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K. Moser Nekropole von S. Servolo in Istrien
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platten lag- nur eine fingerdicke, schwarze, etwas
kohlige Erdschichte. Da wir unter der zweiten,
ebenfalls sehr stark zerdrückten Deckplatte nichts
mehr fanden, so machte das den Eindruck, als
wäre das Grab ausgeraubt worden.
Beim Freilegen der ober dem Steinbruche
gelegenen Erde fand ich wieder ein römisches
Grab Nr. 5 mit einem bereits zerschlagenen kleinen
Tonfläschchen und einer großen zerdrückten Urne
mit Leichenbrand und Tränenfläschchen aus blauem
Glase. Der Leichenbrand unterschied sich wesen-
tlich von dem der prähistorischen Gräber. Er war
trocken, die Knochenstückchen braun geröstet und
füllten, grauen Schale, darunter ein gebogenes
Eisenmesser, nebenan ein blaues Tränenfläschchen,
der Hals eines zweiten und ein kleines Ton-
fläschchen.
Da die Bruchsteine auf der neuen Straße zur
Anlage der Böschung verwendet wurden, verlegten
wir unsere Arbeit auf die neue Straße, wo wir
ein großes Grab Nr. 11 aufdeckten. Dasselbe lag
in 1 m Tiefe, gerade unter dem Erdfalle, der uns
die prähistorischen Gräber verschüttete. Beim
Hinwegräumen des Erdreichs von der ersten Stein-
platte fand ich zwei zusammenklebende Bronze-
münzen,1) die ich als Beigaben betrachte, dann
Fig. 152 Fibelbruchstücke mit Glasperle, außerhalb der prähistorischen Gräber; Fig. 153 Gruppe von Tongefäßen,
Töpfen, Krügen, Schalen, Tränenfläschchen, Schälchen, Flaschenurnen und Violen aus den römischen Gräbern von
S. Servolo; Fig. 154 Römische Klemmzange aus Bronze; Fig. 155 Chirurgisches Instrument, römisch
ohne kohlige Beigabe. Wir deckten noch drei
andere römische Gräber auf, 6, 7 und 8, von denen
nur Nr. 6 ein schlankes Tonfläschchen im Leichen-
brande enthielt. Die Gräber waren schlecht gefaßt.
Nr. 9 enthielt viel Leichenbrand, eine unkenntliche
Münze mit sichtbarem S. C. und vier verschieden
geformte und gefärbte Tränenfläschchen.
Alle diese neun Gräber waren auf den Platten
des Steinbruches gelegen, schlecht oder gar nicht
verwahrt und griffen in die Reihe der prähisto-
rischen Grabanlagen hinein. Sie waren durch die
Beschaffenheit des Leichenbrandes und durch die
Tränenfläschchen von den Gräbern der einheimi-
schen prähistorischen Bevölkerung leicht zu unter-
scheiden.
Auch Nr. 10 lag in der Reihe der prähisto-
rischen Gräber mit einer mit Leichenbrand ge-
folgte eine zweite und eine dritte Sandsteinplatte,
welche durch eine Art von Mörtel fester verbunden
waren. Es enthielt viele Beigaben: 1. ein grünlich-
weißes „Tränen“-Fläschchen mit langem Halse, aus
dickem Glase, 2. Bruchstücke einer Fibel aus ge-
wundenem Eisendraht mit Ringelchen, Fig. 152, und
ein Nagel mit g'ewölbtem Kopf, 3. eine große flache
Schale aus Terra sigillata, auf der 4. eine niedrige
Schale aus grauem Ton mit Leichenbrand stand,
5. eine Schale aus rotem Ton, 6. eine feine Henkel-
flaschenurne, liegend, 7. eine zweite Schale aus
grauem Ton, 8. ein ganz zerdrücktes Töpfchen
mit viel Leichenbrand (Fig. 153). Im Umfange um
x) Siehe A. Gaheis S. 4 Nr. 1. Bemerkt sei hier, daß
auch alle gefundenen Münzen durch eine erdige Kruste
unkenntlich waren, die nur durch Ausglühen entfernt
werden konnte.
K. Moser Nekropole von S. Servolo in Istrien
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platten lag- nur eine fingerdicke, schwarze, etwas
kohlige Erdschichte. Da wir unter der zweiten,
ebenfalls sehr stark zerdrückten Deckplatte nichts
mehr fanden, so machte das den Eindruck, als
wäre das Grab ausgeraubt worden.
Beim Freilegen der ober dem Steinbruche
gelegenen Erde fand ich wieder ein römisches
Grab Nr. 5 mit einem bereits zerschlagenen kleinen
Tonfläschchen und einer großen zerdrückten Urne
mit Leichenbrand und Tränenfläschchen aus blauem
Glase. Der Leichenbrand unterschied sich wesen-
tlich von dem der prähistorischen Gräber. Er war
trocken, die Knochenstückchen braun geröstet und
füllten, grauen Schale, darunter ein gebogenes
Eisenmesser, nebenan ein blaues Tränenfläschchen,
der Hals eines zweiten und ein kleines Ton-
fläschchen.
Da die Bruchsteine auf der neuen Straße zur
Anlage der Böschung verwendet wurden, verlegten
wir unsere Arbeit auf die neue Straße, wo wir
ein großes Grab Nr. 11 aufdeckten. Dasselbe lag
in 1 m Tiefe, gerade unter dem Erdfalle, der uns
die prähistorischen Gräber verschüttete. Beim
Hinwegräumen des Erdreichs von der ersten Stein-
platte fand ich zwei zusammenklebende Bronze-
münzen,1) die ich als Beigaben betrachte, dann
Fig. 152 Fibelbruchstücke mit Glasperle, außerhalb der prähistorischen Gräber; Fig. 153 Gruppe von Tongefäßen,
Töpfen, Krügen, Schalen, Tränenfläschchen, Schälchen, Flaschenurnen und Violen aus den römischen Gräbern von
S. Servolo; Fig. 154 Römische Klemmzange aus Bronze; Fig. 155 Chirurgisches Instrument, römisch
ohne kohlige Beigabe. Wir deckten noch drei
andere römische Gräber auf, 6, 7 und 8, von denen
nur Nr. 6 ein schlankes Tonfläschchen im Leichen-
brande enthielt. Die Gräber waren schlecht gefaßt.
Nr. 9 enthielt viel Leichenbrand, eine unkenntliche
Münze mit sichtbarem S. C. und vier verschieden
geformte und gefärbte Tränenfläschchen.
Alle diese neun Gräber waren auf den Platten
des Steinbruches gelegen, schlecht oder gar nicht
verwahrt und griffen in die Reihe der prähisto-
rischen Grabanlagen hinein. Sie waren durch die
Beschaffenheit des Leichenbrandes und durch die
Tränenfläschchen von den Gräbern der einheimi-
schen prähistorischen Bevölkerung leicht zu unter-
scheiden.
Auch Nr. 10 lag in der Reihe der prähisto-
rischen Gräber mit einer mit Leichenbrand ge-
folgte eine zweite und eine dritte Sandsteinplatte,
welche durch eine Art von Mörtel fester verbunden
waren. Es enthielt viele Beigaben: 1. ein grünlich-
weißes „Tränen“-Fläschchen mit langem Halse, aus
dickem Glase, 2. Bruchstücke einer Fibel aus ge-
wundenem Eisendraht mit Ringelchen, Fig. 152, und
ein Nagel mit g'ewölbtem Kopf, 3. eine große flache
Schale aus Terra sigillata, auf der 4. eine niedrige
Schale aus grauem Ton mit Leichenbrand stand,
5. eine Schale aus rotem Ton, 6. eine feine Henkel-
flaschenurne, liegend, 7. eine zweite Schale aus
grauem Ton, 8. ein ganz zerdrücktes Töpfchen
mit viel Leichenbrand (Fig. 153). Im Umfange um
x) Siehe A. Gaheis S. 4 Nr. 1. Bemerkt sei hier, daß
auch alle gefundenen Münzen durch eine erdige Kruste
unkenntlich waren, die nur durch Ausglühen entfernt
werden konnte.