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Loesclicke, Zur Datierung des Hermes des Alkamenes.

ZUR DATIERUNG DES HERMES
DES ALKAMENES.
Der Anonymus Argentinensis und Bruno Keils eindringliche Erläuterung
desselben hat uns gelehrt, daß im Jahre 457/6 ein Beschluß über die planmäßige
Bebauung der Akropolis gefaßt wurde, der für die Arbeiten der nächsten 25 Jahre
maßgebend war.
Es steht fest, daß 447—438 der Parthenon ausgeführt wurde, 437—432 —
neben der Außen- und Innendekoration dieses Tempels — die Προπυλαιου εργασία. An
welchem Teil der Burg man vorwiegend 457—447 gearbeitet, ergibt sich mit Wahr-
scheinlichkeit, sobald man erwägt, was bis 457 bereits geschehen war und was zu
tun übrig blieb.
Begreiflicherweise hatte man nach den Perserkriegen die Arbeit mit der
Ausbesserung und Erneuerung der Burgmauer begonnen. Auch wenn die Akropolis
nach Erbauung der themistokleischen Mauer nicht mehr in erster Linie F'estung
war, so mußte ein Platz, der die heiligsten Heiligtümer der Stadt und Millionen
von Staats- und Kirchenschätzen barg, doch vor einem Handstreich, wie die heim-
liche Ersteigung des Nordabhangs durch die Perser, unbedingt geschützt sein. An
der Nordseite hatte Themistokles bereits Sicherheit geschafft, die südliche Burg-
und Terrassenmauer aber, von der die östliche untrennbar ist, hatte Kimon nach
469 ausführen lassen. Um 460 scheint der Bau vollendet gewesen zu sein. Denn,
wie ich schon im Dorpater Programm von 1885, S. 7, 5 bemerkt habe, können die
vom Chor der »Schutzflehenden« v. 134 wegen ihrer Festigkeit gepriesenen σέμν
ένώπια der Athena kaum etwas anderes gewesen sein, als der eben vollendete
kimonische Teil der Südmauer1, deren westlichen Abschluß der Pyrgos der Athena
Nike bildet. Diese Mauer hatte der Chor im Theater vor Augen und gerade in
jener Zeit war sie der einzige imponierende Teil der Akropolis: der Parthenon
des Iktinos war noch nicht begonnen, der kleisthenische bis auf den Unterbau ab-
getragen, der alte Athenatempel nur provisorisch restauriert, die vorpersischen Propy-
läen notdürftig ausgeflickt.
So bot sich nach 460 als nächstliegende und sich naturgemäß an die Um-
mauerung der Nord-, Ost- und Südseite anschließende Arbeit die Neugestaltung des
Westabhangs und diese damals energisch in Angriff zu nehmen, lag noch besonderer
Grund vor. Für die Burgmauer und ihre Hinterfüllung hatte man in großem Um-
fang Material benutzen können, das den'von den Persern zerstörten Gebäuden und
dem Burgplateau selbst entnommen war. Sobald man den Bau des Parthenon ins

9 Ebenso erklärt Dörpfeld in seinem grundlegen-
den Aufsatz über den älteren Parthenon (Athen.
Mitteil. XXVII, 389), speziell auf Athena Nike
bezieht die Verse, wenn ich richtig verstehe,
Michaelis, Paus, arx Ath. p. 44. Διός κόρα auf

Artemis zu deuten, würde mir unmöglich scheinen
in Athen. Bevor die Baugeschichte der Burg
genauer bekannt war, hatte Bücheier (Rhein.
Mus. XL, 627) den Vers des Aischylos auf den
Parthenon bezogen.
 
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