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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 1, Die Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0099
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Pfulil, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

windung185 eine dekorative Verflüchtigung des von der Schlange umwundenen Konus
sehen. Von Schröders Beispielen ist am wichtigsten eine kampanische Vase, die
statt des gewöhnlichen Konus eine regelrechte Spitzsäule zeigt186; diese ist also
gleichwertig mit dem Konus. Neu hinzu kommt die Londoner Rundbasis mit dem
Grabrelief, auf welchem neben der Familie der Totenführer Hermes bei einer Sonnen-
uhr und ein Grabmal wie das katanische, doch mit spiralförmig gewundenem Konus
erscheint187. Die Basis stammt sehr wahrscheinlich von den griechischen Inseln.
Den nach dem Vorbild des Pinienzapfens geschuppten Konus kannte Schröder
nur aus römischer Zeit188. Jetzt besitzen wir eine sepulkrale Terrakotte aus Priene,
welche ihn als Krönung eines Grabpfeilers zeigt189, sowie das anscheinend spät-
hellenistische Denkmal aus Kymc. Damit ist wenigstens die Möglichkeit vorrömischer
Ausbildung auch des kyprischen Typus gegeben190. Auf allgemeiner dekorative
Verwendung des Pinienzapfens führt z. B. sein Auftreten als Torbekrönung eines
ländlichen Peribolos auf einem Schreiberschen Relief191 *.
Offenbar unter dem Eindruck des einleuchtenden Ergebnisses seiner Unter-
suchung hat Schröder eine ganze Denkmälergattung gar nicht in Betracht gezogen:
die phrygisch-lydisch-jonischen Phalloide, deren mannigfache Formen die größte
Ähnlichkeit mit den etruskischen zeigen193. Diesen wichtigen Vergleichsstoff zieht
Schröder deshalb nicht heran, weil er den Konus als Abkömmling des Tumulus
nur einzeln, nie mit seinem Untersatze zusammen als Ganzes betrachtet. Daß eine
solche Trennung der Bestandteile bei den etruskischen Cippen berechtigt sei, müßte
erst bewiesen werden. Der Beweis würde aber scheitern an der Tatsache, daß
Konus und Spitzsäule als gleichwertig auftreten. Das zeigen für Unteritalien die
erwähnte kampanische Vase, für Etrurien Grabmäler aus Corneto und Saturnia: auf

185) Schröder S. 26, 27 Anm. 6.
,86) Brit. Mus. Cat. of Vases IV T. S = Österr. Jahresh.
VII S. 240. Löschckes Auffassung der Dar-
stellung wird man der von Studniczka zunächst
vorziehen müssen, denn nur sie wird durch
Analogien gestützt (vgl. Watzinger S. 9).
187) Brit. Mus. Cat. Sculpt. Nr. 710, Phot. W. A. Brit.
Mus. 55 f. Der Konus ist im Katalog irrtümlich
als Flamme bezeichnet. Aus der Aberdeen-
sammlung from Greece'.
188) S. 30.
189) Priene S. 342, Abb. 395; vgl. unten S. 95.
190) Schröder S. 27, 4.
191) Schreiber T. 80, Michaelis-Springer 7. Aufl.
S. 317. Daß er schon in hellenistischer Zeit
als Brunnen benutzt wurde, hat Hülsen wahr-
scheinlich gemacht, Röm. Mitt. 1904 S. 116. —
Es muß hier kurz Stellung genommen werden
zu Strygowski’s Äußerungen in den Röm. Mitt.
1903 S. 186 und in den Jalirb. d. preuß. Kunst-
samml. 1904 S. 292 f. Im folgenden wird der
Grabkonus in der Tat zu altorientalischen Denk¬

mälern in Beziehung gesetzt; seine Ausbildung
zum Pinienzapfen aber harrt trotz unseres Nach-
weises dieser Form im kleinasiatischen Helle-
nismus noch der Erklärung; denn Strygowsky
sieht nicht mit Recht in den ornamental karrierten
und geschuppten, oft lang gestielten Knospen
der assyrischen Ornamentik Pinienzapfen. Bis
auf weiteres muß die Form für dekorativ und
damit für gleichwertig mit der Spiralverzierung
gelten (einen Erklärungsversuch dieser letzteren
s. o.).
192) Über die phrygischen Steine abschließend A. Körte,
Athen. Mitt. 1899 S. 7 ff. (Perrot-Chipiez V S. 51)
Lydisch: Perrot-Chipiez V S. 273, Abb. 165.
Jonisch: die Nekropolen von Alt- und Neu-
smyrna. Alt: Texier II T. 131, 5; Berlin, Catal.
Nr. 1151 f. Erste Kaiserzeit: im Louvre, vom
Pagos bei Smyrna; auf dem Knauf die Inschrift
Χρηστίων Έρακλείδου (Arcli. Anz. 1900 S. 156
Nr. 25). Karisch: fourn. of hell. stud. 1900
S. 68 Abb. 4, S. 70 Abb. 8.
 
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