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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0029
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Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.


Beinamen Nepherses steht z. B. auch neben Soknopaios, einer anderen Form des
Suchos, unter der er in Soknopaiu Nesos im Fayum verehrt wurde24.
In der Göttin des Bildes ist daher Isis zu erkennen. Ihr, der mit Demeter
so oft ausgeglichenen Göttin, kommen unter allen ägyptischen Göttinnen auch
am ehesten die Ähren zu25, und es verschlägt nichts, daß der für die Göttin so
charakteristische Knoten auf der Brust fehlt. Höchst auffallend und unerklärt
bleibt bei dieser Deutung allerdings das Attribut der Widderhörner. Das kann aber
nicht gegen die Deutung geltend gemacht werden, denn wir kennen weder im grie-
chischen noch im ägyptischen Götterstaat eine Göttin, der dieses Attribut des
Ammon zukäme. Isis mit Widder begegnet auf Münzen des Nomos Gynaikopolites
(Head-Svoronos hist. num. II S. 474) und des Hypselites (ebd. S. 472). Der Widder
zu Füßen des Götterpaares ist also nichts Singuläres. In der kleinen Figur zwischen
den beiden Gottheiten werden wir ohne weiteres Harpokrates, der in Tebtynis also
als Sohn des Soknebtynis und der Isis galt, zu erkennen haben.
Das zweite Bild ist leider nur sehr fragmentarisch auf uns gekommen, was
um so mehr zu bedauern ist, als es nach Inhalt und Ausführung bei weitem das
interessantere ist. Die technische Herrichtung der Bildtafel war die gleiche wie bei
dem anderen Bild, vom Rahmen ist nichts gefunden worden. Was uns von dem
Bild übrig geblieben ist, findet sich bis auf einige undeutbare und nicht anpassende
Fragmente auf Taf. 2 vereinigt nach einer Zeichnung, die Herrn Maler Bollacher
verdankt wird. Wir erblicken hier Kopf und Oberkörper einer deutlich durch die
Ägis gekennzeichneten Athena. Das unbehelmte Haupt umgeben Nimbus und
Strahlenkranz, im Haar, das in langen Locken das Haupt umzieht, scheint ein Kranz
gesessen zu haben. Dem vollen Gesicht, an dem nur die unförmlichen Ohren auf-
fallen, verleihen auch nur die großgeöffneten, nach oben schauenden Augen mit den
buschigen Augenbrauen Ausdruck. Der Halsschmuck scheint aus einer Halskette
mit daran hängenden kleinen Amuletten bestanden zu haben, er ist nicht mehr
deutlich zu erkennen. Die Kleidung besteht aus Chiton und Mantel. Letzterer
scheint über den Rücken herabzuhängen, seine beiden Enden werden auf der Brust
wie bei der Chlamys durch eine rosettenförmige Agraffe zusammengehalten. Die
als Fell mit Schuppen gekennzeichnete Ägis ist unterhalb des Mantels auf der Brust
befestigt, das Gorgoneion ist dem Maler am besten gelungen, die Starrheit im Blick
und das Entsetzen sind gut zum Ausdruck gelangt. An der linken Schulter ruht
eine Lanze, deren Spitze mit einer ganzen Reihe Widerhaken versehen ist, ähnlich,
aber bedeutend einfacher, kommt diese Art Lanzenspitze auf späten Goldmedaillen
vor. Unterhalb der Spitze sind um den Lanzenschaft mehrere Metallringe oder
Scheiben herumgelegt, die wohl das Zersplittern des Schaftes an dieser durch den
eingetriebenen Stachel der Lanzenspitze sehr geschwächten Stelle verhindern sollen.
Die Göttin scheint die Lanze mit der linken Hand gefaßt zu haben; am Handgelenk


2i) Vgl. Dittenberger, Orient. Graec. Inscr. 177, 10. 25) Vgl. u. a. Drexler bei Roscher, Lexikon der
Myth. II, 448 ff.
 
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