) Mit 30 oder 31 Jahren, also auffallend
spät, bezog er die Wiener Akademie. Am 20. Ok-
tober 1749 wird er als Maler und als im Hause
„Zum schwarzen Adler“ in der Wendlstadt wohn-
haft immatrikuliert.2) Daran, daß Bergl erst so
spät in die Akademie eintrat, mag wohl auch der
Umstand schuld gewesen sein, daß die Anstalt
vom 31. März 1745 bis zum n. März 1749 „wegen
Abgang eines tauglichen Quartiers Stillstand“
hatte.3 * * *) Am 26. Mai 1754 vermählte er sich mit
1) Daß Bergl Johann Baptist hieß, geht aus der
unter den Akten der Verlassenschaftsabhandlung (Landes-
gerichtl. Arch.) befindlichen „Sperrs-Relation“ hervor.
Der zweite Vorname, Wenzel, findet sich nur im „Auf-
nahmsprotokol für die akad. Schüler, vomjänner 1738 bis Juli
1765“ und im „Nahmen-Register Aller Deren, Welche die . . .
Freye Hof Academie Der Mahlerey, Bildhauerey und Bau-
kunst Frequentiret haben. Zusam getragen Von Leopot.d
Adam Wasserberg: Der Akademie Secretario, und 1740
angefangen“. (Arch. d. k. k. Akad. d. bild. Künste.) Bergl
scheint sich später jenes zweiten Namens nicht mehr bedient
zu haben. Wenigstens fand ich ihn sonst weder in Urkunden,
noch in Signaturen, noch in der Literatur.
Das Geburtsjahr ergibt sich mittelbar aus der weiter
unten mitgeteilten Angabe des Wiener Totenprotokolles
(Arch. d. Stadt Wien).
Der Geburtsort, nach welchem ich übrigens, um
eventuell Bergls genaues Geburtsdatum und Namen und
Stand seiner Eltern zu erfahren, ohne jedoch eine Antwort
zu erhalten, geschrieben habe, kommt nicht nur im Auf-
nahmsprotokolle und Namensregister der Akademie, sondern
auch im Traubuch von S. Ulrich zu Wien vor.
2) S. unter dem genannten Datum das Namensregister
und das Aufnahmsprotokoll in der Akademie. Dieses schreibt
des Künstlers Namen Pergl, eine Variante, die auch sonst
noch häufig begegnet, vom Maler selbst aber nicht gebraucht
wird.
Die Wendlstadt war, wie mir mitzuteilen Herr Offizial
Gustav Ressel vom städtischen Archiv die Freundlichkeit
hatte, jener Teil des heutigen Bezirkes Neubau, der zwischen
Kirchen- und Neubaugasse einerseits und zwischen Neustift-
und Siebensterngasse andererseits liegt.
3) Notiz im Namensregister auf S. 271. Über die
Sperrung der Akademie s. Anton Weinkopf, Beschr. d.

der „Ehren- und tugendsammen Jungfrau Theresia
Märschin,“ einer gebürtigen Wienerin, die im
Hause „Zum goldenen Pelikan“ wohnte und des
Herrn Johann Bernhard Märsch, eines bürgerlichen
Malers, und seiner „Ehewürthin“ Magdalena,
Tochter war. Bergl, der als ledig bezeichnet ist,
wohnte damals im „Saffranischen“ Haus auf dem
Neubau. Trauzeugen waren Christian Meyßner,
der als „behauster Nachpar alhier“ angeführt ist,
und was hier mehr interessiert, Anton Maulpertsch,4)
der um einige Jahre jünger als Bergl war, aber
schon vor ihm die Akademie absolviert hatte und
nach der vorstehenden Eintragung ein intimer
Freund von ihm gewesen zu sein scheint. Von
dieser Zeit an bis zu Bergls Tode geben direkte
oder indirekte Kunde von seinem Leben nur seine
Werke.5) Am 15. Jänner 1789 starb er, siebzig
Jahre alt, an einer Leberverstopfung im Hause
„Zu den sieben Kurfürsten“ (Nr. 100) auf dem
Spittelberg, also in demselben Stadtteil, wo er
schon als Schüler der Akademie gewohnt hatte.6)
k. k. Akademie d. bild. Künste, Wien, Einl. z. 1. T. (1783)
und Karl v. Lützow, Gesch. d. k. k. Akademie d. bild.
Künste, Wien, 1877, 27 f.
4) Kopulationsbuch 1754—1759 in der Pfarre S. Ulrich
auf dem Neubau, Eintragung unter dem 19. Mai 1754.
5) Füessli meldet 1779 in seinem Künstlerlexikon nur
lakonisch: „Bergl, ( ) ein Maler aus Böhmen, studierte
um 1750 in der Akademie zu Wien“. Im selben Jahre führt
Kurzböck in seiner Beschreibung Wiens den Künstler unter
den akademischen Historienmalern an.
6) Totenprotokoll der Stadt Wien. Bergl wird hier
auch „Akademischer Maller“ und „aus Böheim gebürtig“
genannt.
Albert Ilg, dessen Verdienst es ist, 1880 in seinem
Aufsatze „Die Gegend von Kaumberg in N.-Ö. in kunsthist.
Beziehung“ in den M. C. C. (N. F., VI, LIII, f.) zum
ersten Male über Bergl zusammenfassendere Nachricht ge-
geben zu haben, nennt dort das richtige Todesjahr. Er
scheint aber seiner Quelle, die er übrigens nicht angibt,
wenig Vertrauen geschenkt zu haben, da er bereits 1885
(in seinem Artikel über Bergl in der II. Aufl. von Naglers
Künstlerlexikon, III, 613), wohl durch die ihm mittlerweile
bekannt gewordene Notiz von Dlabacz, der Bergl noch
1795 in Wien leben läßt, beeinflußt, seine frühere richtige
Angabe stillschweigend zurücknimmt und statt ihrer bloß
 
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