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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 11.1896

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Maaß, Ernst: Attisches Schauspielerrelief aus Cagliari
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https://doi.org/10.11588/diglit.39191#0112
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ATTISCHES SCHAUSPIELERRELIEF
AUS CAGLIARI

In den Siudi italiani di filologia classica III S. 369—378 besprach vor Kurzem
E. Pais von Neuem die Inschrift eines in Sardinien gefundenen und im archäologi-
schen Museum zu Cagliari gegenwärtig aufbewahrten attischen Relieffragments aus
dem vierten vorchristlichen Jahrhundert (Z Gr. S. I. 605), welche er auf Grund eines
Abklatsches las und lesen mufste HPAEEZ AIONYZHI ANE., also 'Hpasse Äiovuaoa
dvijjleactv] oder dvs[ffirjxav]; dafs dies letztere ergänzt werden mufs, beweist eine ältere
Abschrift, die im Codex Matritensis Q. 87 f. 60 steht: dort ist ANEOHK ausnotiert
(Pais a. a. O.). Aus der kurzen Beschreibung der Reliefdarstellung, die sich im
Bullettino arch. Sardo VII 1861 S. 129. 163 befindet (mir hier nicht zugänglich),
hatte bereits Furtwängler, evident richtig, entnommen, dafs es sich um ein Schau-
spieleranathem handelt, und so kam mir der Gedanke, dafs die weihenden »Heräer«
nicht, wie Pais u. a. vermutheten, die Einwohner irgend eines Ortes Heraia oder
Heraion, etwa des megarischen Dorfes oder der arkadischen oder gar der sardini-
schen Ortschaft, sondern eben die weihenden Schauspieler waren, d. h. ein nach
dem — sonst natürlich unbekannten — Stifter Heraios benannter attischer Thiasos
dionysischer Techniten. Ich erinnerte mich der ja nicht blofs hellenischen, aber in
Hellas sehr verbreiteten Sitte, Vereine nach ihren Begründern, auch nach ihren
Reformatoren zu benennen oder mit zu benennen. In Thespiai bestand ein Musen-
verein der »Hesiodeer«, wir wissen nicht -seit wann. Vor allem aber sei auf den Per-
gamener Philetairos hingewiesen, Attalos des I. Sohn, dessen ebenfalls in Thespiai
gestifteter Musenbund unter der Bezeichnung OiXsiatp^s; inschriftlich feststehtDer
sprachlichen Form nach läfst sich treffend auch die nach Hyllos genannte dorische
Phyle der 'TXXle? vergleichen u. a. m. Ich theilte Herrn Pais meine von der seinigen
abweichende Interpretation der Inschrift mit und versuchte ihn zur Veröffentlichung
des wichtigen Denkmals anzuregen. Jedoch verzichtete er zu meinen Gunsten und
gab den Rat, die Direction des Museums in Cagliari um Publicationserlaubnifs anzu-
gehn. Das ist geschehen. Der liebenswürdig gefällige Leiter jenes Museums, Herr
Professor Vivanet, sandte zuvorkommend auf meine Bitte sogar eine gute Photo-
graphie; eine zweite erhielt ich fast gleichzeitig von Hrn. Pais; und so erscheint

') I. Gr. S. I 1790 (. .. . yoiv erk&Eixe tPiXEXTjpo; ’Ax-
TCcXu) OspYOtREUS TYj; MloOYj? X7] TU? ÖUV&'JTT]? TOI?
ChXETTjpEfsGöt iotpäv cIp.EV tov xcavta ypdvov). Schon
Foucart verglich den öpo? xct? ycc? xd? lapd? xdiv
auvhuxoccov xäifj. MuxJcuov xiöv EistoSstcov (1785,
auch bei Thespiai gefunden). Es ist von gröfster

Wichtigkeit zu lernen, dafs ein Angehöriger der
attalischen Herrscherfamilie einen Musenkult auf
dem Helikon begründet hat. Vgl. Elermes 1896
Heft 3. — Reisch, Weihgeschenke S. 24 Anm.,
hielt jene »Heräer« für unverständlich und »viel-
leicht für verlesen«.
 
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