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Loeschcke, Zur Datierung des Hermes des Alkamenes.

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Auge faßte, mußte man an die Herstellung eines möglichst bequemen Aufgangs
denken, um die ungeheuren Marmormassen, die nicht ausschließlich mit dem Krahn
bewältigt werden konnten, zur Baustelle befördern zu können und den Verkehr des
erforderlichen Arbeiterheeres zu erleichtern und zu regeln. Spätestens damals
müssen die letzten den Verkehr hindernden Teile des Pelargikon gefallen sein und
mit der neuen Führung des Wegs steht auch die Beseitigung der vorpersischen Tor-
bauten im Zusammenhang. Dörpfeld hat a. a. O. S. 414 bereits die Möglichkeit ins
Auge gefaßt, daß der Plan der mnesikleischen Propyläen bis in die Mitte des
V. Jahrhunderts zurückreiche. Wir müssen aber noch einen Schritt weitergehen.
Denn es läßt sich beweisen, daß die Ausführung des mnesikleischen Plans damals
begonnen worden ist und daß der Unterbau der Propyläen, wie er noch heute steht,
damals errichtet wurde. Der Beweis gründet sich auf Löllings Entdeckung, daß
die Basen der von Pausanias am Eingang der Burg erwähnten Reiterstatuen —
Maas, Tagesgötter S. 225 erklärt sie wohl richtig für torhiitende Dioskuren — teil-
weis erhalten sind. Vergl. C. I. A. IV I, p. 184; Michaelis, Paus, arx Ath. p. 43.
Sie standen, nach Größe und Zurichtung der Steine zu schließen, als Gegenstücke
auf den westlichen- Anten des Unterbaus von Nord- und Südflügel. Vgl. Wolters,
Bonner Studien S. 99, Taf. 5. 6. Diese Basen tragen in doppelter Ausfertigung die
Weihinschrift, die eine offenbar die Erneuerung der anderen. Lölling läßt die
Möglichkeit offen, daß auch die ältere Inschrift eine Kopie sei und die Statuen erst
nachträglich auf die Propyläen-Anten gesetzt worden seien. Aber für diese Annahme
läßt sich schlechterdings nichts Stichhaltiges anführen und nachdem der zur Zeit
genaueste Kenner altattischen Schrifttums, A. Wilhelm, in den Gött. gel. Anz. 1903,
S. 773 ausgesprochen hat: »er zweifle nicht, daß die eine Seite der Basis die ursprüng-
liche, Mitte des fünften Jahrhunderts eingezeichnete Inschrift trage«, scheint es geboten,
aus diesem Tatbestand die Schlüsse für die Baugeschichte der Akropolis zu ziehen.
Die Inschrift ist in vor-Euklidischem Alphabet geschrieben und verwendet noch drei-
strichiges Sigma. Sie ist also nach dem Gebrauch der offiziellen attischen Kanzlei
älter als 445. Vor diesem Jahre muß also der Unterbau der Propyläen, auf
dessen Anten die Reiterbilder als krönender Schmuck aufgestellt wurden, fertig
gewesen sein.
Hierzu stimmt vortrefflich, daß für die Fundamentierung der Propyläen
älteres, vorpersisches Baumaterial reichlich verwendet worden ist (Wiegand, Poros-
architektur, S. 155 fr.) und daß nach der wichtigen Beobachtung von Wolters (Athen.
Mitteil. XIV, S. 121) die Fundamentgräben der Pinakothek geradezu mit »Perser,
schütt« gefüllt sind. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß noch nach 437 — nach
der bisherigen Annahme das Epochejahr des Propyläenbaues — von den Persern
zerschlagene, mit reichlichen Farbspuren versehene Statuen auf der Burg herum-
lagen, vollkommen verständlich ist dies aber zwanzig Jahre früher. Ob man zwischen
457 und 448 auch den Hochbau der Pinakothek und den Südflügel etwa ausgeführt,
läßt sich nicht entscheiden, auf keinen Fall hat man den Mittelbau errichtet; denn
man hätte sich damit den Zugang zum Bauplatz des Parthenon selbst wieder ge-
 
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