Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 11.1896

DOI Artikel:
Noack, Ferdinand: Studien zur griechischen Architektur, 1
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39191#0223
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
STUDIEN
ZUR GRIECHISCHEN ARCHITEKTUR. I.

I.
Die Ausgrabungen von 1893 und 1894 haben über die »zweite Stadt« auf
Hissarlik-Troia endgiltig entschieden. Die mykenischen Vasen und Vasenscherben
haben auch hier ihre Schuldigkeit gethan, und wenn sie auch neben der einheimi-
schen monochromen, schön und streng profilierten Keramik als Import erscheinen,
so haben sie immerhin die sechste Stadt datiert und als diejenige erwiesen, welche
allein bei der Frage nach dem Troia der homerischen Epen in Betracht kommen
kann. Dadurch ist der wichtigste terminus ante quem für die fünf älteren Schichten
gewonnen, und vor allem die zweite Schicht ist zu einem sicheren selbständigen
Gliede in der baugeschichtlichen Entwickelung geworden. Die Basis für die Unter-
suchung hat sich seit den letzten mir bekannten Forschungen1 infolgedessen ver-
schoben, die Fragestellung ist heute eine andere als vor noch zwei oder drei Jahren.
Von entscheidender Bedeutung ist zunächst eine Vergleichung der Ge-
bäude von Troia II mit den Ruinen aus der mykenischen Periode, und zwar
einerseits mit denen von Troia VI und andrerseits mit den eigentlich mykenischen
in Griechenland. Es läfst sich dabei nicht vermeiden, längst festgestellte und be-
kannte Thatsachen zu wiederholen, um die für die Untersuchung nötige Grundlage
zu gewinnen.
In Troia II2 sind die Befestigungen nur bis zu der Höhe aus Stein er-
richtet, in der sie einen mehr konstruktiven Zweck zu erfüllen hatten als ge-
böschte Stützmauern der Hügelabhänge. Die ganz rohen, kleinen Feldsteine der
ältesten Ringmauer (d) von II liefsen teilweise nur eine ganz flache Böschung3 zu,
während wir bei fortschreitender Technik die beiden Erweiterungsmauern c und b
schon ziemlich steil aufgeführt sehen. Erst im Niveau des Burginnern erhebt sich
senkrecht die eigentliche P'estungsmauer; sie besteht aus Lehmziegeln. Ebenso ist
nur der Unterbau der gewaltigen, weit vorspringenden Thorbauten aus Steinen, der

’) Puchstein, Archäolog. Anzeiger 1890 S. 65 ff.
Schliemann-Dörpfeld, Bericht über die Ausgra-
bungen in Troia 1890 (1891). Bie, Jahrbuch VI
1891 S. 1 ff. Durm, Handbuch der Architektur
II- 1 S. 28 ff. Perrot-Chipiez, Histoire de l'art
VI S. 154 ff. Von Reber’s Abhandlung in den
Sitzungsberichten der philos.-philol. und histor.
CI. der bayr. Akad. d. Wiss. II, 1 1888 S. 80 ff.,
auf die sich jetzt D. Joseph, Die Paläste des
(Arch. Anz.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XI.

homer. Epos2 (1895) öfter bezieht, ist natürlich
auch durch die neuesten Funde vielfach über-
holt. Zuletzt hat Ussing, den Graeske Soilebyg-
nings Udvikling, Festschrift der Universität zu
Kopenhagen zur Silbernen Hochzeit des Kron-
prinzen 1894, diese Fragen berührt.
2) Vgl. Schliemann, Troia S. 61 ff. Dörpfeld, Troia
1893 S. 61 ff.
3) Dörpfeld, Troia 1893 S. 64. Photographie No. 219
1895 S. 67).
15
 
Annotationen