Rostowzew, Pompeianische Landschaften und römische Villen.
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Die Cumanische Villa des Cicero beschreibt kurz zusammenfassend Plinius;
er nennt nur die beiden Hauptteile — eine Portikus und Parkanlagen23. Die Villa
lag am Lucrinersee und war sehr groß (ad Att. XIII, 52, wenn hier nicht vom
Puteolanum gesprochen wird; Schmidt, 1. c. 46, 7).
Das Angeführte genügt, um sich eine Gesamtvorstellung vom Aussehen der
Villen zu Ciceros Zeit zu bilden. Viel Grün, viel Wasser, Parkanlagen und Gärten,
ein großes Areal, welches gewöhnlich terrassenförmig steigt, auf diesem Areal mehrere
Gebäude, unter denen Portiken und ambulationes besonders hervorgehoben werden,
daneben Gymnasien, Palaestren und eine Reihe Wohnräume für den eigenen Bedarf der
Herren und für die Dienerschaft. Am meisten fallen in die Augen Portiken und Bassins.
Für den Anfang der Kaiserzeit finden wir einige Angaben bei Horaz. Ich
lasse beiseite das Lieblingsmotiv des Dichters — Villen, die in das Meer hinein-
ragen (s. L. B., Carm. II, 18, 17ff.; I, 33ff.)24, und verweile einen Moment bei
Carm. II, 15. Große Villen drängen den Ackerbau fort ■— ist das Leitmotiv; bei
der Beschreibung dieser Villen lenkt Horaz die Aufmerksamkeit seiner Leser auf
drei Hauptteile der Villenanlagen, die wohl als typisch und allbekannt gelten können:
großartige Bassins oder Teiche25, Park- und Gartenanlagen26, kolossale schattige
Portiken27. Es sind dieselben Teile, welche uns schon aus Cicero’s Schilderung be-
kannt sind.
Höchst interessant ist die bekannte Charakteristik des Luxus in den städti-
schen und ländlichen Bauten bei Seneca Rhetor (Controv. V, 5). So spricht Seneca
von Anfinitis porrectae spatiis ambulationes«·, indem er städtische Häuser meint; in
den Villen hebt er ihre Lage auf hohen Bergen, die wechselvolle Orientierung der
Bauten, die Parkanlagen und »navigabilium piscinarum freta« hervor28; es sind alles
gerade die von uns auf Grund der Fresken festgestellten Merkmale der in der Wand-
malerei dargestellten Komplexe.
Den von Horaz und Seneca geschilderten Villen waren die städtischen horti
in den charakteristischen Zügen gewiß sehr ähnlich. Die Ausgrabungen im Bereiche
der horti Aciliani, Maecenatiani, Sallustiani u. a. geben uns eine Vorstellung von der
Differenzierung der Baukomplexe und der Schönheit der Ausstattung29. Reich-
23) Plin., n. h. 31, 6: digna memoratu est villa ab
Averno lacu Puteolos tendentibus imposita litori,
celebrata porticu ac nemore quam vocabat Cicero
Academiam ...
24) Vgl. Greaves, Skizzen aus der Geschichte der
römischen Grundherrschaft, 159 ff. (russisch).
25) V. 2 ff.: undique latius | extenta visentur Lucrino|
stagna lacu.
*6) V. 4 ff.: platanusque caelebs | evincet ulmos, tum
violaria et | myrtus et omnis copia narium | spar-
gent olivetis odorem fertilibus domino priori . . .
tum spissa ramis laurea fervidos | excludet ictus.
2T) S. 14fit'.: nulla decempedis | metata privatis opa-
cam | porticus excipiebat arcton.
28) Seneca, Contr. V, 5 (ed. Müller): scilicet ut do-
mus ad caelum nunc conversae brumales aestus
habeant, aestiva frigora, et non suis vicibus intra
istorum penates agatur annus, ut sint summis
culminibus mentita nemora et navigabilium pis-
cinarum freta. Arata quondam populis rura singu-
lorum nunc ergastolorum sunt latiusque vilici
quam reges imperant. Maria proiectis molibus
submoventur.
29) S. die Zusammenstellung der Nachrichten bei
Richter, Topographie2, 265ff. und 313ff. Im
hortus Aciliorum finden wir als einzeln stehende
Gebäude ein sacellum Silvani, ein Nymphaeum,
eine Exedra (s. Richter, 1. c. 266). In den horti
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Die Cumanische Villa des Cicero beschreibt kurz zusammenfassend Plinius;
er nennt nur die beiden Hauptteile — eine Portikus und Parkanlagen23. Die Villa
lag am Lucrinersee und war sehr groß (ad Att. XIII, 52, wenn hier nicht vom
Puteolanum gesprochen wird; Schmidt, 1. c. 46, 7).
Das Angeführte genügt, um sich eine Gesamtvorstellung vom Aussehen der
Villen zu Ciceros Zeit zu bilden. Viel Grün, viel Wasser, Parkanlagen und Gärten,
ein großes Areal, welches gewöhnlich terrassenförmig steigt, auf diesem Areal mehrere
Gebäude, unter denen Portiken und ambulationes besonders hervorgehoben werden,
daneben Gymnasien, Palaestren und eine Reihe Wohnräume für den eigenen Bedarf der
Herren und für die Dienerschaft. Am meisten fallen in die Augen Portiken und Bassins.
Für den Anfang der Kaiserzeit finden wir einige Angaben bei Horaz. Ich
lasse beiseite das Lieblingsmotiv des Dichters — Villen, die in das Meer hinein-
ragen (s. L. B., Carm. II, 18, 17ff.; I, 33ff.)24, und verweile einen Moment bei
Carm. II, 15. Große Villen drängen den Ackerbau fort ■— ist das Leitmotiv; bei
der Beschreibung dieser Villen lenkt Horaz die Aufmerksamkeit seiner Leser auf
drei Hauptteile der Villenanlagen, die wohl als typisch und allbekannt gelten können:
großartige Bassins oder Teiche25, Park- und Gartenanlagen26, kolossale schattige
Portiken27. Es sind dieselben Teile, welche uns schon aus Cicero’s Schilderung be-
kannt sind.
Höchst interessant ist die bekannte Charakteristik des Luxus in den städti-
schen und ländlichen Bauten bei Seneca Rhetor (Controv. V, 5). So spricht Seneca
von Anfinitis porrectae spatiis ambulationes«·, indem er städtische Häuser meint; in
den Villen hebt er ihre Lage auf hohen Bergen, die wechselvolle Orientierung der
Bauten, die Parkanlagen und »navigabilium piscinarum freta« hervor28; es sind alles
gerade die von uns auf Grund der Fresken festgestellten Merkmale der in der Wand-
malerei dargestellten Komplexe.
Den von Horaz und Seneca geschilderten Villen waren die städtischen horti
in den charakteristischen Zügen gewiß sehr ähnlich. Die Ausgrabungen im Bereiche
der horti Aciliani, Maecenatiani, Sallustiani u. a. geben uns eine Vorstellung von der
Differenzierung der Baukomplexe und der Schönheit der Ausstattung29. Reich-
23) Plin., n. h. 31, 6: digna memoratu est villa ab
Averno lacu Puteolos tendentibus imposita litori,
celebrata porticu ac nemore quam vocabat Cicero
Academiam ...
24) Vgl. Greaves, Skizzen aus der Geschichte der
römischen Grundherrschaft, 159 ff. (russisch).
25) V. 2 ff.: undique latius | extenta visentur Lucrino|
stagna lacu.
*6) V. 4 ff.: platanusque caelebs | evincet ulmos, tum
violaria et | myrtus et omnis copia narium | spar-
gent olivetis odorem fertilibus domino priori . . .
tum spissa ramis laurea fervidos | excludet ictus.
2T) S. 14fit'.: nulla decempedis | metata privatis opa-
cam | porticus excipiebat arcton.
28) Seneca, Contr. V, 5 (ed. Müller): scilicet ut do-
mus ad caelum nunc conversae brumales aestus
habeant, aestiva frigora, et non suis vicibus intra
istorum penates agatur annus, ut sint summis
culminibus mentita nemora et navigabilium pis-
cinarum freta. Arata quondam populis rura singu-
lorum nunc ergastolorum sunt latiusque vilici
quam reges imperant. Maria proiectis molibus
submoventur.
29) S. die Zusammenstellung der Nachrichten bei
Richter, Topographie2, 265ff. und 313ff. Im
hortus Aciliorum finden wir als einzeln stehende
Gebäude ein sacellum Silvani, ein Nymphaeum,
eine Exedra (s. Richter, 1. c. 266). In den horti