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Pernice, Türgriff mit Verschlußvorrichtung aus Boscoreale.

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TÜRGRIFF MIT VERSCHLUSSVORRICHTUNG
AUS BOSCOREALE.
Im Museum zu Neapel und in anderen größeren Museen Europas sind zahl-
reiche untereinander genau übereinstimmende Türgriffe aus Bronze erhalten, die in
Pompeji gefunden sind; wie sie im Altertum verwendet worden
sind und an was für Türen sie angebracht waren, ist nicht unter¬
sucht, auch wohl schwerlich für der Untersuchung wert gehalten
worden; die meisten sind, wie es scheint, so stark geputzt, daß
die ursprüngliche Bedeutung verdunkelt worden ist.
Auch unter den Bronzen, die vom Antiquarium der König¬
lichen Museen aus einer der Villen in Boscoreale erworben sind,
ist ein solcher Türgriff (Mise. Inv. 8953). Er ist offenbar so, wie
er gefunden wurde, in den Besitz der Sammlung gelangt und so
läßt sich seine ehemalige Einrichtung mit annähernder Sicherheit
feststellen.
Die Abb. 1 zeigt den Griff von oben. Man erkennt zwei
verschieden lange, schmale, übereinanderliegende Bleche und zwar
ist das längere von beiden etwas breiter als das kürzere. Das
kürzere dient lediglich als Unterlage für den eigentlichen Griff,
der es mit seinen palmettenartig verlaufenden Verzierungen voll¬
ständig bedeckt. Der Griff besteht aus einem halbrunden ab¬
gekanteten Bügel, der mit seinen Enden auf zwei viereckigen
Platten mit halbrund eingezogenen Seiten aufliegt. Würde man
Griff und Griffunterlage loslösen, so würde sich das untere Blech
so darstellen, wie es Abb. 2 zeigt, d. h. es ist mit zwei länglichen
Einschnitten versehen. In diesen Einschnitten konnte man Griff
und Griffunterlage auf- und niederbewegen und zwar vermittelst
zweier eiserner Zapfen, die in den viereckigen Griffplatten be¬
festigt und durch die Unterlage hindurchgeführt sind. Diese Zapfen
hielten auch allein den Griff auf der Unterlage fest, auf der er
nicht etwa durch Lötung befestigt ist. Die beiden eisernen Zapfen
gingen in das Holz der Tür hinein und vermutlich durch die ganze
Tür hindurch; das läßt die Abbildung eines ähnlichen Türgriffs mit
sehr langen Zapfen aus Boscoreale {Mon. ant. d. Acc. d. Lincei VII,
1897, S. 5°5) annehmen. Um sie im Holz auf- und abschieben zu
können, waren hier zwei entsprechende längliche Einschnitte ange¬
bracht, wie an dem längeren Blech Abb. 2. Man kann sich denken,
daß auf der Innenseite der Tür wieder ein geschlitztes Bronzeblech befestigt war und daß
hinter diesem Blech die Zapfen durch Querstifte — Splinte — gehalten wurden, so daß
man sie wohl auf und nieder bewegen, nicht aber aus der Tür herausziehen konnte.

Abb. 1.
 
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