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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0032
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Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.

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selbst in Bauernhäusern Eingang fand und beleuchtet in eigentümlicher Weise den
bekannten Ausspruch Petrons: pictura quoque non alium exitum fecit, postquam
Aegyptiorum audacia tarn magnae artis compendium invenit.
Es läßt sich vielleicht auch nachweisen, daß wir es bei dem Befund in
Tebtynis nicht mit einer vereinzelten Erscheinung im Fayum zu tun haben. Von
dem mehrfach erwähnten gerahmten Bild, das Petrie in Hawara gefunden hat und
das sich jetzt in London befindet, ist schon öfter vermutet worden, daß es ur-
sprünglich in einem Hause aufgehängt gewesen sei. Es ist zwar in einem Grab,
und zwar auf dem Kopf der Mumie liegend gefunden worden, da es aber gerahmt
und sogar mit einer Vorrichtung für eine Schutztafel versehen ist, außerdem auch
etwas anderes Format zeigt als die große Masse der Mumienporträts, so wird bei
ihm diese Vermutung zutreffend sein, die für die Gesamtheit dieser Bilder unbe-
dingt abzulehnen ist.
Ganz unbekannt sind uns leider die Fundumstände bei dem Plolztafelbild,
das wir auf unserer Tafel 3 mit gütiger Erlaubnis des Direktors des Kairener
Museums, Herrn G. Maspero, zum ersten Mal veröffentlichen dürfen. Es befindet
sich seit 1889 im Kairener Museum und ist laut dem Inventarvermerk im Fayum
im Kunsthandel erworben worden, stammt also auch aus dieser Landschaft. Die
Bildtafel zeigt die gleiche Herrichtung wie die beiden Bilder von Tebtynis. Sie
besteht aus drei Brettern, die durch je drei Dübel miteinander verbunden waren,
außerdem war zur Befestigung Leim verwendet, der durch irgend eine Ursache her-
ausgequollen ist und die Farbe an den Fugen zur Ablösung gebracht hat. Die
Fasern der Bretter laufen in vertikaler Richtung; über diesen vertikalen Fasern des
Holzes erkennt man an mehreren freiliegenden Stellen eine horizontal über die Bild-
fläche laufende Faserung, diese rührt vielleicht von einer Überklebung der Holz-
tafel mit einem ganz dünnen Papyrusblatt her, dessen Reste Borchardt und ich
an den abgeblätterten Stellen am Rand der Bemalung noch erkennen zu können
glaubten.
Die Bildtafel, die bis auf geringe Verletzungen am linken Rand vollständig
ist, ist ringsumlaufend abgeschrägt, wie unsere beiden Bildtafeln aus Tebtynis,
war also bestimmt, in eine Falzleiste eingelassen zu werden. Ob diese Falzleiste
als Rahmen zu denken ist, läßt sich natürlich nicht mehr feststellen. Die Tafel
kann auch die Füllung an einem Kasten oder ähnlichem gewesen sein. Die
Darstellung ist ein in sich abgeschlossenes Ganzes, das beweist die das Bild
auf allen vier Seiten abschließende Einfassung mit einer breiten schwarzen Linie.
Die Grundierung des Bildes besteht aus einer auf das Papyrusblatt gesetzten ganz
feinen Kreideschicht, deren hellgrauer Ton an verschiedenen Stellen fleckig ge-
worden ist.
Die beiden Seiten des Bildes füllen Blütenzweige, die oben Überhängen und
so eine Art Laube bilden. Links wachsen diese Zweige aus der Randleiste heraus,
am rechten Rand kommt hinter dem Mantel des Knaben ein dünnes Stämmchen
hervor, von dem die Blütenzweige ausgehen. Die Zweige sind weiß gezeichnet mit
 
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