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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 2, Die Bezirke und Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0161
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I Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

ist, so bietet sich eine religiöse Erklärung von selbst: es ist das wilde Heer, das
draußen vorbeizieht 384.
SCHLUSS.
Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs gibt ein anschauliches Bild
hellenistischer Friedhöfe. Einzeln, zu zweit, mit Bäumen zusammen und vor der
Bezirkmauer stehend erscheinen Giebelstele, Pfeiler und Herme, das Denkmal mit
der Rundbasis, Altar und Grabtisch. Im Temenos lagern die Toten beim Mahle:
wir sehen die aufgespannten Vorhänge, die Umfassungsmauer mit dem Tor, halb-
offene Bauten mit Zwergpfeilern und Säulen, die Halle mit Intercolumnienschranken,
das Gebäude mit dem Pultdach und schließlich die Grabtempel, in welchen die
Toten wie die Statuen stehen; in der Vorhalle eines solchen steht eine Grabherme.
Auf den Pfeilern, den Mauerrändern und Wandgesimsen finden sich Epitheme,
Urnen und Weihgaben verschiedenster Art: Sirene und Sphinx, Truhe und Rundciste,
Korb und Füllhorn, Urne, Kanne und Lekythos, Bücherrollen und Schreibzeug,
Leier und Astragale, Hut, Schirm und Fächer, Spiegel und Kamm, Rocken und
Spindel, sowie das Triptychon mit dem Ehrenkranz. Ähnlich angebracht sind an
dem Gebäude mit dem Pultdach noch Anker, Schuhe und Schminkereiber; am Grab-
baume endlich hängt einmal ein geweihter Chiton. — Waffen, die fast nur auf
Totenmahlreliefs begegnen, liegen teils auf der Mauer, teils sind sie am Gebälk des
dargestellten Bauwerks aufgehängt zu denken — letzteres die hellenistische Moti-
vierung der schon früher üblichen und nie aufgegebenen typischen Anbringung am
oberen Rande des Bildfeldes. Als typisch erwiesen sich durch den Vergleich unter-
italischer Vasen und pompeianischer Bilder auch die über den Vorhängen, Mauern
und Intercolumnienschranken erscheinenden Nebenfiguren; von besonderer Bedeutung
sind die drei Reiter, welche das wilde Heer andeuten.
Mit diesem reichhaltigen Typenschatze schalteten die Bildhauer so frei wie
die Dichter der Grabepigramme mit ihren τόποι; aber der Kreis, in dem sie sich
bewegen, ist fest umschrieben: all die Denkmäler, Bauten, Weihgaben ließen sich
als sepulcral erweisen. Trotzdem stehen unsere Grabreliefs als Landschaftsbilder
innerhalb eines größeren Zusammenhanges. Im Verlaufe der Untersuchung wurden
schon mehrfach Schreibersche Reliefs und pompeianische Bilder zum Vergleich
herangezogen. Betrachten wir jetzt einige von diesen genauer.
Das Reliefbild Tafel 60 zeigt eine Liebesszene in einem kleinen Priapos-
heiligtum. Man sieht die Herme des Gottes, eine Vase auf einer Säule und zwei
Bäume, an welchen ein Vorhang befestigt ist. Auf Tafel 70 steht ein Altar vor der
Statue einer Göttin, ein Pfeiler trägt eine Vase, eine Säule den heiligen Schrein 385;
zwischen zwei Bäumen ist ein Vorhang ausgespannt. Den Vorhang zwischen zwei
Bäumen finden wir auf einem pompeianischen Bilde — Thetis bei Achill — hinter

384) Dreiteilig ist auch der Thiasos des Dionysos: vgl. jetzt Stengel, Archiv f. Religionswiss. VIII
Usener a. a. O. S. 2. Zu dem Heroenpferde S. 203 ff.
38a) Vgi. die Naiskoi der Metragyrten, z. B. Annali 1865 T. 7; Schreiber, Bilderatlas T. 20,3.
 
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