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Lucas, Athletentypen.

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ATHLETENTYPEN.
Unter den Mosaiken mit Athletendarstellungen1 nimmt das im Jahre 1862 im
Garten der Padri Camaldolesi auf dem Boden des alten Tusculum aufgefundene
figurenreiche Paviment schwarz-weißer Technik2 eine hervorragende Stellung ein.
Zwar entstammt es erst späterer Kaiserzeit3 und zeigt dementsprechend in der Aus-
führung vielfache Roheit, besonders in der Zeichnung der Köpfe und der Innen-
linien4, doch ist es bedeutend durch die Fülle der dargestellten palästrischen Typen,
die zunächst auf eine bessere bildliche Vorlage schließen lassen, in zweiter Linie
aber gewiß zum größeren Teil auf statuarische Vorbilder zurückgehen. Der Diskus-
werfer im dritten Streifen — als ersten zählen wir den durch die größeren Figuren
als solchen gekennzeichneten (untersten) Hauptstreifen — bewahrt, was auch Pinder
nicht entgangen ist, deutliche Anklänge an die myronische Statue, welche u. a. auch
auf einem Pariser Sarkophag (Clarac 187, 455) wiedergegeben ist. Sehr ähnlich ist
die Pankratiastengruppe auf demselben Kindersarkophag der vorletzten Gruppe des
dritten Streifens auf unserem Mosaik. Der Laufende rechts in der zweiten Reihe
erinnert stark an die bronzene sog. Ringerstatue in Neapel5. Weiter läßt sich der
anscheinend betrübt Dasitzende im ersten Streifen in gewissem Grade vergleichen
mit dem berühmten Faustkämpfer des Thermenmuseums (Helbig II2 n. 1113). Diese
und ähnliche Beziehungen ließen sich mit Nutzen weiter verfolgen. Wir möchten
heute zwei von den dargestellten, noch nicht erwähnten Gruppen als eines besonderen
Interesses wert einer genaueren Betrachtung unterziehen.

4) Von Mosaiken mit Athletenfiguren oder Szenen
der Palästra sind mir außer dem in Rede stehen-
den tuskulanischen und dem Mosaik von S. Se-
vera (s. unten mit Anm. 18) noch folgende be-
kannt geworden: 1. Rom, Claracallathermen,
vgl. Anm. 17. — 2. Rom, Bull. com. 1886, p. 416
n. 1, vgl. p. 49ff. — 3. Rom, Bull. com. 1888,
p. 333· — 4· Ostia, Ann. dell’ inst. 1857, p. 336.
Vgl. Arch. Zeitg. 25 (1867), Anz. S. 5* Anm. 15.
— 5. Palestrina, Arch. Zeitg. 32 (1875), S. 132.
— 6. Pompeji, Guhl-Koner-Engelmann, Leben
der Griechen und Römer, S. 369, Fig. 493. —
7. Herculaneum, Gerhard u. Panofka S. I44f.
n. 5; Monaco, Gtiide, p. 30 n. 10010. — 8. Aix,
Artaud, Mos. de Lyon, pl. 47. — 9. Tebessa,
Jahrb. d. Inst. 1903, Arch. Anz. S. 25 n. 103;
Gsell, Mus. de Tebessa, pl. 9, 1. — 10. Aquincum,
Kuzsinszky, Führer, S. 22. — 11. Clialkis, 1900
gef. (Ring- und Faustkämpfer, Läufer und Auf-
seher). [Während der Korrektur erhalte ich
Kenntnis von der vortrefflichen Arbeit Gaucklers
Musivum opus, in Daremberg-Saglio III, 2, und
darf hier auf p. 2102 not. 7, 2115 not. 9 (cf.
not. 8), 2121 not. 2 verweisen.]

2) Abgeb. Monum. dell’ inst. VI/VII, tav. 82 (danach
Schreiber, Kulturhistor. Bilderatlas, Taf. 23, 10).
Pinder, Bull, dell’ inst. 1862, p. 179 fr.; H. Hirzel,
Ann. dell’ inst. 1863, p. 397—412; vgl. Arch.
Zeitg. 21 (1863), Arch. Anz. S. 4* Anm. 14,
S. 27* Anm. 74.
3) Pinder schreibt es irrig der hadrianischen Periode
zu, richtiger rückt es Hirzel (a. a. O. p. 41 if.)
unter die Zeit des Caracalla herunter. Das
Athletenmosaik aus den Caracallathermen weist
man neuerdings dem vierten Jahrhundert zu
(s. Helbig, Führer I2, n. 725); jedenfalls wird
man das tusculanische frühestens im dritten an-
zusetzen haben.
4) Hirzel p. 411.
5) Reinach, Repert. de la stat. gr. II, 54L r· $°
etwa möchte ich mir den Ladas des Myron
denken und jenes Werk am liebsten für eine,
freilich stilistisch umgeformte und modernisierte
Kopie der myronischen Statue halten. Als einen
Diskoswerfer, der dem Diskos nachläuft, erklärte
sie schon Blümner, Leben der Griechen II, S. Iio.
Doch s. dagegen Benndorf, Jahreshefte d. österr.
Inst. 1901, i72f.
 
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