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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Chizzola, Alfred von: Prähistorische Funde aus Westgalizien
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0080
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139

A. V. Chizzola Prähistorische Funde aus Westgalizien

14O

Prähistorische Funde aus Westgalizien

I. Funde bei Siedliska (nächst Przemysl)
Bei Erdarbeiten auf dem sanft hügeligen und
bewaldeten Terrain nächst der Ortschaft Siedliska,
zirka zehn Kilometer südöstlich von Przemysl,
wurden im September 1902 drei Tumuli abge-
tragen.1)
In Tumulus I fand sich ein vollständig zu
Staub zerfallenes Menschenskelett; dann an Ton-
gegenständen: zwei topfartige ausgebauchte
Freihandgefäße ohne Verzierung- oder Henkel, mit
flachem Boden, mäßig nach auswärts umgestülpten
oberen Rande, mäßig gebrannt. Das eine hoch
13 cm, Wandstärke o-o8 cm, Durchmesser oben
10-5 cm, unten 6 cm, der größten Ausbauchung
i2-5 cwr, das- andere hoch i4-o5 cm, Wandstärke
o-o6—o-o7 cm, Durchmesser2) 13, 6-05, 13 cm.
Ein schalenförmiges ausgebauchtes Freihand-
gefäß, außen mit meridionalen schwach erhabenen
Rippen, sonst ohne Verzierung, mit knopfartigen
Henkelansätzen, kleinem flachen Boden, mäßig
gebrannt. Der obere Gefäßrand fehlt; hoch min-
destens 8-50 cm, Wandstärke 0^05 o, Durchmesser
ii*5 cm (am Hals), 5-5 cm, i4-5 cm.
Ebenso mit mäßig nach auswärts umgestülptem
oberen Rand, hoch zirka 9 cm, Wandstärke o-o6 cm
(zwischen den Rippen) bis 0-07 cm (an den Rippen),
Durchmesser 12-7 cm, 4-2 cm, i3-5 cm.
Ein topfartiges ausgebauchtes Freihandgefäß,
mit meridionalen vom Hals bis etwas über die
Ausbauchung herabreichenden Einschnitten, einem
Henkelansatz, kleinem flachen Boden, mäßig nach
außen gestülptem oberen Rande, mäßig gebrannt.
Höhe 10 cm, Wandstärke zirka 0-05 cm, Durch-
messer 10, 4-5, 12 cm.
Ein topfartiges, mäßig ausgebauchtes Frei-
handgefäß, ohne Verzierung, mit zwei gegenüber-
stehenden knopfartigen durchlochten Henkelan-
b Eine Beschreibung der Örtlichkeit erscheint aus
militärischen Gründen untunlich und dürfte für die Sache
auch irrelevant sein.
2) Die drei Durchmesser folgen hier und weiter in
derselben Anordnung wie bei dem eben beschriebenen
Gefäße.

sätzen, einem gerade aufwärts stehenden oberen
Rande, kleinem flachen Boden, mäßig gebrannt;
hoch 8 cm, Wandstärke o-o5 cm, Durchmesser 7-3 cm,
3-5 cm, 9 cm.
Steinartefakte: EinSteinhammer (4-5twhoch,
1 V2Cm lang, 3C/W größte Breite am Stielloch), genau
in der halben Länge ein Stielloch, vollkommen
symmetrisch, die beiden Enden oval abgestumpft,
die beiden Seitenflächen mit einer Hochrippe.
Ein Steinhammer (4-5 cm hoch, 11 cm lang,
5 cm größte Breite) mit Stielloch, einer scharfen
und einer abgestumpften Kante, das Stielloch
etwas näher der abgestumpften Kante, sonst nahezu
symmetrisch.
Ein Flachbeil mit abgenutzter Schneide 7*3 cm
lang, an der Schneide 3 cm breit).
Auch Metallgegenstände wurden beim
Skelett gefunden; ich will nicht entscheiden, ob
sie etwa zufällig in diese Schichte geraten sind.
Zwei Fragmente eines Bleiringes mit 4-50 cm
Durchmesser und ein stark patinierter kupferner
Ring (Reif) von ovaler Form mit zirka 4-5 cm
Längsachse, der an der stärksten Stelle zirka 8 mm
hatte und sich gegen die offenen abgebrochenen
Enden verjüngte. Leider ist dieses Stück durch
einen Arbeiter entwendet worden.
Der Leichnam war samt allen angeführten
Funden auf einer aus Kohlengries und pulveri-
siertem gebrannten Ton durchmengten Schichte in
beiläufiger Rechtecksform von 3 m Breite und
4 m Länge von ungefähr Spatentiefe gebettet,
die sich in Farbe und Beschaffenheit scharf von
dem anschließenden Erdreich abhob.
Tumulus II. Ein ziemlich gut erhaltenes
Menschenskelett. Keine Beigaben.
Tumulus III. Ein stark vermorschtes und
zerfallenes Menschenskelett. Keine Beigaben.
In der Nähe dieser drei Tumuli steht noch
ein unberührter Tumulus. Ich glaube, daß sie in
naher Beziehung mit den von mir im Juni 1902
bei Balice gemachten Funden stehen und gleich-
falls der neolithischen Periode angehören.
 
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