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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0030
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Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.

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des allein erhaltenen linken Armes werden Armspangen sichtbar, unterhalb desselben
scheint ein Zipfel des Mantels sichtbar zu werden. Neben der Göttin erhebt sich
eine Pinie mit knorrigem Stamm, es ist derselbe Baumschlag mit den langen feinen
Nadelbüschen und den Pinienzapfen, der uns so häufig auf den sog. hellenistischen
Reliefs entgegentritt.26
Von der untersten Verästelung des Baumes herunter windet sich eine Schlange
um den Baumstamm. Das Schwanzende der Schlange hängt links vom Baum herab
und reicht hinüber bis zu der Lanze links vom Baum, am Stamm selbst sind noch
zwei Windungen der Schlange sichtbar.
Eine Schlange windet sich auch um die Lanze, deren Reste dicht am Bruch-
rand erhalten sind.. Offenbar folgte hier noch eine zweite Gottheit als Partner oder
Partnerin der Athena. Die Lanze ist von ungefähr derselben Form wie die der
Athena, die Windungen der Schlange, die ebenso wie die um die Pinie gewundene
roten Bauch und schwarzen Rücken hat, sind recht ungeschickt wiedergegeben, aber
es kann kein Zweifel sein, daß eine Schlange gemeint ist, da die Windungen ab-
wechselnd vor und hinter der Lanze erscheinen.
Wer neben Athena dargestellt war, ist natürlich nicht mehr festzustellen.
Das Bild hat als Gegenstück zu dem Soknebtynis-Isisbild gedient, darauf lassen
ebenso die Fundumstände und Größenverhältnisse der Bilder schließen wie die Auf-
fassung der Athena, die helmlos mit Nimbus und Strahlenkranz der Isis des anderen
Bildes entspricht. Daraus können wir folgern, daß Athena’s Genosse eine männliche
Gottheit war. Die Lanze ließe dann am ehesten den Schluß auf Ares zu, aber im
ägyptischen Kulturkreis und in dieser Zeit des Synkretismus würde es verfehlt sein,
diesen Schluß für bindend zu halten. Unsere Kenntnis von den Kultusformen im
Fayum der römischen Kaiserzeit sind zu gering, als daß wir auch nur eine Ver-
mutung darüber äußern könnten, welcher Gott neben Athena Platz gefunden hat.27
Für den Zeitansatz der beiden Bilder ist aus den Fundumständen hervorzu-
heben, daß in einem anderen Zimmer des Flauses, aus dem die Bilder stammen,
Fragmente griechischer und hieratischer Papyri gefunden sind, die etwa der Mitte
des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, spätestens dessen Ende angehören. Die
Papyri können sich in einem bewohnten Hause nicht allzulange gehalten haben, wir
dürfen daher das Verlassen und die Verschüttung des Hauses auch etwa gegen

26) Vgl. beispielsweise Schreiber, Die hellenist.
Reliefbilder t. 23, t. 24 u. ö.
2') So selten, wie Lumbroso und ihm folgend Schiff
in der Hirschfeld-Festschrift S. 388 f. anzunehmen
scheinen, ist das Auftreten Athenas im Kultus
im Ägypten der griechisch-römischen Epoche
nicht. Neben der von Schiff bekanntgegebenen
Athena Polias von Schedia steht z. B. die Athena
von Naukratis (American Journal of Archaeol. I,
1885, p. 79. Dittenberger, Orientis Graeci inscr. I,
p. 20). Besonderes Ansehen genoß der Athena-

kult in Oxyrynchos, wo Athena mit Theoris
ausgeglichen war und am vornehmsten Kultus
der Stadt (dem der Trias: Sarapis-Isis-Theoris -
Zeus-Hera-Athena) Anteil hatte (vgl. Grenfell and
Hunt, The Oxyrynchos Papyri III, 483,3, Anm. 9,
vgl. auch das häufige Auftreten der Athena auf
Siegeln von Privatpersonen in Oxyrynchos, ebenda
öfter). Im Fayum begegnet häufig ein Terra-
kottentypus, der Athena mit Helm und Schild
und einer eigentümlichen Fackel dargestellt zeigt.
 
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