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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0027
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Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.

Die Bildtafel selbst ist nicht eine einheitliche Platte, sondern besteht —
wie auch aus der Abbildung an den vertikalen Fugen leicht erkenntlich — aus
fünf schmalen länglichen Brettchen, die sorgfältig miteinander durch Holzdübel
verbunden sind. Die entsprechenden Dübellöcher sind in die kaum i cm dicken
Bretter eingebohrt. Auch die Holztafeln der in Hauswände in Pompeji eingelassenen
fraglichen Tafelgemälde bestanden, wie sich aus dem im Wandstuck zurückgebliebenen
Abdruck ergeben hat, »aus mehreren in eine ringsumlaufende Falzleiste eingelassenen
schmalen Brettern«. Vgl. Mau, Röm. Mittig. 1899, S. 123 Anm. Aus einer späten
Notiz (Boethius de arithm. praef. I 1, p. 1079 Migne) hat Blümner schon gefolgert,
daß diese Zusammenstückung der Bildtafeln im Altertum Gepflogenheit war. Seine
Erklärung für dies Verfahren, es sei angewandt worden, um das Werfen des Holzes
zu verhüten, kann für unsere Tafelbilder — auch die beiden anderen Bilder zeigen
die gleiche Technik — deshalb nicht zutreffen, weil die einzelnen Brettchen dann
so aneinander gepaßt sein müßten, daß ihre Fasern in verschiedener Richtung laufen.
Das ist nicht der Fall. Die Fasern der verschiedenen Bretter laufen parallel. Die
Zusammensetzung mußte vorgenommen werden, weil man Holztafeln von der ge-
nügenden Breite nicht hatte. Unsere Maler müssen auch heute, wenn sie auf Holz
malen, aus demselben Grund zusammengesetzte Tafeln benutzen21. Über die Holz-
tafel ist ein geleimter Kreide- oder Gypsgrund gelegt ohne weitere Unterlage von Lein-
wand und darauf mit streichbar flüssigen Temperafarben gemalt22. Die ganze Breite
der Bildfläche nimmt ein mächtiger Thron ein, dessen hohe Rückenlehne von einer
Hohlkehle und einem Uräenfries gekrönt wird. Die Vorderseite der Rückenlehne ist in
zwei mit abwechselnd schwarzen, roten und braunen Rechtecken ausgefüllte Felder ge-
teilt. Die Rechtecke mit ihren verschiedenfarbigen Einfassungen sollen Täfelung der
Fläche mit Rahmen und Füllungen andeuten. Der von gedrehten Füßen getragene Sitz
ist in schlechter perspektivischer Verkürzung gezeichnet, als Polster ist über ihn eine
Decke mit schwarzen Querstreifen gebreitet. Auf dem Thron sitzt ein Götterpaar in
feierlicher Haltung. Der Gott mit wallendem Kopf- und Barthaar trägt einen ärmel-
losen grünen Chiton, darüber einen Mantel von gleicher Farbe, der über den Kopf
gezogen ist, und dessen Zipfel über den linken Arm und zwischen den Knieen herab-
fallen. Die Füße sind mit Sandalen bekleidet und ruhen auf einem von Löwenfüßen
getragenen Fußschemel, dessen Profil eine stark eingezogene Hohlkehle bildet. Um den
Hals trägt der Gott ein schmales Halsband, mit der erhobenen Rechten faßt er ein
ägyptisches Götterszepter, auf der mit 2 Ringen geschmückten Linken ruht ein Krokodil.
Der Kopfschmuck ist nicht mehr genau erkennbar, es scheint das ägyptische P'eder-
diadem gemeint zu sein, die geschweiften Ziegenhörner, die links und rechts vom

21) So weit ich es beobachtet habe, findet sich die
Zusammenstückung nie bei Mumienporträts, die
auch immer bedeutend schmaler sind als unsere
Bildtafeln. Die Zusammenstückung verträgt sich
auch nicht mit der Einfügung in die Mumien-
umhüllung, bei der die Bilder immer einem

gewissen Druck ausgesetzt sind. Auch das
gerahmte Bild aus Hawara, das Petrie veröffent-
licht hat, scheint aus einem Stück zu bestehen.
22) So nach Angaben von E. Berger, -der auf meine
Bitten hin die Freundlichkeit hatte, die Bilder in
Berlin zu untersuchen.
 
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