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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Koepp, Friedrich: Die Herstellung der Tempel nach den Perserkriegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0278
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2JO

Koepp, Die Herstellung der Tempel nach den Perserkriegen.

Waffenstillstand begonnen habe, kaum jemand vermuten der bedenkt wie weit der
Kimonische Bau bereits gefördert war als man den Plan umstiefs. Eher könnte
jemand geneigt sein, den Anfang der Arbeiten in die Glanzzeit des Kimon zu
setzen, womit man dann, wenn meine Erwägung richtig ist, selbst mit dem aller-
frühesten Datum des Perikleischen Antrags in Widerspruch geraten würde, da Kimon
ja schon im Jahr 459 in die Verbannung ging. Aber wenn es auch sicher ist dafs
zwischen den Kimonischen Arbeiten und der Aufnahme des Baus durch Perikies
einige Zeit verging — sicher, nicht nur weil Kimon 449 starb, sondern auch weil
der Bau in veränderter Gestalt wieder aufgenommen, und die Bauzeit eben erst von
dieser Wiederaufnahme ab gerechnet wurde — so ist es doch durchaus unwahr-
scheinlich dafs man einen von Kimon vor seiner Verbannung begonnenen Bau wäh-
rend eines ganzen Jahrzehnts und länger liegen gelassen habe, während des Jahr-
zehnts in dem zwar die Schlacht bei Tanagra aber doch auch die bei Oinophyta
geschlagen wurde11, und in dem der Bundesschatz von Delos nach Athen gebracht
wurde. Die Erbauung der Südmauer der Burg und die Erhöhung des Bodens hinter
ihr, mit der die Anlage der Fundamente eines grofsen Tempels freilich gleichzeitig ist,
mag in den sechziger Jahren begonnen worden sein13, aber der Bau des Tempels
selbst ist sicherlich erst nach Kimons Rückkehr (454) in Angriff genommen worden13.
Die Athener haben bewiesen dafs sie auch ohne den Rat der Panhellenen
ihre Tempel würdig aufbauen konnten. Aber es besteht auch kein Zweifel darüber
dafs es dem Perikies auf diesen Rat und auch auf die Tempel und auf die Opfer
die man den Göttern noch schuldete, ja auch darauf dafs jeder hellenische Klein-
staat ungefährdet die See befahren konnte nicht so sehr ankam. Die Hegemonie
Athens zu stärken und auszudehnen, das war der Zweck den er allein im Auge
hatte; und diesen Zweck zu verhüllen und zu erfüllen, war der Plan vortrefflich aus-
gedacht. Während des Seekriegs gegen die Perser war Athens Seeherrschaft ge-
gründet worden, auf dem Bedürfnis des Schutzes der mächtigen athenischen Flotte
beruhte sie, und sobald das Gefühl dieses Bedürfnisses schwand, war sie in Frage

Parthenon sei, ist von Michaelis (Descr. Arcis
Athen, p. 40f,), Kirchhoff (C.I. A. IV p. 74),
Foucart (Bull, de corr. hellen. XIII 1889 S. 176h),
Lölling (AfhjVöt 1890 S. 642) gebilligt, von
Loeschcke (Historische Untersuchungen Arnold
Schaefer gewidmet S. 41 f.) ausgeführt worden.
Der Beweis ist — dafs es kein anderer Bau
sein kann. Wilamowitz hat widersprochen (Aus
Kydathen S. 68), wird aber seinen Widerspruch
schwerlich aufrecht halten.
n) Nach Robert (Hermes XXV 1890 S. 412U) auch
die Schlacht von Oinoa.
12) Plutarch, Kimon Kap. 13. Rofs, Archäol. Auf-
sätze I S. 126.
13) So auch Curtius, Griech. Gesch. II6 S. 332 f.
Anders Busolt, Griech. Gesch. II S. 520. — Es
gung durch

darf übrigens nicht verschwiegen werden dafs
Kimons Anteil am Bau des Parthenon nirgends
bezeugt ist: seitdem wir aber wissen dafs der
von dem Perikleischen Bau abweichende Teil
des Unterbaus nicht in Peisistratos' Zeit zurück-
geht, können wir ihn nur dem Kimon zuschrei-
ben. Wir dürfen über den noch erkennbaren
älteren Plan und die Gründe die den Perikies
veranlassen mochten von diesem Plan abzuwei-
chen wohl noch eine Belehrung Doerpfelds er-
warten. Vgl. einstweilen Athen. Mittheilungen
XI 1886 S. 165, XII 1887 S. 45. Auffallend ist
und noch unerklärt dafs die Säulentrommeln die
Doerpfeld dem begonnenen Bau des Kimon zu-
schreibt nach Rofs’ Zeugnis (Archäol. Aufsätze
I S. 127 h und II S. 286) Spuren von Beschädi-
:r tragen.
 
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