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C. List Die Spangenhelme von Vid
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Die Spangenhelme von Vid
Am 4. Februar 1901 wurden zu Vid1) bei Met-
kovic, im Gebiete der alten Narona, laut amtlichen
Berichtes des dortigen Pfarrers J. Janic, gelegent-
lich der Demolierung einer Kirche, deren Alter sich
leider nicht mehr genau bestimmen läßt, aber jeden-
falls kaum mehr als zwei bis drei Jahrhunderte be-
tragen haben dürfte, in dem dieselbe umgebenden
Friedhöfe, etwa 8—9 m gegen SW von der Kirche
entfernt und ungefähr 170 m unter der Oberfläche
in dem vom Schutte alter Stadtmauern stark durch-
setzten Boden folgende Gegenstände gefunden:
ein Spangenhelm (Taf. VII, oben), ein einfacher
Fig. 219 Eisenhelm, gefunden zu Vid.
Völkerwanderungszeit
Eisenhelm (Fig. 219), drei Speereisen (Fig. 220),2)
endlich angeblich noch zwei Lanzenspitzen, die
jedoch kürzer waren und auch in der Form von den
genannten etwas abwichen. Die zwei zuletzt er-
wähnten Gegenstände, die gleich den übrigen
seither in die Sammlungen des kais. kunsthistori-
schen Hofmuseums gelangt sind, haben sich in der
Folge als ein Stück verrostetes Feuersteineisen
(Taf. IV 3) und eine römische Fibel des II. Jh.
(Taf. IV 4) herausgestellt. Das erstere hat seine
Form wesentlich eingebüßt; die letztere ist wohl
nur durch Zufall in das gleiche Terrain geraten.
x) eigentlich Sveti Vid = St. Veit.
2) Ihre Länge beträgt 327 »wz, 335 mm, 338 mm.
Mit Rücksicht auf Zweifel an der Echtheit ähn-
licher Helme, die allerdings auffallenderweise fast
sämtlich in der jüngsten Zeit erst zu Tage ge-
kommen oder doch bekannt geworden sind, mag
noch hinzugefügt werden, daß die vorhin beschrie-
benen Gegenstände in Gegenwart des Baurates
Jvekovic von der k. k. Landesregierung zu Zara,
des k. k. Bezirkskommissärs Ludwig Neumayer,
zweier k. k. Gendarmen und des damaligen Pfarrers
Damic von Vider Bauern ausgegraben wurden.
Am 5. März 1902 wurde von denselben Bauern
in Gegenwart des Pfarrers der auf Taf. V abge-
bildete Spangenhelm im sandigen Boden etwa 2 m
nw. von der Kirche und nahezu doppelt so tief
als jene früheren Fundsachen, ausgegraben.
Endlich gehören zu dem Gesamtfunde zwei
Wangenklappen (Taf. IV 1, 2) und der Rest einer
Eisen-Brünne (Taf. IV 5), von denen jedoch die
vorliegenden Fundprotokolle nicht genau aussagen,
ob sie mit dem früheren oder späteren Funde zu-
tage gekommen seien.
Sämtliche Gegenstände wurden vom kais. Hof-
museum erworben.
Die erste Sorge der Waffenabteilung- mußte
es sein, den arg zertrümmerten Helm, der zuletzt
allein aufgefunden wurde, wieder herzustellen. Da
sich glücklicherweise alle seine fehlenden Bestand-
teile unter den Fundobjekten vorfanden, konnte in
der Tat eine Restaurierung des Helmes ad integrum
vorgenommen werden. Taf. V zeigt oben den Zu-
stand des Helmes vor und unten nach der Restau-
rierung.
Der mühevollen Arbeiten der Restaurierung
hat sich der Leiter der Werkstätte der Waffen-
sammlung des allerhöchsten Kaiserhauses Herr
Josef Prohaska nach den Weisungen und unter
Anleitung des Verfassers dieses Berichtes in vor-
züglicher Weise unterzogen. Denn gewiß waren
hiebei große technische Schwierigkeiten zu über-
winden.
Der in Rede stehende Spangenhelm, welcher
vermutlich nicht aufrecht, sondern auf die Seite
umgelegt all die Jahrhunderte her im Erdreich
C. List Die Spangenhelme von Vid
252
Die Spangenhelme von Vid
Am 4. Februar 1901 wurden zu Vid1) bei Met-
kovic, im Gebiete der alten Narona, laut amtlichen
Berichtes des dortigen Pfarrers J. Janic, gelegent-
lich der Demolierung einer Kirche, deren Alter sich
leider nicht mehr genau bestimmen läßt, aber jeden-
falls kaum mehr als zwei bis drei Jahrhunderte be-
tragen haben dürfte, in dem dieselbe umgebenden
Friedhöfe, etwa 8—9 m gegen SW von der Kirche
entfernt und ungefähr 170 m unter der Oberfläche
in dem vom Schutte alter Stadtmauern stark durch-
setzten Boden folgende Gegenstände gefunden:
ein Spangenhelm (Taf. VII, oben), ein einfacher
Fig. 219 Eisenhelm, gefunden zu Vid.
Völkerwanderungszeit
Eisenhelm (Fig. 219), drei Speereisen (Fig. 220),2)
endlich angeblich noch zwei Lanzenspitzen, die
jedoch kürzer waren und auch in der Form von den
genannten etwas abwichen. Die zwei zuletzt er-
wähnten Gegenstände, die gleich den übrigen
seither in die Sammlungen des kais. kunsthistori-
schen Hofmuseums gelangt sind, haben sich in der
Folge als ein Stück verrostetes Feuersteineisen
(Taf. IV 3) und eine römische Fibel des II. Jh.
(Taf. IV 4) herausgestellt. Das erstere hat seine
Form wesentlich eingebüßt; die letztere ist wohl
nur durch Zufall in das gleiche Terrain geraten.
x) eigentlich Sveti Vid = St. Veit.
2) Ihre Länge beträgt 327 »wz, 335 mm, 338 mm.
Mit Rücksicht auf Zweifel an der Echtheit ähn-
licher Helme, die allerdings auffallenderweise fast
sämtlich in der jüngsten Zeit erst zu Tage ge-
kommen oder doch bekannt geworden sind, mag
noch hinzugefügt werden, daß die vorhin beschrie-
benen Gegenstände in Gegenwart des Baurates
Jvekovic von der k. k. Landesregierung zu Zara,
des k. k. Bezirkskommissärs Ludwig Neumayer,
zweier k. k. Gendarmen und des damaligen Pfarrers
Damic von Vider Bauern ausgegraben wurden.
Am 5. März 1902 wurde von denselben Bauern
in Gegenwart des Pfarrers der auf Taf. V abge-
bildete Spangenhelm im sandigen Boden etwa 2 m
nw. von der Kirche und nahezu doppelt so tief
als jene früheren Fundsachen, ausgegraben.
Endlich gehören zu dem Gesamtfunde zwei
Wangenklappen (Taf. IV 1, 2) und der Rest einer
Eisen-Brünne (Taf. IV 5), von denen jedoch die
vorliegenden Fundprotokolle nicht genau aussagen,
ob sie mit dem früheren oder späteren Funde zu-
tage gekommen seien.
Sämtliche Gegenstände wurden vom kais. Hof-
museum erworben.
Die erste Sorge der Waffenabteilung- mußte
es sein, den arg zertrümmerten Helm, der zuletzt
allein aufgefunden wurde, wieder herzustellen. Da
sich glücklicherweise alle seine fehlenden Bestand-
teile unter den Fundobjekten vorfanden, konnte in
der Tat eine Restaurierung des Helmes ad integrum
vorgenommen werden. Taf. V zeigt oben den Zu-
stand des Helmes vor und unten nach der Restau-
rierung.
Der mühevollen Arbeiten der Restaurierung
hat sich der Leiter der Werkstätte der Waffen-
sammlung des allerhöchsten Kaiserhauses Herr
Josef Prohaska nach den Weisungen und unter
Anleitung des Verfassers dieses Berichtes in vor-
züglicher Weise unterzogen. Denn gewiß waren
hiebei große technische Schwierigkeiten zu über-
winden.
Der in Rede stehende Spangenhelm, welcher
vermutlich nicht aufrecht, sondern auf die Seite
umgelegt all die Jahrhunderte her im Erdreich