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Weber, Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten.

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Seine Quelle liegt 20 Minuten nordöstlich von der alten Straßenstation
Trianda (im Mittelalter Triakonda),6 in einem anmutigen Nebentale. Sie entspringt
in einer malerischen Grotte unter großen Kalksteinschichten, weist aber keine Be-
arbeitung des Felsens zur Ableitung eines Kanals auf; wahrscheinlich lag diese
weiter unten; allein, da fünf Mühlen am Bach entlang angelegt wurden, die letzte noch
in der Ebene, so sind alle Spuren dieser Ableitung verschwunden. Der Bach ist
Sommer und Winter gleich stark; die Hälfte desselben wird auch südwestlich ab-
geleitet, um in die Sümpfe südlich von Kayas zu münden.
Die Leitung umging westlich die Anhöhe, auf welcher das Tchiflik steht,
durchkreuzte dann mehr östlich die Ebene auf einer niedern Mauer, die größtenteils
abgetragen ist, aber einige hundert Meter lang in der Nähe des Hügels im
Süden erscheint und sich an dessen Nordost-Spitze anschließt. An diesem Punkt
erkennt man noch den in den Felsen geschnittenen Kanal der Leitung, etwa 2 m
über der Ebene. Sie ging dann am Nordfuße des Hügels entlang bis an die Eisen-
bahnstation. Es scheint, daß vor dem Bau der Bahn hier noch größere Reste standen,
die Texier verleiteten, hier »une ville antique«. zu vermuten.
Prokesch ist besserer Ansicht: »Ich konnte über die einstige Bestimmung
dieses Baues, den sie andeuten, nicht zweifelhaft sein, da ich den Rest der Ebene
quer bis zu dem am meisten gegen Nord vorspringenden Hügel, einem Zweige des
Gallesus, durch die Reste einer Wasserleitung durchschnitten sah. Ich ritt längs
derselben hin, bis ich den genannten Hügel erreichte. Da stehen am Abhange noch
einige Bogen völlig erhalten; der Bau ist sehr mittelmäßig und gehört derZeit der
Byzantiner an.«
Die Untersuchung dieser Überreste in der Ebene, am Astraios entlang, er-
gab nun die interessante Tatsache, daß hier nicht eine durchgehende Mauer, sondern
eine lange Bogenstellung stand, von 4 bis 5 m hoch; in dem hohen Gestrüpp, das
hier wuchert, fanden sich nämlich in regelmäßigen Abständen Massen von Gewölb-
stücken aus Bruchsteinen, mit festem Zement verbunden, an den Frontseiten mit
besser behauenen Steinen ausgeführt. Vielfach sind die Fundamente (2X2 m) der
Pfeiler noch ersichtlich; aus großen Quadern bestehend, stehen sie in Abständen von
circa 3 m. Am Südende ist dieser Bau auf eine eigentümliche Weise unterbrochen.
Die bisherige Bogenstellung hört mit einem viel stärkeren Pfeiler auf, und 4 m
westlich steht ein anderer ebenso starker, der in einer Flucht mit den Überresten
auf dem Hügel liegt. Zwei große marmorne Kämpfer liegen hier am Boden. Da
die alte Straße von Smyrna nach Ephesus hier vorbeizog (denn unterhalb dieses
Punktes sind größere Strecken derselben noch erhalten), so liegt die Annahme nahe,
daß diese Vorrichtung zum Durchlaß der Straße getroffen und so ein breiterer Bogen
als Torweg angelegt wurde.
Die Mauerreste am Hügel, ca. 30 m lang, am Nordende etwa 3 m hoch,
sind von drei Öffnungen durchbrochen, deren südliche allein noch Reste des Bogens

6) W. Ramsay, Histor. Geography of Asia Minor, S. 165.
 
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