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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Kaindl, Raimund Friedrich: Prähistorisches aus der Bukowina: Forschungen auf dem Gräberfelde von Unterhorodnik-Prädit und in der prähistorischen Ansiedlung von Szipenitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0059
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97

R. F. Kaindl Prähistorisches aus der Bukowina

Prähistorisches aus der Bukowina
Forschungen auf dem Gräberfelde von Unterhorodnik-Prädit und in der prähistorischen Ansiedlung von Szipenitz

Auf dem als Hutweide benutzten Bergrücken
Colnicu, der ungefähr von O nach W sich im
Dorfe Unterhorodnik (bei Radautz) hinzieht,
und auf dem nördlich benachbarten Rücken, auf
dem die zum k. u. k. Radautzer Gestüte gehörigen
Stallungen und Wirtschaftshöfe Alt-, Mittel- und
Neu-Prädit liegen, sind bisher über 50 Hügel-
gräber bekannt. Die erste Gruppe derselben,
welche in den Bereich unserer Betrachtung fällt,
besteht aus fünf umfangreichen Tumuli und liegt
noch im flachen Felde nördlich der von Radautz
nach Straäa führenden Bezirksstraße, unfern der
Haltestelle Unterhorodnik der Lokalbahn. Eine
kleine Strecke südlich von dieser Gruppe beginnt
der Colnicu sanft anzusteigen. Einzelne an seinem
Ostende im Dorfe gelegene Tumuli sind gewiß
der Menschenhand bereits zum Opfer gefallen.
Von einem, der an dem Dorfwege unfern des
Gehöftes Peter Prelipceans lag, ist dies durch
übereinstimmende Aussagen mit Bestimmtheit
festgestellt; auch erzählte mir der eben genannte
Grundwirt, daß er in seinem Garten vor einer
längeren Reihe von Jahren „einen Topf unter
einem Stein“ ausgegraben habe. Weiter gegen
W liegt die erste erhaltene „Mogila“ — wie
hier diese Grabhügel allgemein genannt werden —
im Garten des Juon Prelipcean. Einige Hundert
Schritte weiter westwärts gelangt man zunächst
zu zwei, sodann zu einer Gruppe Von drei Grab-
hügeln, die bereits auf der Dorfhutweide liegen
und schon 1894 von J. Szombathy, Kustos des Hof-
museums, ausgegraben wurden. Weiter westwärts
erblickt man auf dieser Hutweide, zumeist zu
größeren Gruppen zusammengeschlossen, etwa
ein Viertelhundert Tumuli, von denen drei 1893
von Szombathy und dem Berichterstatter, einige
andere von Unbekannten durchsucht worden sind.
Schließlich liegt noch ein Grabhügel, es ist der
westlichste, auf dem an die Hutweide grenzenden
Grunde des Gawril Cyganesku. Ungefähr da, wo
am westlichen Abhange des Colnicu die letzten
dieser Grabhügel sich erheben, beginnt auf dem
Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission I 1903.

nw. benachbarten Rücken von Prädit die Grab-
hügelreihe. Diese Tumuli liegen an dem Wege,
welcher von der oben erwähnten Bezirksstraße
abzweigend über Neu- und Mittel-Prädit nach
Alt-Prädit zieht. Die meisten liegen nw. der Straße,
nur einige sö. von ihr. Von diesen zahlreichen
Hügeln war bisher keiner untersucht worden.
Im September 1902 hat der Berichterstatter
im Auftrage und mit Unterstützung der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien zwölf Grabhügel
in Unterhorodnik geöffnet. Mit den acht schon
1893 und 1894 untersuchten Tumulis sind also im
ganzen auf diesem Gräbergebiete zwanzig wissen-
schaftlich durchforscht.
Von den 1893 und 1894 untersuchten Gräbern1)
sind zwei als Brandgräber mit sehr schlecht er-
haltenen, einfachen neolithischen Tongeschirren
und Feuersteinspänen erkannt worden; in einem
befand sich ein Brandgrab im Niveau des ge-
wachsenen Bodens, und 50 cm höher lag ein
Skelett in zusammengeknickter Lage (liegender
Hocker); Beigaben, die damals dem Brandgrabe
zugezählt wurden,2) waren vor allem ein schöner
geschliffener und gebohrter Steinhammer und
eine kleine rechteckige, an den vier Ecken mit
Löchern versehene zugeschliffene Steinplatte. Ein
Tumulus enthielt bloß ein Skelett; ein anderer ein
Steinkistengrab mit Skelett ohne Beigaben; drei
hatten kein bestimmtes Ergebnis zu Tage ge-
fördert. Die im September 1902 durchforschten
Gräber — ihr Durchmesser beträgt 6 bis 16 m,
ihre Höhe etwa 80 cm bis 1-5 m — sind, soweit
die Grabungen sichere Ergebnisse zu stände
brachten, Brandgräber; in sechs derselben fanden
sich größere oder kleinere Mengen von verbrannten
Knochen; die meisten anderen waren in ihrer
sonstigen Beschaffenheit jenen gleich, insbe-
sondere fanden sich auch in ihnen Kohlen, doch
’) Szombathy im Jahrbuch des Bukowiner Landes-
museums II 11 ff. III 20 ff.
2) Ein Durchschnitt des Grabes in Kaindt., Gesch.
der Bukowina 1 2 Taf. II Fig. 17.
 
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