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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 2, Die Bezirke und Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0159
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Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

150

Schlange — ein vielfach, auch auf Münzen, begegnendes Motiv, dessen sepulcralen
Sinn altattische Vasenbilder verraten: der Adler mit der Schlange fliegt über einem
im Zweikampf fallenden Krieger 372. Ein Totenmahlrelief aus Kyzikos zeigt unter
dem Bildfeld ein Kriegsschiff373; von da ist nur noch ein Schritt zu unserem
samischen Relief. Die Prora allein findet sich an einem girlandengeschmückten
Grabsäulchen oder Rundaltar aus Kibyra 374.
Wir wenden uns den im Hintergründe der Reliefs über Mauern oder Vorhängen
erscheinenden Figuren zu. Sie sind höchstens bis zur Hüfte, zum Teil nur mit dem
Kopfe sichtbar. Über den Intercolumnienschranken der Halle desKydrogenes sind außer
Pferdekopf und Schild und Schwert drei Adorantinnen dargestellt. Auf der Stele
Abb. 26 erscheinen neben dem Zwergpfeiler eine wie trauernd aufgestützteFrau und zwei
Männer, welche einen Schild hochheben, offenbar um ihn anzuhängen; daneben steht
ein Korb. Auf dem wahrscheinlich ostgriechischen Relief S. 127 Nr. 7 lehnen drei
kleine Mädchen über der Mauer, vor welcher ein stehender Mann mit einer sitzenden
Frau spricht. Auf dem Relief S. 124 Nr. 10 schaut der Kopf eines Kindes über den
Vorhang, der hinter einer in Vorderansicht dastehenden Familie hängt; ein Knabe
wendet sich ihm zu. Schließlich erscheinen die Köpfe dreier bewaffneter Reiter
und ihrer Pferde über dem Vorhang hinter vier Totenmahlen 375 und über der
Mauer auf dem Relief S. 126 Abb. 21, welches eine Frau und ein Mädchen bei Tische
sitzend zeigt. Ähnlich ist ein südrussisches Relief, doch sind dort die Köpfe dreier
Männer und zweierPferde einander gegenüber gestellt 376. Auf dem Totenmahlrelief
mit der Prora endlich sind neben Rüstungen drei schematisch wie Waffenstücke
gebildete Kriegerprotomen über dem Mauerrande dargestellt.
Zum Vergleich für ein der Halle des Kydrogenes verwandtes Bauwerk auf
einem samischen Totenmahlrelief wurde oben schon der Herakleskrater des Asteas
herangezogen: zwischen den auf der Mauer stehenden Zwergsäulen schauen von
außen, wohl aus dem Hofe, die Zeugen des Kindesmordes herein. Der Unterschied
ist nur der, daß Asteas den wirklichen Höhenverhältnissen gerecht wird, während
unser Steinmetz die anbetenden Mädchen ebenso frei wie die Waffen und den Pferde-
kopf in eine Höhe rückt, die sie nur auf Leitern erreichen könnten. Das Motiv der
durch ein Fenster schauenden Figur war den unteritalischen Vasenmalern und
besonders denen von Paestum geläufig; man kann es sich entstanden denken aus
der Darstellung teilweise von Terrainwellen verdeckter Figuren, die seit der Zeit
Polygnots auf attischen Vasen begegnen. Meist sehen die Leute aus den Häusern
auf die Straße, doch bisweilen schaut auch jemand von außen herein, wie die

372) Elite ceram. I 7, Ingliirami I 41. Vgl. den
Pariser Memnonkrater (Louvre Nr. 308).
373) Brit. Mus. Catal. Nr. 736, Phot. G. R. 676.
374) B. C. Η. II S. 607. — Aus der Liste der sepul-
cralen Schiffe ist übrigens eins zu streichen.
Das kleine Sockelrelief Έφημ. 1896 T. 5 enthält
keine Charondarstellung, sondern die Untreue

des Theseus: Pan flötet sein Schlummerlied und
Theseus mit der Keule im Arm enteilt auf sein
Schiff.
375) S. 123.
37G) Entstellt abgebildet Antiqziites du Bosphore cim-
inerien, am Schlüsse des ersten Textbandes;
Skizze von Conze im Apparat.
 
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