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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Six, Jan: Pausias
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0167
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i58

Six, Pausias.

zusammengestellt ist. Dort steht neben der Dreiviertelansicht mit dem runden Oval
der Backen, wie es vor allen Kimon (Nr. 15), Anfang des vierten Jahrhunderts, so an-
mutig und reizend geschnitten hat, ein härterer Typus mit sprechendem Kinn und
hohler Backenlinie auf den Münzen von Klazomenae und Rhodos (Nr. 2 — 5), der
unseren Resten merkwürdig nahe steht. Denn gerade dies ist auch an unserem Kopfe
auffallend, daß auch hier sich zwischen Backe und Kinn der Umriß leise einbiegt, das
Kinn also stark prominent war. (Nicht das ganze Untergesicht wie bei den Habs-
burgern.) Verfolgt man diese Spur, so findet man neben den Münzen von Klazomenae
und Rhodos, daß besonders auch die Prägungen der karischen Fürsten, die mit Maus-
sollos (377—353) anfangen, diesen Typus zeigen8. Dort auch das kleine, aber her-
vorspringende Kinn, dessen Übergang zur Backe im Umriß eine leicht eingezogene,
beinahe gerade Linie hervorruft, dort auch, worauf mich Herr von Fritze auf-
merksam machte, die so altertümlich anmutende Überschneidung des unteren Augen-
lides vom oberen. Ich meine sogar an einem Abguß einer Münze desselben Typus,
dessen Herkunft ich nicht kenne, es handelt sich um Orontobates, die Andeutung
von Hautfalten am Kinn zu spüren. Höher als Maussollos hinauf zu datieren ist
dieser Typus schwerlich, da auch zu Klazomenae der vollere weichere Typus vor-
angegangen ist (Je Muse'e IX. 1. = Br. Mus. Cat. Ionia VI. 8) und Head diese
Serie 387 anfangen läßt.
Auch datierbar. und gleichzeitig ist eine Münze von Alexander von Pherae
(369—357), die, weniger im Munde und der Augenform vergleichbar, doch auch die
Überschneidung der Augenlider und die verlangte Gesichtsbegrenzung hat, dabei
aber neben dem Kopfe eine Besonderheit zeigt, die wir bald zu verwerten haben
werden: die Hand, die eine Fackel hält.
Der rundere vollere Typus mit den blühenden gefüllten Zügen, wie wir ihn
auf den Münzen von Kimon und anderen kennen, findet sich auch auf attischen
Vasen, wie denen des Meidias9 und verwandten, er kommt schon an der Talos-
vase10 vor, und ein Vorläufer dieses Typus findet sich bereits an einer Münchener
Vase, die Furtwängler wohl mit Recht in die Perikleische Zeit datiert11.
Es fragt sich jetzt, wie man unsere Reste zu rekonstruieren hat. Dabei
verweise ich zunächst auf den unten zu besprechenden Spiegel, wo das Haar der
Frau auch in ähnlicher Weise zusammengebunden ist. In ähnlicher, aber nicht
in derselben, denn versucht man danach eine Rekonstruktion auszuführen, so ergibt
sich alsbald, daß die linke Grenze dieser Bänder, da wo sie aufhören und umzu-
biegen scheinen, nicht den Umriß des Schädels bedeutet, sondern gerade auf dem
Scheitel aufsitzt. Ein Diadem, das im Haare liegt, wie es so häufig an Köpfen in Drei-
viertelansicht vorkommt, kann hier sicher nicht gemeint sein, dazu paßt weder die Zeich-
nung noch die Stelle. Ich kann bis jetzt nichts anderes zur Erklärung finden, als
einen Hinweis auf die Sappho der Villa Albani12, die Winter13 dem Silanion zuschrieb

8) Br. Mus. Cat. Caria etc., T. XXVIII, 2.
9) Furtwängler und Reichhold, T. 8 und 30.
10) A. a. Ο., T. 38, 39.

A. a. Ο., T. 19.
12) Arndt, Röm. und gr. Porträts, T. 147.
>9 Jahrbuch V, S. ιςιίϊ.
 
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