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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Six, Jan: Pamphilos
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0111
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102

Six, Pamphilos.

opfernd sah, er nicht den Angriff geführt hätte. Chronologisch gefaßt kommt erst
die Vorbereitung, dann der Auszug in immer rascherem Tempo, und wenn wir nach
Maßgabe des Parthenonfrieses urteilen, würden die ersten die letzten sein. Das
heißt in diesem Falle also, daß die Phliasier nicht die Führung gehabt hätten,
sondern gefolgt wären. Freilich hat nicht bloß Xenophon, sondern auch der Ge-
währsmann des Plinius es anders verstanden.
Haben wir also einigermaßen eine Vorstellung des Werkes des Pamphilos
gewonnen, so bleibt noch die Frage zu erörtern, inwiefern unser Begriff seiner
künstlerischen Bedeutung dadurch erweitert wird. Zunächst folgt, daß trotz der
Scheidung zwischen sikyonischer, attischer und jonischer Schule, durch seinen Lehrer
Eupompos vollzogen17, wir hier die Analogien in jenen anderen Schulen haben
suchen müssen, die Trennung also nicht so sehr in der Komposition wie in der
Ausführung gelegen haben wird.
Es kann dabei möglich sein, daß es auch hier schon sich um Kleinkunst
handelt, wenn man auf die Eigenart seines Schülers Pamphilos achtet und wenn
wirklich, wie Brunn18 vermutet, der Maler und der Philosoph Pamphilos identisch
sind, wir also die Worte, womit Cicero den Philosophen kennzeichnet, Pamphilum
que nescio qtiem sinamus in infulis tantam rem tamquain pueriles delicias aliquas
depingere, von der Kunst des Malers entlehnt sind, der ja bekanntlich durchsetzte,
daß die sikyonischen Knaben im Malen auf Buchsbaumholz unterwiesen wurden20.
Man hätte dann wohl an ein Gemälde auf Buchsbaumholz zu denken, von mäßigen
Dimensionen, mit vielen kleinen Figürchen.
Aber dann hat auch Brunn feinsinnig die Kunst des Pamphilos als eine
Vernunftskunst der Anschauungskunst eines Zeuxis gegenüber dargelegt und nun
kann ich nicht umhin, hier auf ein Werk der neueren Zeit hinzuweisen, das sicher
mit dazu beigetragen hat, mich in dem Passus des Xenophon die Paraphrase des
Gemäldes des Pamphilos erkennen zu lassen; ich meine Michelangelos Schlacht bei
Pisa. Auch diese kennen wir nur aus der Beschreibung bei Vasari und teilweise
aus Skizzen und Stichen, bequem zusammengestellt bei Corrado Ricci21.
Ich brauche hier nicht Vasaris Beschreibung von den Gebärden der im
Bade überfallenen Soldaten auszuschreiben, denn weder direkte Wiederholung, noch
indirekte Beeinflussung durch Pamphilos kann im Spiele sein. Aber ich muß Vasaris
Schlußworte mitteilen, die so klar zeigen, wie in einem solchen Bilde ein Maler,
der sein Können zeigen wollte, die rechte Gelegenheit fand: Eranvi tamburini ancora,
e figure ehe, coi panni avolli igundi, correvano verso la baruffa, e di stravaganti
attitudini si scorgeva, chi ritto, chi ginocchioni, o piegato, o sospeso a giacere, ed in
aria attaccati con iscorti difficili. V’ erano ancora molte figure aggruppate ed in varie
maniere abbozzate, chi contornato di carbone, chi disegnato di tratti, e chi sfumato, e
con biacca lumeggiati, volendo egli mostrare quanto sapesse ale professione. Per loche
20) a. a. O. § 135 ff.
21) Michel-Ange, Traduit de l’Italien far Μ. J. de
Crozals, S. 40—45.

17) Plinius, N. Η. XXXV, § 75.
18) Gesch. d. Gr. Künstler II, S. 135.
19) de Orat. III, 21.
 
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