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Lucas, Athletentypen.

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säumtes nachzuholen. Nichtsdestoweniger muß doch einmal der Versuch gemacht
werden, Statue und Bild zu vergleichen und wenigstens ihre Übereinstimmung oder
Unterschiede festzustellen.

Ungünstig ist schon von vornherein, daß bei dem vielfach gebrochenen und
geflickten Zustande der Statuen über das Tatsächliche, wie Angabe des Erhaltenen
und Ergänzten, aus den Berichten keine völlige Sicherheit zu gewinnen ist. So
bemerkt Amelung (n. 66) nichts darüber, daß die Unterschenkel, wie bis auf den

rechten des Siegers sicher der Fall, ergänzt
sagt er: Ergänzt »wahrscheinlich der linke
Arm (ohne Hand)« und »Zeigefinger der
linken Hand«; Wolters (n. 1426) »die linke
Hand«, Dütschke (III n. 547) »linker Arm
nebst Hand«. Man hat also die Wahl;
ich möchte, soweit ein Urteil nach der
Photographie verstattet ist, den ganzen Arm
für neu halten. Als sicher darf gelten,
daß beide Köpfe fehlten (ob der eine von
ihnen wie der andere antik, doch nicht
zugehörig, oder aber modern ist, bleibt
für unsere Betrachtung gleichgültig); ferner
ist sicher neu der rechte Arm des Oberen
und der felsige Boden. Ergänzt ist wahr-
scheinlich auch der linke Arm des Oberen
und rechte des Unteren. (Dütschke und
Amelung geben wenigstens das erstere
an, Wolters nichts.) Es wird daher gut
sein, den Zustand der Gruppe, wie sie
de Cavalleriis sah (Antiq. stat. üb. III/IV

sind. Von dem linken Arm des Unteren

Abb. 4.


tab. 11, im Gegensinne gestochen, hier Abb. 4 wieder umgekehrt), im wesentlichen

als Grundlage zu nehmen, obwohl bei ihm wieder die Armstümpfe des Unter-

liegenden unklar aufgefaßt sind6.

Nehmen wir einmal an, wie allgemein geschieht, daß die Ergänzung der

beiden inneren Arme der Ringer zutreffend ist und den erhaltenen Resten entspricht,
so wird man sich die vorgeführte Situation im wesentlichen in Übereinstimmung mit
Wolters7 so entstanden zu denken haben: In der Anfangsstellung hat der eine Jüng-

ling mit der Linken die Rechte des Gegenüberstehenden fest ergriffen, den Gegner
nach vorwärts gezogen, ihn zum Straucheln gebracht und ist ihm in den Rücken

6) Die Angaben des heute vielfach geringgeschätzten
Dütschke sind die ausführlichsten und stehen
fast durchaus im Einklang mit dem Stiche.
7) Weiter durchgedacht und ausgeführt in an-
sprechender Weise von Petersen S. 153. Doch

kann es zweifelhaft sein, ob der dem modernen
Beschauer einleuchtendste Verlauf auch als der
dem Künstler vorschwebende sich wirklich wird
erweisen lassen.
 
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