Rostowzew, Pompeianische Landschaften und römische Villen.
Im folgenden beschreibt Sueton verschiedene einzelne Räume: Triklinien und
Badezimmer.
Es unterliegt also keinem Zweifel, daß Nero, dem es auf dem Palatin zu
eng war, die Idee faßte, seine Stadtwohnung, seine domus, mit einer Villa oder
einem Jiortus zu einem Ganzen zu vereinigen, was ihm die Möglichkeit geben sollte,
menschlich leben zu können, ohne seine Residenz zu verlassen. »Menschlich leben«
heißt aber bei den römischen Magnaten — in einer Villa leben. Töricht hätte ich
den ganzen Plan Neros nicht genannt. Wenn man verschiedene kaiserliche horti
zusammenrechnet, bekommt man sicher ein viel größeres Areal, als das der domus
aurea, und man muß bedenken, daß wir doch nicht im Zentrum der Stadt, sondern
an der auch so mit horti bedeckten Peripherie sind. Außer der Ausdehnung bietet
aber die Anlage Neros, wie wir sehen, nichts ungewöhnliches.
Die uns schon bekannten Züge wiederholt die poetische Beschreibung
der Villa des Pollius Felix von Statius (Stat. Silvae II, 2). Es wäre überflüssig,
die mehrmals wiederholte Beschreibung33 nochmals vorzuführen. Ich hebe nur die
für mich wichtigen und von Statius mit besonderem Interesse berichteten Eigen-
schaften der Villa hervor. Die Hauptbauten liegen beim Meere, aber auf gewisser
Höhe, wie auch die jetzigen Villen Sorrents. Vom Ufer führen obliquae porticus
auf das Plateau der Villa hinauf (Stat. 1. c., v. 50 ff.). Diese Portiken haben wir
uns als in Zickzacken laufend vorzustellen. Es war wohl ein gewöhnlicher Weg,
wie sie noch jetzt in Sorrent öfter zu beobachten sind, im Felsen ausgehauen und
durch eine Portikus vor Sonenschein geschützt. Die Hinterwände dieser Portiken
bildeten wohl die schräg abgehauenen Flügelränder. Die sich eins auf das andere
auftürmenden Glieder der Portikus gaben einen bequemen Weg und bildeten zu-
gleich eine monumentale Fassade für die ganze Villa.
Die Villa selbst besteht aus einer großen Anzahl verschiedener, einzeln stehender
Häuser — innumerae domus, sagt Statius (III, I, 78). Die Häuser sind auf dem ganzen
Plateau der Villa verstreut und verschiedentlich orientiert: die einen nach Osten, die
anderen nach Westen, die einen dem Meere, die anderen dem Lande zu (Stat. II,
2, 44—62). Rings herum und zwischen den Häusern wuchsen Bäume (nemora)**.
Alle diese Häuser -—- diaetae, wie sie Statius nennt (1. c., v. 83: una tarnen
cunctis procul eminet una diaetis} — bieten wunderschöne Aussichten dar: die weite
Aussicht auf den Golf ist hier natürlich der Hauptreiz.
Wie im Nerohause haben wir hier: ruris opes, ponto novalia iniecta und
rupes Baccheo nectare madidae (1. c., v. 98—99)3 5.
Es bleiben noch die Schilderungen Plinius’ des Jüngeren, die bekannten Be-
schreibungen seines Laurentinums und seiner Tusci36.
33) S. Beloch, Campanien, 269—274; Friedländer,
Sittengeschichte II7, 203 (III6, 102) und öfter.
31) Stat., Silvae II, 2, 62: et tu saxa moves, et te
nemora alta secuntur, vgl. Seneca, Contr. V, 5:
in summis culminibus mentita nemora.
35) Die Beschreibung der Villa des Vopiscus (Stat.,
Silvae I, 3) liefert keine für uns wertvollen Züge.
36) Frühere Rekonstruktionsversuche s. bei Winne-
feld, dieses Jahrbuch VI (1891), 201 ff. Alle
früheren Versuche leiden an der Unrichtigkeit
Im folgenden beschreibt Sueton verschiedene einzelne Räume: Triklinien und
Badezimmer.
Es unterliegt also keinem Zweifel, daß Nero, dem es auf dem Palatin zu
eng war, die Idee faßte, seine Stadtwohnung, seine domus, mit einer Villa oder
einem Jiortus zu einem Ganzen zu vereinigen, was ihm die Möglichkeit geben sollte,
menschlich leben zu können, ohne seine Residenz zu verlassen. »Menschlich leben«
heißt aber bei den römischen Magnaten — in einer Villa leben. Töricht hätte ich
den ganzen Plan Neros nicht genannt. Wenn man verschiedene kaiserliche horti
zusammenrechnet, bekommt man sicher ein viel größeres Areal, als das der domus
aurea, und man muß bedenken, daß wir doch nicht im Zentrum der Stadt, sondern
an der auch so mit horti bedeckten Peripherie sind. Außer der Ausdehnung bietet
aber die Anlage Neros, wie wir sehen, nichts ungewöhnliches.
Die uns schon bekannten Züge wiederholt die poetische Beschreibung
der Villa des Pollius Felix von Statius (Stat. Silvae II, 2). Es wäre überflüssig,
die mehrmals wiederholte Beschreibung33 nochmals vorzuführen. Ich hebe nur die
für mich wichtigen und von Statius mit besonderem Interesse berichteten Eigen-
schaften der Villa hervor. Die Hauptbauten liegen beim Meere, aber auf gewisser
Höhe, wie auch die jetzigen Villen Sorrents. Vom Ufer führen obliquae porticus
auf das Plateau der Villa hinauf (Stat. 1. c., v. 50 ff.). Diese Portiken haben wir
uns als in Zickzacken laufend vorzustellen. Es war wohl ein gewöhnlicher Weg,
wie sie noch jetzt in Sorrent öfter zu beobachten sind, im Felsen ausgehauen und
durch eine Portikus vor Sonenschein geschützt. Die Hinterwände dieser Portiken
bildeten wohl die schräg abgehauenen Flügelränder. Die sich eins auf das andere
auftürmenden Glieder der Portikus gaben einen bequemen Weg und bildeten zu-
gleich eine monumentale Fassade für die ganze Villa.
Die Villa selbst besteht aus einer großen Anzahl verschiedener, einzeln stehender
Häuser — innumerae domus, sagt Statius (III, I, 78). Die Häuser sind auf dem ganzen
Plateau der Villa verstreut und verschiedentlich orientiert: die einen nach Osten, die
anderen nach Westen, die einen dem Meere, die anderen dem Lande zu (Stat. II,
2, 44—62). Rings herum und zwischen den Häusern wuchsen Bäume (nemora)**.
Alle diese Häuser -—- diaetae, wie sie Statius nennt (1. c., v. 83: una tarnen
cunctis procul eminet una diaetis} — bieten wunderschöne Aussichten dar: die weite
Aussicht auf den Golf ist hier natürlich der Hauptreiz.
Wie im Nerohause haben wir hier: ruris opes, ponto novalia iniecta und
rupes Baccheo nectare madidae (1. c., v. 98—99)3 5.
Es bleiben noch die Schilderungen Plinius’ des Jüngeren, die bekannten Be-
schreibungen seines Laurentinums und seiner Tusci36.
33) S. Beloch, Campanien, 269—274; Friedländer,
Sittengeschichte II7, 203 (III6, 102) und öfter.
31) Stat., Silvae II, 2, 62: et tu saxa moves, et te
nemora alta secuntur, vgl. Seneca, Contr. V, 5:
in summis culminibus mentita nemora.
35) Die Beschreibung der Villa des Vopiscus (Stat.,
Silvae I, 3) liefert keine für uns wertvollen Züge.
36) Frühere Rekonstruktionsversuche s. bei Winne-
feld, dieses Jahrbuch VI (1891), 201 ff. Alle
früheren Versuche leiden an der Unrichtigkeit