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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Six, Jan: Pausias
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0168
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Six, Pausias.

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und die jedenfalls aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts ist. Dort kreuzen
sich die Bänder auf dem Scheitel, und es kann sein, daß sie es auch hier getan haben.
Es bleibt zu erklären, wie die Blumen- oder Blätterfragmente zu deuten
sind. Zunächst verweise ich auf Goldplättchen, ursprünglich wohl 45 an der Zahl,
in drei verschiedenen Typen in einem Grabe auf der Halbinsel Taman in der sog.
großen Blisnitza gefunden und von Stephani {Compte rendu 1865 Taf. I, 7. 8. 9)14
publiziert. Dort sehen wir drei Köpfe, der mittlere Demeter von vorne gesehen,
rechts Kore, links Herakles, bis zum Ansatz der Schulter dargestellt und wie unser
Kopf von einer Eierleiste umrahmt. Stephani meint, daß sie zum Schmuck eines
Gewandes gehört haben. Ich will die Möglichkeit nicht leugnen, möchte aber die
Frage aufwerfen, ob sie nicht vielmehr Kassettenfüllung der Decke des Holz-
sarkophages, dessen architektonische Reste samt Glas und Knocheneinlagen sich
gefunden haben,15 gewesen sein werden. Jedenfalls haben sie ganz den Charakter
von Eacunaria. Wir sehen dort, wie bei der vorhin erwähnten Münze des Alexander
von Pherae, rechts neben der Kore ihre Fackel, links neben Herakles seine Keule.
Dieses Grab war jedenfalls später als Alexander der Große, da sich darin
ein vorzüglich erhaltener Goldstater dieses Königs gefunden hat16. Es hat aber auch
eine noch viel merkwürdigere Analogie aufbewahrt in dem gemalten kolossalen weib-
lichen Kopf, der den oberen Abschluß des Grabes bildete. Stephani hat ihn farbig
wiedergegeben auf dem Titelblatt des Compte rendu de la Commission Imperiale
Archeologique pour Γanne'e 1865. Die Ausführung scheint danach nicht ersten
Ranges gewesen zu sein, aber die Darstellung ist darum für uns nicht weniger
interessant, besonders da wegen der Goldmünze Alexanders und des in dem Grabe
gefundenen Goldschmuckes dieses Werk wohl noch ins vierte Jahrhundert zu setzen
sein wird. Es ist der Kopf einer weiblichen Figur, gerade von vorne gesehen, bis
zum Schulteransatz. Der Flintergrund ist dunkelgrün. Das Haar ist rotbraun wie die
Augen. Diese sind groß wie so häufig in den Kampanischen Wandgemälden. Der
rote Mund ist klein, mit starkem Bogen und dicker Unterlippe, Schatten sind im
Fleischton angegeben, ja sogar Reflexbeleuchtung unter dem starken Kinn. Die Frau
trägt eine Schnur von großen Goldperlen. Vom Hinterkopf hängt ein rosafarbiger
Schleier herab. Im Flaar liegt ein Kranz von grünen Blättern mit allerhand viel-
farbigen Blumen: weißen, roten und gelben. Mit der linken Fland faßt sie an ihren
Schleier, in der gleichfalls erhobenen Rechten hält sie einen kleinen Strauß von rot-
weißen und rot-gelben Blumen und Knospen.
So wird auch neben dem Kopfe von Xanthos eine Hand mit einem Zweig
gemalt gewesen sein.
Den technischen Namen solcher Malerei lehrt uns Hesych s. v. 3Εγκουράδες·οί
έν ταΐς οροφαΐς γραφικοί προσώπων πίνακες und s. ν. Κουράς · ή έν τοις όροφώμασι γραφή.
14) Im Texte S. 10 und 49. baldachin denken, der nach den Kassetten be-
15) Λ. a. O., S. 9, T. VI. 4, 5. Lieber noch als an messen etwa 240 X 58 cm gehabt hätte und von
einen Sarkophag möchte ich an einen Toten- Eckpfeilern und ionischen Säulen getragen wäre.
1<5) A. a. O., S. 12.
 
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