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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Holwerda, Antonie E. J.: Korinthisch-Attische Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0275
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Holwerda, Korinthisch - attische Vasen.

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hatte, lebte nichts mehr von jener selbstbewufsten Kraft, welche erst nach erbit-
tertem Kampfe dem neuen Eindringling das Feld räumt. Doch war sie darum
noch nicht völlig wirkungslos. Wir sahen die ihr besonders eigene Tendenz die
obere Hälfte des Gefäfses gegenüber der unteren auszuzeichnen in der attisch-
korinthischen Vasenfabrication auftauchen; ihr Mäander hat am Ende den Sieg
davongetragen. Kein Wunder, dafs wir auch einige Gefäfse mit halb korinthischer
halb geometrischer Decoration antreffen. Diese brauchen darum nicht älter zu sein
als die unsrigen, wie auch jene schwarzen Lhiterhälften nicht an den ursprünglichsten
Exemplaren unserer Gattung auftreten; ja sogar hatte wahrscheinlich die Wieder-
aufnahme der alten Formen die Bedeutung, dafs der Rausch der Bewunderung für
die neue sich gelegt hatte.
Zum Schlufs noch Folgendes. Die Bezeichnung unserer Vasenklasse als
attisch wird man wohl im allgemeinen gelten lassen. Es könnte aber die Roheit
mehrerer Exemplare sehr leicht auf den Gedanken an local-italische Arbeiten
führen73. Doch ist, so weit ich sehe, eine Trennung in zwei Gruppen, eine attische
und italische, in jeder Hinsicht unmöglich und erklärt sich die bald gröfsere, bald
geringere Roheit und Unsicherheit des Stils dieser ganzen Vasenklasse vollständig,
wenn wir nach obiger Weise annehmen, dafs eine Vasenkunst, welche keine Übung
hinter sich hatte, als die der geometrischen, Dipylon- oder frühattischen Vasen, auf
einmal an die Nachahmung des bereits hoch entwickelten korinthischen Stiles sich
gemacht hat.
Was nun die Abhängigkeit von der kleinasiatischen Kunst betrifft, welche
Diimmler (Röm. Mitth. 1888 S. 164ff.) für unsere Vasenklasse annimmt, so möchte
ich bemerken, dafs, wie eng sich dieselbe auch an ihre korinthischen Vorbilder
anschliefst, doch natürlich vereinzelt auch andre Typen eingeschlichen sein können;
so ist z. B. das Viergespann von No. 58 so ziemlich das bekannte chalkidische.
Wenn denn auch der Mann in dem Tierfriese der Münchener Amphora, wie Diimmler
meint, ein kleinasiatischer Typus assyrischen Ursprungs wäre (vgl. aber oben Anm. 34),
so würde sich doch dieser unter den zahlreichen ornamentalen Formen unserer
Vasenklasse nur einmal nachweisen lassen. Es vergegenwärtigt aber die korinthisch-
attische Vasenmalerei unzweifelhaft ein älteres Entwicklungsstadium der schwarz-
figurigen Kunst als die von Diimmler herbeigezogenen klazomenischen Sarkophage
und Vasenscherben aus Kyme. So hat z. B. Diimmler selbst die weit fortgeschrittene
Stilisierung des Lotos- und Palmetten-Ornamentes auf einem der Sarkophage mit
der gegenständigen Lotos- und Palmetten-Kette der späteren attischen Vasen (welche
oben auf wahrscheinlichere Weise erklärt wurde) auf eine Linie gestellt, während die
Lotos- und Palmetten-Ornamentik unserer Vasen sich noch unmittelbar an ihre
metallotechnischen Vorbilder anschliefst. Wie sollte ferner der forteilende, um-
blickende Krieger, einer der am meisten [charakteristischen Grundtypen der pelo-
ponnesisch-attischen Typik, welcher auch an einem klazomenischen Sarkophage
73) Winnefeld, citiert von Schumacher, Jahrb. 1889 S. 222. Man sehe auch das Pariser Exemplar
No. 17.
 
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