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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Schmölzer, Hans: Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0173
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H. Schmölzer Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese

schah, ist nirgends ersichtlich, und wenn der Kar-
dinal von einer erwarteten baldigen „Endschaft“
spricht, so hatte er trotz allen Drängens gut warten.
Ein zweiter Brief aus Prag vom 31. Dezem-
ber 1537 an Botsch gerichtet, macht uns mit dem
Baumeister bekannt, dem die Arbeiten in Cavalese
übertragen waren. Der Kardinal schreibt: „Edler,
getrewer, lieber. Uns ist gar nit zu gefallen be-
scheen, das du dich mit Andre Cribel und Maister
Alexj und Sie mit dir nit peßer verglichen haben,
das sie zu der Zeit Inn Fleimbs wären kommen,
da du anhaimbs gewesen. Wir bevelhen auch
darauf unsern Stathalltern, die Sie ansprechen, da-
mit Sie sich anderer Zeit peßer mit dir und andern
unsern Haubtleuthen, da wir pawen lassen, ver-
gleichen.
Des Stainvoraths und der Stainmengen halber
sollicitier und halt weitter an, damit daran kain
manngel sey. Wollt aber ein manngel zuefallen, so
du durch dein Sollicitieren nit kundtest wennden,
so bericht uns bey gueter Zeit. Wir lassen uns
gefallen, das du Ordnung hast geben, das an
Kalch, Mauerstainen und Sandt fürsehung beschicht.
Und dieweyl du von den Tuffstainen nichts mel-
dest, so erinnern wir dich daran.
Des Holz halber gedengkhen wir, dasselb
werde kaum zu Ausgang des Monats May ein-
gelegt werden, darums sollt es hiezwischen wol
trukhnen. Und damit es das mer beschech, so
mueß man sollich Holz ehedarnach zum Wetter
richten und legen ....
Des weiteren berührt der Kardinal in dem
Briefe die Geldfrage. Denn „wo man pauwen will,
mueß Geldt sein. Ist Mangel da, so gee man nur
so weit, als man mag.“ Er verweist hiebei seinen
Hauptmann auf eine Schuld des weiland Francesco
Cazan, die er auf den Bau verordnet habe, ferner
auf eine Schuld des Pfarrers von Moena. Auch
wolle er selbst mehr Geld für den Bau anweisen
und Botsch möge ihn hieran bisweilen mahnen und
fährt dann fort: „Wir geben den Unndterthanen
Robot, die wurdet neben einem kleinen Geldtwert
helfen. Wurdest auch denselben Unndterthanen
gliempflich zuzureden wissen, das sie deß williger
sein, dann pawen wir, das wir unser Wesen bei
Innen haben können, werden wir des merer bey
Innen seyn.“
Der eingangs dieses Briefes erwähnte Andrea

Crivelli ist der aus der Baugeschichte der Hof-
kirche in Innsbruck bekannte Baumeister. Ihn hatte
der Kardinal noch im Laufe des Herbstes nach
Cavalese gesandt, gerade zu einer Zeit, als Botsch
abwesend war. Der in dem Briefe ebenfalls er-
wähnte Meister Alexj ist der Bildhauer Alessio
aus Como, den wir auch im Castello del Buon Con-
siglio in Trient vielfach beschäftigt finden, wo er
unter anderem die vier prächtigen Medaillons 'an
der Außenseite der Loggia des Löwenhofes schuf.
Was den übrigen Inhalt des Briefes betrifft,
so ist in demselben nur von Herbeischaffung von
Baumateriale die Rede. Es können also die Bau-
arbeiten kaum sehr weit fortgeschritten gewesen
sein. Der Kardinal spricht zwar die Erwartung
aus, daß das Holz zu Ausgang des Monats Mai
des nächsten Jahres werde „eingelegt“ werden
können, allein in einem weiteren aus Innsbruck
vom 17. April 1538 datierten Briefe an Simon
Botsch schreibt er:
„Was du von dem dürren erkauften Holz
schreibest, thue man zu demselben, was man für
das gelegenst und nutzigst ansehe, namentlich,
das man die Einlegung sollichs Holz noch heuer
oder auf das nächste Jor thue.“ Nebenbei erfahren
wir aus demselben Briefe, daß der Kardinal auch
eine Erweiterung der Loggia in Cavalese plante.
Er will „mit dem Cribellen daraus reden und zu
volgendt hineinschicken“ oder seinem Hauptmann
vorher schreiben, wozu er sich entschlossen habe.
Ende Juni desselben Jahres war man so weit,
daß man darangehen konnte, das Dach aufzusetzen.
Wie von einer düstern Ahnung erfaßt, daß er das
Ende des Baues nicht erleben werde, drängt der
Kardinal immer mehr. Am 28. Juni 1538 schreibt
er an Botsch: „des Baues halben, sehen wir gern,
das du dennocht so vleissig damit fürfarst, wellen
Innhalt deines Anzaigens verordnen, damit die
Zimmerleut hineingefurdert werden. Du mueßt dich
nit allweg auf unsere verordnete Pawleut ver-
lassen, dann sie sein bisweilen hinlässig und lang-
sam, sonder ist von nöten, das du selbs die Sach
in ain oder in andern weg befürderest, sonst
wurde es ettwa langsam zur geen, wie es uns an
andern orten auch beschehen ist.
Wir wellen dir auch bey unserm Zöllner,
dem Symonettl, hundert Gulden verordnen an dem
Geld, so er uns von der Holztrifft zu geben

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