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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 1, Die Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0098
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Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

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auf einem Altar175. Sicherer ist diese Deutung bei dem an gleicher Stelle auftretenden
Halbkreise auf einer unteritalischen Vase176; es wird eine Halbkugel wie die basischen
gemeint sein. Eine solche findet sich auf einem kleinasiatischen Tonaltärchen177
und genau so an sardinischen Grabdenkmälern178; letztere legen es nahe, auch die
Bekrönung des einen Megazils von Amrit frageweis heranzuziehen179. Auf einen
profilierten phönikischen Altar mit zugespitztem Konus verweist schon Schröder180.
Sehr ähnliche Altäre be¬
gegnen in Ostsizilien 181. In
Catania befindet sich ein
höchstwahrscheinlich aus
dem Orient stammendes
Grabrelief des nicht häufi¬
gen Typus, welcher zwei
Figuren, Mann und Frau,
einander gegenübersit¬
zend, eine dritte, hier
wohl den Sohn der bei¬
den, zwischen ihnen ste¬
hend zeigt182. Der Sohn
wendet dem Vater, wel¬
cher redend die Hand
hebt, den Kopf zu. Zwischen ihnen steht im Hintergründe ein schmaler kleiner
Pfeiler auf einer Stufe, darauf ein bienenkorbförmiger Konus, den eine Schlange
zu umwinden scheint; das Grabmal würde also jenen etruskischen »Omphaloi« ent-
sprechen183. Ein wahrscheinlich der Kaiserzeit angehöriges großes Felsdenkmal
dieser Form befindet sich in Petra184. Vielleicht darf man in den Koni mit Spiral-


175) Brit. Mus. Cat. of Vases III S. 412, D 83; ganz
ähnlich auf zwei lukanischen Hydrien im Louvre
Nr. 20 und 22.
176) Millingen, Peint. ant. T. 17.
177) Aus der Sammlung Misthos, im athenischen
Nationalmuseum. Vielleicht gehört hierher auch
das Bruchstück einer wohl augusteischen Stele
im Ottoman. Museum Nr. 648, Phot.193 (Abb. 19):
oben im Felde, offenbar auf einem Sims stehend
zu denken, erscheint ein viereckiger Gegenstand,
an welchem der Umriß des Kopfes der ver-
lorenen Figur kenntlich ist, darauf eine Halb-
kugel (schwerlich eine Schale); auf der Kante
sitzt allem Anschein nach ein Schmetterling;
daneben lehnen drei Rollen. Ist hierin etwa
ein Sepulkralaltärchen wie das athenische mit
dem Seelenschmetterling zu erkennen ?
178) Perrot-Chipiez III S. 235 Abb. 173.
179) Ebenda S. 152 = Michaelis-Springer 7 S. 66.

Angesichts altchaldäischer Gräber, wie Maspero,
Hist. anc. I, 685, ist freilich Vorsicht geboten; dort
könnten primitive Hausformen nachgeahmt sein.
18°) S. 27, 4 (Perrot-Chipiez III S. 176).
181) Im Museum von Syrakus, mit Eckakroterien.
J82) Museo Biscari; das Original blieb mir unzu-
gänglich; Photographie Eugen Petersens im
Apparat. — Der Typus zweier einander gegen-
übersitzender Figuren ist sehr alt, wie das be-
kannte hettitische Relief und eine altetruskische
Grabstele mit Totenmahldarstellung zeigen (Furt-
wängler, Sammlung Saburoff I S. 24); er findet
sich in Kleinasien noch in der Kaiserzeit in
seiner ältesten Form (Mann und Frau, dazwischen
der Tisch mit Speisen, Ottomanisches Museum
'Phot. Nr. 126): das ist gewiß kein Zufall, sondern
ein provinzieller Archaismus.
183) Schröder S. 32.
184) Domaczewski-Brünnow, Arabia S. 144 Abb. 143.
 
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