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POMPEIANISCHE LANDSCHAFTEN UND
RÖMISCHE VILLEN.
(Tafel 5-7·)
Im Jahre 1900—1901 wurde in Pompei ein prachtvolles, reich dekoriertes
und schön erhaltenes Haus, welches zur Zeit der Katastrophe aller Wahrscheinlich-
keit nach dem Μ. Lucretius Fronto gehörte, ausgegraben
Schöne und interessante Wandbilder mythologischen, teilweise noch rätsel-
haften Inhalts (Mau, 1. c. 339ff.), das Bild und Epigramm von Pero und Micon (Mau,
1. c. 351), der dritte Dekorationsstil mehrerer Zimmer bilden die Hauptreize des
Hauses und den Hauptinhalt der bis jetzt erschienenen Beschreibungen und
Forschungen.
Nirgends aber fand ich einen Hinweis auf die Wichtigkeit vier kleiner
landschaftlicher Bilder des schön dekorierten Tablinums2. Solche Vernachlässigung
ist das Schicksal der meisten Landschaftsbilder, welche in den letzten Zeiten
in Pompei ausgegraben werden. Trotz mancher, meist mündlicher Proteste kann
man sich bis jetzt von der tief eingewurzelten Vorstellung, die Landschaften
wären ganz phantastische Produkte, nicht lossagen. Dazu kommt noch, daß eine
genaue Beschreibung der reich an Gebäuden und Gegenständen aller Art aus-
gestatteten Bilder langweilig und ermüdend ist, und daß die illusionistische Manier,
in der die Landschaften gemalt sind, die Beschreibung stark erschwert, indem
man vieles nur vermuten, nicht erkennen kann. Genaue Beschreibung und Ein-
dringen ins Detail sind aber der einzige Weg, auf dem man zum richtigen Ver-
ständnis und zur Würdigung der Bilder gelangen kann.
Es gehören selbstverständlich auch möglichst treue und klare Reproduktionen
dazu. Nur mit Hilfe solcher Beschreibungen und Reproduktionen wird man die
Richtigkeit der von Helbig3 und Woermann4 schon längst ausgesprochenen Meinung,
die pompeianischen Landschaften wären ziemlich getreue Nachbildungen der realen
Welt, erkennen können. Da aber diese Landschaften zum überwiegend größten
Teile sogenannte Kulturlandschaften sind, wo Städte, Dörfer, Villen usw. dargestellt
werden, so bekommt diese Erkenntnis ungemeine Wichtigkeit für die Geschichte
sowohl der römischen Architektur wie der Kultur überhaupt, ganz abgesehen vom
tieferen Eindringen in das Wollen und Können der Maler selbst.

J) Not. cl. Sc. 1901, i45ff.; Mau, Röm. Mitt. 1901,
333 ff-
2) Erwähnt sind sie von Mau, 1. c. 339f. und in
den Not. d. Sc. 1901, 156 f., Fig. 10 —13 (kleine
Zinke).
Jahrbuch des archäologischen Instituts XIX.

3) Ilelbig, Untersuchungen über die campanische
Wandmalerei, 105 ff., vergl. Wandgemälde etc.,
385 «·
4) Woermann, Die Landschaft in der Kunst der
alten Völker (München 1876), 344ff.
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