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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 11.1896

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Meurer, Moritz: Das griechische Arkanthusornament und seine natürlichen Vorbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.39191#0127
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DAS GRIECHISCHE AKANTHUSORNAMENT
UND SEINE NATÜRLICHEN VORBILDER1

Lassen uns die ornamentalen Formen der tech-
nischen Künste schon in ihrer Gesammterscheinung überall
und jederzeit deutlich erkennen, dafs ihre Entstehung und
Entwickelung mehr oder minder von der Betrachtung
natürlicher Formen abhängig ist, so tritt der Einflufs be-
stimmter Vorbilder auf einzelne Kunstformtypen in man-
chen Fällen ganz besonders auffällig zu Tage. Auch in
den Zeiten, in welchen die ornamentale Formensprache
schon zu einem gewissen stilistischen Canon gelangt ist,
sehen wir den historischen Process einer allmählichen Ent-
wickelung von Form zu Form bisweilen durch die unver-
mittelte Aufnahme individueller Naturformen unterbrochen.
Eine solche Pirscheinung bietet die griechische Kunst des
fünften Jahrhunderts v. Chr. im Eintritt des Akanthus in
das Ornament.
Der Einflufs, welchen diese Pflanze weit über die
hellenische Kunst hinaus auf alle nachfolgenden Stilperioden
des Abendlandes gewann, hat deshalb die Forschung schon
oft gereizt, die Beziehungen des natürlichen Akanthus zur
Entstehung und allmählichen Ausgestaltung der gleich-
namigen Kunstformen aufzusuchen.
Um für die Untersuchung dieser Frage festen Boden
zu gewinnen, ist es vor Allem nothwendig, die frühesten
P'ormen, in welchen das Akanthusornament in Griechen-
land auftritt, mit den einzelnen Organen der Pflanze auf-
merksam zu vergleichen. Der Umstand, dafs diefs nicht
immer ausreichend geschehen ist, mag ein Grund sein,
dafs die Frage bis jetzt noch nicht völlig gelöst ist.
Wenn ich in Folgendem zu entwickeln versuchen
werde, zu welchen Ergebnissen mich meine Studien auf

') Die beigegebenen ornamentalen Beispiele sind bis auf wenige im
Texte bezeichnete Reproduktionen nach den Originalen an Ort und
Stelle neu aufgenommen und wie die zur Vergleichung herangezo-
genen Naturformen vom Verfasser gezeichnet. Bei den photographi-
schen Aufnahmen in Griechenland war Herr Blofsfeld thätig.


Jahrbuch des archäologischen Instituts XI.

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