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A. Riegl Die Krainburger Funde
207
Fig. 207 Bronzeschnalle mit aufgesetzten Granaten. Sammlung PavSlar, Krainburg;
Fig. 208 und 209 Bronzeschnallen mit aufgesetzten Granaten. Aus Dernis. Museum zu Knin
leisten treten an diesem Beispiele völlig deutlich
zutage.
Schnallen der gleichen Grundbeschaffenheit
sind nun bereits in einer ganzen Anzahl von
Exemplaren bekannt geworden. Vor allem ist da
ein geschlossener Grabfund aus Monastero (bei
Aquileia) im Besitze des Herrn Eugen Baron
v. Ritter-Zahony zu Görz zu erwähnen/) der nebst
einer großen Schnalle ähnlicher Art zwei große
Fibeln, ein kleines beschlägloses Schnällchen und
eines von jenen ovalen, einseitig zugespitzten
römischen Büchschen enthielt, die von den einen
für Parfümbehälter, von anderen als Siegelkapseln
erklärt wurden; seinen Deckel schmückt ein teil-
weise emaillierter Phallus. Die Schnalle von
Monastero hat weit reinere Umrisse als die beiden
Krainburger; namentlich der Ring weist eine sehr
scharfe Profilierung auf. Die Bordüre enthält ein
Flechtband, das unterschiedlos um alle vier Seiten
umläuft; dagegen fehlen die Raubtierköpfe des
Ringes und die Vogelköpfe des Beschlägs. Die
beiden mitgefundenen Fibeln zeigen auf der halb-
kreisförmigen „gefingerten“ Kopfplatte eine ra-
diante Komposition des Strichpunktornaments, das
*) Seine Publikation im II. Bande der »Spätrömischen
Kunstindustrie nach den Funden in Österreich-Ungarn«
steht bevor.
in der oströmischen Kunst des VI.—VIII. Jh. die
wichtigste Rolle gespielt hat.1) So sehen wir in
dem Grabfunde von Monastero neben einem minder
barbarischen Charakter der Schnalle unzweifelhaft
oströmische Zierelemente an den Fibeln einher-
gehen, was die Entstehung dieser drei Objekte1)
in einem Atelier eines führenden Kulturlandes
wahrscheinlich macht, das nach der Sachlage im
VI. — VIII. Jh. wohl nur innerhalb der oströmischen
Einflußsphäre gesucht werden kann. Wenn man
aber hienach versucht wäre, auch das Fehlen der
Raubtier- und Vogelköpfe an der Schnalle von
Monastero für ein Symptom des Nichtbarbarismus
zu erklären, so ist dagegen sofort geltend zu
machen, daß an den mitgefundenen Fibeln sowohl
ein Tierkopf (als Ablauf der Fußplatte) als krumm-
schnäblige Vogelköpfe (die Fußplatte beiderseits
flankierend) vorkommen.
Tiefer nach Italien führen uns eine ähnliche
Schnalle im British Museum, die aus Florenz
x) Der Nachweis bei Riegl, Spätrömische Kunst-
industrie I 204 f.
J) Von den übrigen zwei mitgefundenen Sachen ist
das einfache beschläglose Schnällchen der wulstigen Bil-
dung und den Proportionen nach gleichzeitig mit den drei
oben geschriebenen Sachen, das römische Büchschen etwa
zwei Jahrhunderte älter.
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A. Riegl Die Krainburger Funde
207
Fig. 207 Bronzeschnalle mit aufgesetzten Granaten. Sammlung PavSlar, Krainburg;
Fig. 208 und 209 Bronzeschnallen mit aufgesetzten Granaten. Aus Dernis. Museum zu Knin
leisten treten an diesem Beispiele völlig deutlich
zutage.
Schnallen der gleichen Grundbeschaffenheit
sind nun bereits in einer ganzen Anzahl von
Exemplaren bekannt geworden. Vor allem ist da
ein geschlossener Grabfund aus Monastero (bei
Aquileia) im Besitze des Herrn Eugen Baron
v. Ritter-Zahony zu Görz zu erwähnen/) der nebst
einer großen Schnalle ähnlicher Art zwei große
Fibeln, ein kleines beschlägloses Schnällchen und
eines von jenen ovalen, einseitig zugespitzten
römischen Büchschen enthielt, die von den einen
für Parfümbehälter, von anderen als Siegelkapseln
erklärt wurden; seinen Deckel schmückt ein teil-
weise emaillierter Phallus. Die Schnalle von
Monastero hat weit reinere Umrisse als die beiden
Krainburger; namentlich der Ring weist eine sehr
scharfe Profilierung auf. Die Bordüre enthält ein
Flechtband, das unterschiedlos um alle vier Seiten
umläuft; dagegen fehlen die Raubtierköpfe des
Ringes und die Vogelköpfe des Beschlägs. Die
beiden mitgefundenen Fibeln zeigen auf der halb-
kreisförmigen „gefingerten“ Kopfplatte eine ra-
diante Komposition des Strichpunktornaments, das
*) Seine Publikation im II. Bande der »Spätrömischen
Kunstindustrie nach den Funden in Österreich-Ungarn«
steht bevor.
in der oströmischen Kunst des VI.—VIII. Jh. die
wichtigste Rolle gespielt hat.1) So sehen wir in
dem Grabfunde von Monastero neben einem minder
barbarischen Charakter der Schnalle unzweifelhaft
oströmische Zierelemente an den Fibeln einher-
gehen, was die Entstehung dieser drei Objekte1)
in einem Atelier eines führenden Kulturlandes
wahrscheinlich macht, das nach der Sachlage im
VI. — VIII. Jh. wohl nur innerhalb der oströmischen
Einflußsphäre gesucht werden kann. Wenn man
aber hienach versucht wäre, auch das Fehlen der
Raubtier- und Vogelköpfe an der Schnalle von
Monastero für ein Symptom des Nichtbarbarismus
zu erklären, so ist dagegen sofort geltend zu
machen, daß an den mitgefundenen Fibeln sowohl
ein Tierkopf (als Ablauf der Fußplatte) als krumm-
schnäblige Vogelköpfe (die Fußplatte beiderseits
flankierend) vorkommen.
Tiefer nach Italien führen uns eine ähnliche
Schnalle im British Museum, die aus Florenz
x) Der Nachweis bei Riegl, Spätrömische Kunst-
industrie I 204 f.
J) Von den übrigen zwei mitgefundenen Sachen ist
das einfache beschläglose Schnällchen der wulstigen Bil-
dung und den Proportionen nach gleichzeitig mit den drei
oben geschriebenen Sachen, das römische Büchschen etwa
zwei Jahrhunderte älter.