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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Moser, Karl: Die Nekropole von S. Servolo in Istrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0075
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I 29

K-. Moser Nekropole von S. Servolo in Istrien

die Beigaben lag'en einige gespaltene Tierknochen.
Da alle diese Schalen Leichenbrand enthielten, so
ist zu entnehmen, daß wenigstens vier Personen
hier beerdigt wurden.
In Nr. 12 ein schlecht gefaßtes Grab mit zwei
zerdrückten Töpfen, aus rotem und schwarzem
Ton und zwei der Länge nach gespaltenen Tränen-
fläschchen.
Nr. 13 war wieder mit drei Platten gedeckt.
Es enthielt eine Flaschenurne mit abgebrochenem,
daneben liegendem Halse, eine Schale aus grauem
Ton mit Leichenbrand, eine kleine Klemmzange
aus Bronze Fig. 154, eine angebrochene Schalen-
hälfte von der Miesmuschel (Mytilus galloprov.)
und eine Schalenhälfte von der Venusmuschel
(Cytherea Chione). Neben der Klemmzange lag
ein Mittelfußknochen vom Rinde.
Nr. 14 war verschoben und enthielt zwei braune
und ein im Feuer geschmolzenes Tränenfläschchen,
Scherben einer grauen, feinen Schale mit Leichen-
brand, eine feine, lange Bronzenadel, ein Bruch-
stück einer Tonlampe und viele Knochen, darunter
drei Wirbelkörper ohne Apophysen auf einer
völlig zerdrückten Urne. Nebenan fand ich auch
das in Fig. 155 abgebildete sonderbar geformte
Stück Eisen sowie eine unkenntliche Bronzemünze.
Nr. 15 ein stark seitlich zusammengedrücktes
Grab mit verschobenen Seitenplatten, mit vier Ge-
fäßen und zwei Tränenfläschchen; davon konnten
nur zwei graue Schalen geborgen werden.
Ein Backenzahn vom Rind sowie zerstreute
Holzkohle führte uns auf die Spur des Grabes
Nr. 16, das ebenfalls zerstört, eine flache Schale
aus rotem Ton, nebenan eine Bronzemünze, einen
kleinen Topf aus schwarzem Ton und Bruchstücke
einer dicken flachen Schale enthielt. Sämtliche
Gefäße waren zerdrückt. Die charakteristischen
Tränenfläschchen fehlten.
In zirka ix/2w Tiefe stießen wir, hart unter
dem Ausbiß des Sandsteines, auf eine Gruppe von
vier Gräbern. Das Sonderbare dabei war, daß die
mangelhaft oder gar nicht gedeckten Gräber sich
alle im Umfange großer Deckplatten befanden.
Die Situation war eine verworrene.
Nr. 17 eine liegende zerdrückte Flaschenurne
mit Henkel, daneben ein Topf aus rotem Ton und
eine Schale aus schwarzgrauem Ton, beide mit
Leichenbrand, dazwischen ein großes blaues Tränen-
jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission I 1903

fläschchen. Unter den Beigaben lag eine Stein-
platte und darunter zwei Tränenfläschchen, das
eine goldgelb, das andere grün. Rechts davon
fanden wir Spuren des Grabes 18 mit Leichen-
brand und zwei zerdrückten Tränenfläschchen und
eine an der Lochung gespaltene, im Umfange fein
parallel geriefte Knochenperle, ferner außerhalb
des Grabes, zwischen den Fassungssteinen ein-
geklemmt, fünf Bruchstücke eines silbernen Arm-
bandes. Da das letztere bereits alte Bruchstellen
aufwies und die Deckplatten zwischen den Gräbern
lagen, so regte sich in mir der Gedanke an eine
frühere Beraubung der Gräber; neben diesem
nach rechts Grab 19, tiefer und mit drei Stein-
platten gedeckt, enthielt eine Tonlampe mit ge-
flügeltem Amor und eine vollständig zersprungene
Urne mit Leichenbrand. — Grab 20 enthielt ein
zerdrücktes Töpfchen mit zwei Tränenfläschchen.


Fig. 156 Doppelringe aus Bronze, prähistorisches Grab
Fig. 157 Bronzefibel
Grab 21, hart am Ausbiß der Steinbruchwand,
mit einer fast quadratischen Platte gedeckt, doch
diese geneigt und verschoben — an Beigaben:
ein gespaltenes ein geschmolzenes Tränenfläsch-
chen und drei Bruchstücke einer roten Ton-
schale und unter der Platte ein Stück blaues Glas
von einem großen Gefäße und eine Bronze-
münze. Daneben fanden sich zwei Sonnenringe,
der eine mit Gehänge (Fig. 156), beide nicht zum
Grabe gehörig, da sich am Boden Reste eines
rohen Topfes vorfanden. In derselben Reihe Nr. 22
Deckplatte und Einfassung verschoben, am Boden
eine große Flasche und Schale aus Terra sigillata,
darauf eine graue Schale mit verkohltem Stamm-
stücke, eine kleine Tonflasche ohne Henkel, drei
mit der Mündung nach abwärts gestürzte, aber
zerdrückte Tränenfläschchen und eine feine Bein-
nadel in Bruchstücken — unter den Tränen-
fläschchen lag viel Leichenbrand.
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