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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 19.1904

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Nr. 2
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Jolles, André: Die antithetische Gruppe
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Curtius, Ludwig: Über einen weiblichen Kopf in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.47182#0066
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Curtius, Über einen weiblichen Kopf in Rom.

in Ägypten meistens in einer Relieffläche bleibenden Figuren durch Rund-Skulpturen,
geflügelte Stiere usw. ersetzt sind; gleichwohl hat im Orient die antithetische Gruppe
auch auf den Längsseiten der Räume einen Platz gefunden.
In der griechischen Kunst hat sich dieses Schmuckprinzip später oft wieder-
holt. Auch hierauf hat schon Curtius hingewiesen: »Mit dem Sinne für Ordnung
und Ebenmaß, der den Griechen angeboren war, eigneten sie sich bereitwillig die
strenge Typik an, welche alle Figuren dem Gesetz der Symmetrie unterordnet. Er
beherrscht die Darstellungen altgriechischer Kunst wie ein herkömmlicher Zwang:
man kann ihn auch in den dramatischen Bildern echtgriechischer Sage, wie z. B.
in dem Zweikampfe zwischen Hektor und Menelaos, auf der Tonscheibe von Ka-
miros, wie in dem Kerkopenrelief von Selinus nicht verkennen, wo die einander
gegenübergestellten Figuren wie Wappenbilder ganz identisch sind, als wenn diese
Art Entsprechung zum Wesen künstlerischer Darstellung gehörte«53.
Die auf Gemmen entstandene antithetische Gruppe wurde schon in mykeni-
scher Zeit zum Giebelschmuck über dem Löwentor; da sich aber in der Entwicklung
des griechischen Baustils keine Gelegenheit fand, neben dem Eingang derartige Fi-
guren anzubringen, blieb die Gruppe auf die Giebelfelder und Akroterien beschränkt.
Kein guter Giebel aber, auch aus der späteren Zeit, in dem nicht dieses Prinzip
streng durchgeführt wäre, und das ist wohl die schönste Form, unter der die grie-
chische Kunst die antithetische Gruppe der späteren Zeit überliefert hat.
Die spätere Entwicklung muß aber Gegenstand einer besonderen Unter-
suchung sein.
Freiburg i. B. 1903. A. Jolles.

ÜBER EINEN WEIBLICHEN KOPF IN ROM.
Hierzu Tafel 2.
I.
Der im Museo nazionale nelle terme in Rom sich befindende Kopf, der auf
Taf. 2 und den Textbildern Abb. I u. 2 wiedergegeben ist, hat schon viele angezogen.
Der Grund dafür liegt in seiner stark ausgesprochenen Individualität. Das Werk
läßt sich schwer einordnen. Es besitzt eine Intimität des Sentiments, für die sich
in der großen Kunst der klassischen Zeit nicht gleich Verwandtes findet. Seine
Formensprache ist von einer gewissen trotzigen Energie.
In dem Bildwerk möchte der erste Herausgeber1 eine der Musen aus dem
Tempel des palatinischen Apoll wiedererkennen. E. Petersen hat mündlich die Deutung
auf eine Muse wiederholt. Es könnte auch eine Dichterin sein (Helbig)2. Eine sichere
53) Curtius, Wappengebrauch u. Wappenstil, S. 114. ]) Gatti in Mon. Lincei V, 1895, S. 78.
-- 2) Führer 2, II, S. 241, No. 1126.
 
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