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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Moser, Karl: Die Nekropole von S. Servolo in Istrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0071
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I 2 1

122

K. Moser Nekropole von S. Servolo in Istrien

Bronzebeigaben (Ringe) enthielt und auf ein
Frauengrab hindeuten dürfte.
Diejenigen Gräber, welche den meisten Leichen-
brand enthielten, hatten oft die wenigsten oder gar
keine Beigaben, oft gar keine Steinfassung' und
sind wahrscheinlich die Gräber armer Familien.
Dieser letztere Umstand brachte es mit sich, daß
die Gräber oft schwer in der senkrecht stehenden
Erdwand voneinander getrennt werden konnten.

49 50

Fig. 134 Gräber n. 49, 50


135


Fig. 135—137 Gerippte und glatte Armringe aus Bronze,
prähistorisches Grab; Fig. 138 Ohrgehänge (slav.: zinkcin),
prähistorisches Grab; Fig. 139 Eisenkelt, prähistorisches
Grab

Das Grab Nr. 49, dessen Abbildung mit dem
Nachbargrabe Nr. 50 Fig. 134 bringt, enthielt im
stark kohligen Leichenbrand zwei Armringe (Fig.
135, 136), eine gespaltene große, wasserhelle Glas-
perle und zwei Anhängsel, Ohrgehänge auf zwei
Halbringelchen (Fig. 138). Das anstoßende Grab
Nr. 50 enthielt keine Urne; im Leichenbrande
fanden wir eine Backenzahnkrone, Bronzeringe
und ein flaches durchlochtes Kalkscheibchen.
Die meisten Glasperlen, ungefähr an 30 Stück,
wurden im ausgeworfenen Erdreich aufgefunden,
insbesondere nach einem Regen. Die meisten

Perlen sind aus blauem Glase, seltener gelb, mit
blauen weiß umrandeten Punkten, von außen stark
zerfressen, oft mit eingelegten weißen oder gelben
Emailflecken oder Schlangenlinien im Umfange;
einige derselben waren schon halbiert. Von Bronze-
perlen fand ich nur eine große gerippte, flache
und eine zylindrische Form neben großen zylin-
drischen Tonperlen.
Nr. 56 gut gefaßt, enthielt im Leichenbrand
einen Eisenkelt (Fig. 139) und eine Certosafibel
(Fig. 140). Reich an Beigaben war auch das Grab
Nr. 60 — es enthielt ein verfaultes Gefäß mit
viel kohligem Leichenbrand, von Bronzen: eine
Bogenfibel Fig. 141, einen kleinen Fingerring, aus
zwei Windungen bestehend, Bruchstücke von ge-
rippten Armringen (Fig. 137), zweierlei etwas ge-
wölbte Knöpfe und einen unverzierten Tonwirtel.
Grab Nr. 66 enthielt eine verfaulte Urne mit
Leichenbrand und zahllose Bruchstücke eines
Bronzegefäßes; darunterlag ein Eisenkelt (Fig. 142).

Fig. 140 Certosafibel; 14-1
Fig. 141 Bogenfibel (La Tene-Typus); Fig. 142 Eisenkelt,
prähistorisches Grab; Fig. 143 Bogenfibel (La Tene-Typus)


Durch das Auftreten der prähistorischen Gräber
in zwei Etagen wurde das Trennen der einzelnen
Gräber oft sehr schwierig, zumal die wenigsten
Gräber der oberen Etage eine Einfassung zeigten
und nur unbedeutende Bruchstücke von Bronze-
beigaben aufwiesen; manchmal waren auch nur
die zwei seitlichen Einfassungssteine vorhanden.
Aus der Reihe der prähistorischen Gräber hebe
ich Nr. 76 hervor, da dasselbe sorgfältig erhalten
und gedeckt war. Es fehlten aber hier die beiden
seitlichen Steinplatten, die vordere rechteckige
Sandsteinplatte hatte 65 X 35 die obere Deck-
 
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