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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Koepp, Friedrich: Die Herstellung der Tempel nach den Perserkriegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0277
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Koepp, Die Herstellung der Tempel nach den Perserkriegen.

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dafs eine so bedeutungsvolle Nachricht, weil sie aufser allem chronologischen Zu-
sammenhang überliefert ist, in einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren hin und
her geschoben werden konnte und auch heute noch nicht festgelegt zu sein scheint,
nachdem uns vor zehn Jahren der Boden von Eleusis eine Inschrift geschenkt hat
die uns von einer ähnlichen panhellenischen Bestrebung und zugleich von der Re-
signation nach dem Mislingen jenes kühneren Plans Zeugnis gibt, den Volksbeschlufs
über den Getreidezehnten4.
Und doch mufs das ganze Bild der Pentekontaetie ein anderes werden wenn
wir des Perikies Antrag kurz nach der Schlacht am Eurymedon setzen, ein anderes
wenn wir ihn nah an den Ausbruch des grofsen Krieges heranrücken.
Apyousvmv oe Aa/soaiuovtojv ayilsaöca rifj auGjasi tiuv AD^vcukov: das ist Plutarchs
Zeitbestimmung, die in der That der Interpretation allen Spielraum läfst; denn
Spartas Eifersucht begann ja spätestens mit der Begründung des attischen Seebundes
und wuchs von Jahr zu Jahr bis zum Ausbruch des peloponnesischen Krieges.
Danach konnte Adolf Schmidt5 * nach Otfried Müllers0 Vorgang den Entwurf des
Perikies ins Jahr 460 oder bald nachher, Georg Busolt7 ihn ins Jahr 439 setzen.
Adolf Holm8 * allein, so viel ich sehe, hat aufser diesen gefügigen Worten und den
nicht minder schwankenden allgemeinen Erwägungen über die Zeitgemäfsheit pan-
hellenischer Bestrebungen den Inhalt der Tagesordnung in Betracht gezogen, die
Perikies dem panhellenischen Congrefs zu geben gedachte, und ist dadurch, ohne
Zweifel mit Recht, zu dem Datum Schmidts hingeführt worden.
Aber es erscheint geboten, entschiedener als Holm es gethan hat darauf hin-
zuweisen dafs Perikies unmöglich die Beratung über die von den Persern zerstörten
Tempel — das heifst doch über ihre Herstellung — auf die Tagesordnung setzen
konnte als der Bau des Parthenon in vollem Gange war. Damit aber ist nicht nur
Busolts Datierung ausgeschlossen, sondern auch die von Grote, Curtius, Duncker,J
u. a., die sich des Perikies Antrag im Anschlufs an den dreifsigjährigen Frieden
(445) oder auch an den fünfjährigen Waffenstillstand (451) gedacht haben. Denn
dafs der Bau des Perikleischen Parthenon im Jahre 447 begonnen hat, wird heute
niemand mehr bezweifeln10 li; dafs Kimon seinen Bau erst nach dem fünfjährigen

4) Bulletin de corr. hellen. IV 1880 S. 225h (Fou-
cart); C.I.A. IV 27 b; Dittenberger, Sylloge 13.
Vgl. Sauppe, Attica et eleusinia (Ind. Gotting.
1880) S. 7 f. Dafs dieses Psephisma später sei
als das von Plutarch überlieferte, hat man all-
gemein anerkannt. Vgl. u. a. Holm, Griech.
Geschichte II S. 274.
5) Zeitalter des Perikies I S. 47 f. Natürlich wird
aber darum niemand mit Schmidt annehmen
dafs diesem Einigungsversuch die Überführung
des Bundesschatzes vorausgegangen sei. Vgl.
U. Koehler in Sybels Historischer Zeitschrift XL
1878. S. 298.
li) De Phidiae vita p. 9 (Commentat. soc. r. scien-

tiarum Gotting, rec. Vol. VI p. 127).
7) Rhein. Museum s. Anm. 3. Busolt scheint bei
dieser Ansicht geblieben zu sein, da er die Er-
zählung dem dritten Band seiner Geschichte
vorbehält.
8) Griech. Geschichte II S. 272.
!l) History of Greece (Ausgabe von 1870) V S. 287 b;
Griech. Geschichte IIS. 32 x; Geschichte des
Alterthums N. F. II (IX) S. 120. Vgl. auch
A. Schaefer in Sybels Historischer Zeitschrift XL
1878. S. 216.
I0) U. Koelilers Vermutung (Athen. Mittli. IV S. 35)
dafs der Bau auf den sich die Inschriften C.I. A.
I 300 — 3ii; IV 297a. b.; 311a beziehen der
 
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