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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Schmölzer, Hans: Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0171
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EL SchmÖT.zer Zur Baugeschichte des Balazzo vescovile in Cavalese

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Herstellungen als auf Ausbesserung vorhandener
Schäden.

Es wird angeordnet:
Salesare la Intrata in sino al hostio dela Corte
et a quelo dela caneva.
Snidiare overo pulire dui lochi dove se teneno
le Vitualie per el damno fano li sorzi.
Far dui rizoli in terra in diti logi.
Far murare uno forame et ne la fazada del
muro verso l’acqua, dove e uno revoltello e fare
lo uso de muro, dove se potriano conservare robbe
per qualche pericolo de foco.
Restaurare uno pezo de muro intermediante
la corte et lo horto et inbocare el resto, perche rovina.
Reparare la stua dela fameja, perche el so-
maso de sopra rovina et uno pezo de lo somaso
de sotto e guasto.
Item seria utile per pericolo di foco a far el
rizolo sotto al tetto dove mancha.

Item per reparatione del tecto Travi 4, quali
nele teste sono guasti.
Beziehen sich alle diese Anordnungen auf
Ausbesserung vorhandener Schäden, so betrifft die
folgende eine für die Baugeschichte nicht unbe-

deutsame Neuherstellung.
Es wird nämlich angeordnet:
Item per fare una stua nova sotto a quela

del Rmo per lo Frau Cimer et non occupano la

stua del Rmo (durchstrichen die Worte: per poter
tenire li froli del Capitanio):
R. Lib. Gr.

Asse 100 de Cirmo

13 1 8

Asse 24 de pezo .1 1
Covertini 14.1 2
per Covertini a far el somaso
de sotto •.o 1

Et per fare el fornello e Camino —
Et per le opere del tislar . . —
Et per ochi de vedro a le finestre —
Item fora dela stua per fare uno
muro de zezzo intermediante la

3

saletta e camera

10

quäl muro e de longezza de pei 18
et altezza. 14

Da hätten wir also die Anordnung der Ein-
setzung einer Zwischenwand im kleinen Saale des
ersten Stockwerkes und auch den Grund hiefür.
Die Räumlichkeiten im ersten Stocke waren für

die Familie des bischöflichen Hauptmannes in
Fleims zu beschränkt und weibliche Mitglieder
derselben — li froli — Fräulein — hatten sich
deshalb in den Wohngemächern des Fürstbischofs
im zweiten Stocke eingenistet. Dem sollte abge-
holfen werden dadurch, daß von der Saletta unter
der Wohnung des Bischofs (sotto a quella del
Rmo) eine stua nuova durch Einsetzung einer
Zwischenmauer geschaffen wurde. Dieses neue Ge-
mach läßt sich, wie bereits oben erwähnt, auch
heute noch trotz aller nachfolgenden Veränderungen
im kleinen Saale des ersten Stockes nach-
weisen, fällt jedoch nicht mit der heutigen Raum-
einteilung zusammen. Es zeigen nämlich beide
Räume, in welche der frühere Saal durch diese
Maßregel zerfiel, voneinander verschiedene Felder-
decken, die aber nicht zu der jetzigen Zwischen-
mauer stimmen, weshalb man zur Annahme ge-
drängt wird, daß die unter Cles eingesetzte Mauer
später wieder beseitigt wurde. Die Decke im
Raume nach Westen zu zeigt eine im Grunde
dunkelnußbraune Färbung. Die Tragebalken, mit
einfacher Fase abgeschrägt, zeigen auf ihrer Unter-
seite ein Spiralornament auf lichtbraunem Grund
und in der Mitte eine schwarze Füllscheibe. In
den Feldern wechseln die Clesischen Embleme:
das Rutenbündel mit Schleife und die gekreuzten
Lorbeer- und Palmenblätter sowie ein Rauten-
ornament miteinander ab. Im Raume daneben
zeigen die Felder auf ebenfalls nußbraunem Grunde
abwechselnd Kreise und Rhomben in Schwarz. In
gleicher Weise sind die Abschrägungen von den
Balken zur Decke behandelt. Die Querbalken
zeigen eine einfache, gemalte rote Leiste als Ein-
fassung ohne andere Profilierung. Der Hauptbalken
dagegen trägt eine ziemlich reiche und, was be-
sonders interessant ist, noch ganz gotische Profi-
lierung. Unter der Decke läuft rings an den Wän-
den ein teilweise bloßgelegter gemalter Fries, grau
in grau auf blauem Grunde, der in seinen stili-
stischen Elementen ganz mit den anderen eingangs
erwähnten Friesmalereien übereinstimmt. Das
gleiche gilt, um dies gleich zu bemerken, auch
von den Friesen in den beiden letzten Gemächern
des Südostflügels mit der Jahreszahl 1539.
Daß die stua nuova ursprünglich auch an den
Wänden getäfelt war, geht aus der großen Anzahl
der in obiger Urkunde angeführten Zirmbretter

Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission I 1903

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