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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 1, Die Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0101
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Pfulil, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

Altar vor dem Baum mit der Schlange198. Mehrfach sind die Sockel der Hermen
als Altäre gebildet und benutzt; einmal steht ein besonderer Altar vor der Herme
(Abb. 14)199. Zur zweiten Gattung gehören in erster Linie die in hellenistischer
Zeit nicht zahlreichen Totenmahlreliefs mit Altären 200. Ein gutes Beispiel für die
Vermengung der Typen schließlich ist ein frührömisches Relief in Berlin, Nr. 804.
Man täte dem Künstler unrecht, wenn man die Szene dadurch einheitlicher zu er-
klären suchte, daß man in der thronenden Hauptfigur, vor welcher der Altar steht,
die bewußte Nachbildung einer Statue sähe201.

DIE TRAPEZA.
In dem Abschnitt über die Hermen wurde unter Nr. 22 ein Relief aus Smyrna
beschrieben, der Grabstein eines größeren Knäbchens, Apollonios, und eines kleineren,
Dionysios, Söhne des Diodotos (Abb. 15). Ersterer hält einem Hündchen eine Traube
hin; neben ihm steht sein Grabmal, eine Heraklesherme auf einem Pfeiler; daran
lehnt ein kleiner Diener. Das Brüderchen sitzt auf einem niedrigen viereckigen Block
vor einem Baum mit Schlange; es hält einen undeutlichen Gegenstand empor. Der
Block entspricht den Grabaltären, die zumal auf Reiterreliefs fast regelmäßig vor
den Bäumen stehen. Einmal umwindet die Schlange nicht den Baum, sondern den
Altar 202, andere Male holt sie sich von Altar oder Trapeza ihr Mahl 203 : theriomorphe
Parallelen unserer zum Genrebild gewordenen Darstellung. Der Typus findet sich
ähnlich bei Terrakotten des kleinasiatischen Kreises, auf welche wir im Zusammen-
hänge zurückkommen.
Die seit hocharchaischer Zeit nachweisbare 204, aus Attika und Unteritalien205
besonders bekannte Grabmalform der Trapeza war also auch in Kleinasien üblich —
kein Wunder bei dem durch die Totenmahlreliefs veranschaulichten stark theoxe-
nischen Charakter des Heroenkultus. Ob man in den profilierten Stelenbasen dieser
Zeit noch den Grabtisch sah, dessen Form sie zeigen, ist nicht auszumachen 206.

198) B. C. Η. XVIII S. 443 Nr. 7.
199) Oben Nr. 20.
20°) Z. B. ein sehr reiches Relief, das 1902 noch in
dem Brunnenhause der polykratischen Wasser-
leitung in Samos eingemauert war, Phot. G.R. 590,
und das oben S. 83 Anm. 133 herangezogene
Relief in Konstantinopel (auf dem Altar Leber,
Niere, Herz).
201) Zu dem Bema unter dem Sessel des Toten ist
ein Relief aus Antissa auf Lesbos in dem Dorfe
Telonia zu vergleichen (Phot. G.R. 603): die
Tote thront in Vorderansicht, beide Hände mit
der bekannten apotropäischen Geste erhoben;
neben ihr eine kleine Dienerin, Mann und
Diener. Vgl. Benndorf, Österr. Jahresh. V.S. 194.
202) Siehe S. 91 Anm. 197.
203) Oben S. 69 Anm. 60.
204) Dragendorff, Thera II S. 106 ff.

205) Vgl. Watzinger S. 5 t'.
206) Mit der Stele darauf erhalten z. B. Brit. Mus.
Cat. Nr. 636. — Auf dem ostgriechischen oder
insularen Grabstein zweier Eleaten in der
Sammlung d’Este (Dütschke V Nr. 672) er-
scheint zwischen dem sitzenden und dem stehen-
den Manne ein Altar in der Form eines Tisches
mit leicht geschweiften Beinen, ganz ähnlich dem
Opfertisch auf dem attischen Asklepiosrelief
Athen. Mitt. II T. 16, darauf steht ein Kasten.
Wäre ein Gebrauchsmöbel, nicht ein Steintisch
mit massivem Kern gemeint, so würde man dies
doch wohl ebenso deutlich gemacht haben wie
auf den Totenmahlreliefs. Es scheint also auch
hier ein Grabtisch mit Epithem oder Weihgabe
gemeint zu sein; zu entscheiden ist die Frage
allerdings nicht auf Grund der im Apparat be-
findlichen Zeichnung.
 
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