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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Gnirs, Anton: Eine vorrömische Nekropole innerhalb der Mauern des antiken Pola
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0046
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7i

A. Gnir.s Eine vorrömische Nekropole innerhalb der Mauern des antiken Bola

worden. Die lokale istrische Keramik ist mit Bruch-
stücken von Gebrauchsgefäßen reich vertreten,
unter denen sich folgende Formen deutlich unter-
scheiden lassen:
I. Schalen. Neben einer Menge hieher ge-
höriger Bruchstücke roh gearbeiteter Schalen mit
eingebogenem Rande fallen Scherben verzierter
Gefäße mit horizontalem Henkel auf, der sich
etwas über den Rand gehoben zu haben scheint.
Als Verzierungsmotiv erscheint ein schiefwinkliger

58 a


Fig. 57 a b Bruchstücke von ornamentierten Henkeltassen
Fig. 58 a b Schüsselfönnige Schale
Mäander, der ein Band füllt, das unmittelbar unter
dem Mundsaum die Wandung umläuft (Fig. 57).
Auf zwei braun gefärbten Fragmenten ist das
schraffierte Ornament eingeritzt; die Ritzlinien
sind mit einer weißen Kreide gefüllt. Das Bruch-
stück einer schwarzen Schale zeigt in sorgfältigerer
Ausführung den gleichen Mäander in doppelten,
eingepreßten Streifen. Eine schüsselförmige schwarze
Schale ist durch ein Stück Wand mit hoch ge-
hobenem Horizontalhenkel vertreten (Fig. 58). Die
kleinen Schalen mit dem schiefwinkligen Mäander
sind in mehreren Exemplaren bereits aus der Piz-
zughi-Nekropole bekannt (Atti e memorie V Taf. VI
Fig. 1. 3.)
II. Henkeltassen. Nicht selten wurden recht
rohe Formen eines Kleingeschirres aus den Abfall-

Fig. 59 Henkeltassen und zylindrisches Näpfchen


schichten herausgezogen, die aus bloßer Hand
gefertigt sind. Gleiche Henkeltassen teilt bereits
Hoernes aus den Villanuovafunden mit (Fig. 59),
an denen sich auch der auffallend hochgezogene
Henkel beobachten läßt. Die Polenser Henkeltassen
tragen 3—4 kleine Buckel, die sich als Verzierung

über die Gefäßwand hirv verteilen (vgl. Fig. 59).
Die kleinen zylindrischen Näpfchen, die bei dieser
Gelegenheit erwähnt werden sollen (Fig. 59), sind
ebenfalls vom Villanuova-Kastellier her bekannt;
sie werden von Hoernes als Kinderspielzeug an-
gesprochen, könnten aber auch als kleine Guß-
tiegel in Verwendung gestanden sein, zumal sich
in einem ein kleiner Gußrest gefunden hat.
III. Pfannen. Von derartigem Kochgeschirr,
das bereits von Hoernes, Kastellier von Villanuova



Fig. 60
Tellerförmiges Kochgeschirr

S. 18, als eine Spezialität der istrianischen Kastel-
liere, speziell des von Villanuova erwähnt wird,
wurde dem Kjökken-mödding eine ziemliche Zahl
in Bruchstücken entnommen. Dieselben gehören
dickwandigen (1*5—2 cm), roh gearbeiteten, runden
Tellern von geringer Tiefe (durchschnittlich 3 cm)
an (Fig. 60). Ihre Erklärung als Backpfanne für
ein fladenförmiges Brot ist wohl zutreffend; für
die Herstellung des letzteren empfahl sich die auf-
fallend große Bodenfläche dieses Kochgeschirres.
Nach den in Pola aufgefundenen Scherben hatten
diese Gefäße eine innere Weite von 60—80 cm.
Gleiche Scherben sind im Kjökken-mödding der
Nekropole von Nesactium zahlreich nachgewiesen.
IV. Töpfe. Durchgängig in roher Arbeit aus
einer stark mit körnigem Sand durchmengten
Tonerde hergestellt. Letztere wurde in der Um-
gebung des Kastelliers aus kleinen Foiben ge-


Fig. 61 Henkel von großen Gebrauchsgefäßen

wonnen, wo sie als eingeschlemmtes Füllmaterial
unter dem Namen Puzzolana heute noch gesucht
wird. Aus den unzähligen Scherben ein ganzes
Gefäß gewinnen zu wollen, wäre ein etwas allzu-
schwieriges Unternehmen, da sich nur selten einige
 
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