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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 19.1904

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Nr. 1
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Studniczka, Franz: Zur Deutung der Ostgiebelstatuen vom Parthenon
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Holwerda, J. H.: Die Tracht der archaischen Gewandfiguren
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https://doi.org/10.11588/diglit.47182#0020
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Holwerda, Die Tracht der archaischen Gewandfiguren.

sich weiter in betreff der verlorenen Giebelmitte. Fest steht ja zunächst durch
R. von Schneider und Sauer, daß sich Zeus links, Athena rechts befand (oben S. 3).
Und den mit geschwungenem Beile zurückprallenden Hephaistos dachten sich schon
andere, wie jetzt wieder Sauer (S. 67f.), gleich rechts neben Athena, wo er ja im
Friese sitzt. So kann der Gesichtspunkt wohl auch noch für das übrige nützlich
werden, gewiß ohne unverbrüchliche Geltung beanspruchen zu dürfen; Hermes zum
Beispiel, den im Ostgiebel niemand wird missen wollen, ist in Fries und Metopen
der erste links.
Gegründet sein wird solche Göttertopographie in der Hauptsache auf die
Lageverhältnisse der maßgebenden Heiligtümer zum Parthenon. Athena, Hephaistos
und Poseidon wohnen ja tatsächlich rechts von seiner Ostfront im Erechtheion bei-
sammen und am nördlichen Burgabhang auch Apollon; der Zeus Polieus des Leo-
chares stand doch wohl südlich vom Tempel und in gleicher Richtung weiter liegen
dieses Gottes wie des Dionysos bedeutendste Heiligtümer, näher auch das der
Demeter Chloe. Doch ich kann nicht daran denken, ein so schwieriges Thema so
nebenher erledigen zu wollen.
Mehr habe ich zum Ostgiebel nicht zu sagen. Denn die sogenannte Nike,
durch ihren am Torso selbst, wie an den richtig angesetzten Beinfragmenten kennt-
lichen kurzen Chiton längst als Iris verraten, gehört nach Brunns schöner Entdeckung
in den Westgiebel, was ich gegen Sauers auf lauter Beobachtungsfehler gegründeten
Versuch, diese siegreich vordringende Wahrheit aus dem Felde zu schlagen45, bald
eingehend zu zeigen hoffe.
Leipzig. Franz Studniczka.

DIE TRACHT DER
ARCHAISCHEN GEWANDFIGUREN.
Hierzu Beiblatt.
Eine vollbefriedigende Erklärung der Gewandung jener archaischen Frauen-
figuren, wie sie besonders auf der Akropolis in Athen zu Tage getreten sind, ist
bis jetzt nicht gegeben worden. Besondere Schwierigkeit macht dabei die über die
Brust herabfallende Gewandmasse. Daß diese mit dem unteren Teil der Kleidung,
der Bauch und Beine bedeckt, ein und dasselbe Gewandstück bildete, scheint schon
der Augenschein zu lehren, indem an manchen Exemplaren beide Teile sogar durch
die gleiche Ornamentik als zusammen gehörig charakterisiert werden.
Doch hat Kalkmann (Jahrbuch 1896) gegen diese Auffassung Bedenken erhoben.

45) Sauer a. a. O. S. 8off. Das Richtige nach Brunn am besten vertreten von Furtwängler, Meister-
werke, S. 228f. Vgl. Collignon II, S. 43f.
 
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