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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Wernicke, Konrad: Zum Verzeichnis der Werke des Skopas
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0157
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Wernicke, Zum Verzeichnis der Werke des Skopas.

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vielbesprochenen Niobiden; das andere ist ein Janus pater in suo templo dicatus ab
Augusto ex Aegypto advectus .... iam quidein et auro occultatus. Am ausführ-
lichsten hat diesen Janus Urlichs besprochen a. a. O. S. 56 ff. Dafs weder Skopas
noch Praxiteles einen Janus gebildet haben kann, ist unmittelbar einleuchtend. Halten
wir also an diesen Namen fest, so sind wir zu der Annahme gezwungen, dafs das
griechische Werk ursprünglich etwas anderes bedeutet habe und von Augustus zum
Zweck der Aufstellung im Janustempel umgetauft worden sei. Es kann füglich nichts
anderes gewesen sein als ein Hermes 81 xscpocXoc. Wir sind nicht genötigt, uns diesen
Janus, wie Urlichs will, nach Art der Hekatebilder als eine Doppelfigur zu denken,
die sich mit dem Rücken an eine Säule lehnt. Auch für den alten Janus Geminus
beweist das die Stelle des Plinius XXXIV 33 nicht. Vielmehr wird es in der Tat
ein Pfeiler mit Doppelkopf gewesen sein. Wir können aber noch mehr erschliefsen.
Nach Urlichs wäre unsere Herme von Marmor. Wir haben darüber keine directe
Angabe; aber die Nachricht des Plinius, sie sei zu seiner Zeit vergoldet gewesen,
legt mir die Annahme nahe, dafs sie aus Erz war. Dafs die Vergoldung von Nero
herrühre, ist eine grundlose Vermutung von Urlichs.
Dafs man aber in einer allerdings bei Bronze vielfach üblichen Vergoldung
eine occultatio finden konnte, dafür spricht die Stelle gerade bei Plinius XXXIV 63, wo
gesagt wird, dafs man das Gold, welches den Kunstwerth beeinträchtigt habe, von
der Lysippischen Alexanderstatue wieder entfernt habe. Augustus hat seine be-
sondere Vorliebe für Skopas dadurch bewiesen, dafs er dessen Apollon als Cult-
bild des Tempels auf dem Palatin aufstellte, der vor allem der Verherrlichung seiner
Person und Regierung galt. Werden wir also nicht in dieser Herme, von der man
nicht wufste, ob sie von Skopas oder von Praxiteles sei, die Augustus von Aegypten
nach Rom brachte, die er dort im Tempel des Janus aufstellte, und die nun als
Janusbild galt, ebendieselbe Herme erkennen, von der ein hellenistisches Epigramm
betonte, dafs sie von Skopas sei? Dann wäre sie also endgiltig aus den Werken
des Praxiteles zu streichen. Wie sie nach Ägypten kam, dafür lassen sich mancher-
lei Möglichkeiten ausdenken. War die Plerme aber aus Erz, so wird auch die
Aphrodite Pandemos in Elis aus ihrer vereinsamten Stellung als einzige von Skopas
überlieferte Erzstatue erlöst, und damit fällt der letzte Grund, sie mit Klein einem
älteren Skopas, gegen den sich bereits Brunn mit Recht erklärt hat, zuzuschreiben.
Plinius fährt nach der Erwähnung des Janus folgendermafsen fort: similiter
in curia Octaviae quaeritur de Cupidine fidmen tenente, id demum adfirmatur, Alcibiaden
esse principem forma in ea aetate. Multa in eadem schola sine auctoribus placent etc.
Auch diese Notiz hat Klein (Arch.-epigr. Mitth. aus Österr. IV S. 24) zu Gunsten
seiner Annahme eines älteren Skopas benutzt. Dargestellt war (nach Klein) Alkibia-
des als Eros, wahrscheinlich auf Bestellung des Alkibiades selbst, der sich ja auch
sonst in ähnlicher Weise verherrlichen liefs, z. B. durch Aglaophon. Folglich ge-
hörte der Künstler dem fünften Jahrhundert an. Trotz ihrem bestechenden Aussehen
ist diese Schlufsfolgerung nicht haltbar. G. Oehmichen (Plinianische Studien S. 130)
hat die betreffende Stelle als einen der museographischen Zusätze erkannt, welche
 
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