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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Studniczka, Franz: Zum Klazomenischen Dolonsarkophag
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0155
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Studniczka, Zum Klazomenischen Dolonsarkophag. 147

der Wanne Schweifs und Blut der geleisteten Arbeit abgewaschen, setzen sich
behaglich hin, um sich an Speise und Trank zu erquicken und dankbar der hilf-
reichen Göttin zu gedenken23. In diesem Zustande zeigt uns der Maler den Dio-
medes in seinem Zelte und schildert das Staunen, vielleicht auch die Scheu, mit
welchem das Gesinde die erbeuteten Rosse, xWcttouc irnrou? rfiz ijiB'parouc, '— deren
Schönheit im Bilde ja freilich zu kurz gekommen ist — begrüfst. Dafs er den
Diomedes allein, nicht wie der Dichter in Gemeinschaft mit dem Gefährten ruhen
und zechen läfst, dafs er auch sonst in Einzelheiten von dem Wortlaute des Epos
abweicht, wird Niemanden beirren.
Auch die neue Tatsache, dafs schon die hocharchaische Kunst als passendstes
Gegenstück zur Tötung Dolons das Heimbringen der Pferde des Rhesos dargestellt
hat, kommt der Beurteilung der Euphroniosschale zu Gute. Man wird schwerlich
mehr bezweifeln dürfen, dafs Robert im Rechte war, wenn er das durch ihn bekannt
gewordene Bruchstück von der Rückseite des Gefäfses, auf welchem auch ein
Pferdebein erhalten ist, mit demselben Gegenstand in Beziehung setzte34.
Zum Schlüsse sei hier eine antiquarische Beobachtung, auf die mich der
Dolonsarkophag geführt hat, vorläufig mitgeteilt, da sie, von einer Nachprüfung in
gröfstem Umfang, zu der ich hiermit anregen möchte, bestätigt, ein wichtiges kunst-
und culturgeschichtliches Kriterium ergeben würde. Die Wagen auf den klazome-
nischen Sarkophagen35 haben durchweg homerische xoxXa öxtaxvYjfxa26, und ihnen
schliefst sich hierin fast Alles an, was wir mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit
demselben Kunstkreise, im weitesten Sinne, zuzuschreiben vermögen27. Diese com-
plicierte Form, als deren gleichartige Nebenformen Räder mit sechs, zehn oder
mehr Speichen gelten dürfen, herrscht in Assyrien, Persien, Kleinasien, Kypros, ist
also gewifs einer von den orientalischen Bestandteilen der altionischen Cultur. Dem
gegenüber hält das Mutterland, dessen Sitte wir besonders aus den altkorinthischen
und -attischen Bildwerken kennen, an dem simplen Kreuz im Rade fest, erst auf
den »strengschönen« Vasen mit roten Figuren dringt die orientalische Form häufiger
ein, wie es scheint meist in Bildern, die der monumentalen ionischen Malerei nahe

23) Ilias 10, 566 ff.
24) Arch. Zeitg. 1882 S. 47; dagegen Klein, Euphro-
nios2 S. 155 f.
25) Mon. d. Inst. XI Tf. 54 (Journ. Hell. stud. IV
S. 5), der Dolonsarkophag und der mit der
Dammwildjagd (Denkm, I 1889 Tf. 45), wo der
erhaltene Rest des Wagenrades am Innenrande
bei scharfem Zusehen noch zwei Speichenansätze
erkennen läfst, aus deren geringem Abstande
sich die Achtspeichigkeit sicher ergibt.
2G) Das Beiwort kommt nur Ilias 5, 723 vom Wagen
der Hera vor, aber niemals eine entgegengesetzte
Angabe.
der io:

') Z. B. die Aristonophosvase (Schildzeichen) —
Phineusschale — Unediertes Bruchstück aus
Daphnä am Delta (nach C. Smith) — Dümm-
lers ionische Amphora Rom. Mitth. des Inst. II
S. 174, 9 — die Amphora oben Anm. 21 —
Marmorrelief Prachov Antiq. mon. Xanth. Tf. 3
(Jahrbuch I S. 84) — Tonreliefs Moji. d. Inst.
I Tf. 18, 2, Gaz. arch. 1883 Tf. 49 (Schreiber,
Bilderatlas Tf. 34. 3 vgl. Furtwängler, Roschers
Lexik. I S. 1767) — Sechsspeichige Räder: Conze,
Mel. Thongef. Tf. 4 — Relief aus Kyzikos Ro-
schers Lexik. I S. 1767 —. Die etruskische
Kunst geht auch hier fast ohne Ausnahme mit
 
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