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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Six, Jan: Pausias
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0169
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ι6ο

Six, Pausias.

In späterer Deckenmalerei finde ich dergleichen viereckig eingerahmte Bilder
nicht mehr17, es hat wenigstens Ronczewski18 kein solches Beispiel in seine Tafeln
aufgenommen. Wohl kommen solche Bilder, wenn auch selten, noch in kreisförmiger
Einfassung vor. Ein Beispiel gibt eine Decke der Titusthermen19.
Und wenn Mantegna zu Mantua durch runde Deckenöffnungen Köpfe durch-
blicken läßt, worin ihm Lucas von Leiden folgt20, so hat er sich dabei wohl, wie
so oft, von einem antiken Vorbild inspirieren lassen. Aber in dem Trierer Mosaik
des Monnus21, der in seiner Disposition den späteren Deckenmalereien verwandt ist,
finden sich ganz ähnliche, viereckig eingerahmte Porträts und Personifikationen der
Monate. Den letzteren fehlen auch neben den Köpfen die Symbole nicht. Sonst
sind weiter dergleichen Darstellungen in den kampanischen Wandmalereien häufig
genug gegeben. Jeder kennt sie, sowohl in viereckiger wie in runder Um-
rahmung, meistens mit Attributen, ja sogar mit einem Eros oder einem zweiten
Kopf als Beiwerk, wie u. a. eine Serie bei Helbig (Kampanische Wandgemälde
1421—28) verzeichnet ist. Es hat keinen Sinn, den ganzen Katalog von Helbig, wo
sie nach der Darstellung überallhin verteilt sind, daraufhin zu exzerpieren. Ich zitiere,
als für meinen Zweck besonders wichtig, weil im Zusammenhang gefunden, die reiche
Reihe von 18 tondi {Pitture d'Ercolano III p. 263), worunter die sieben Planeten
(Helbig 1005) und andere Gottheiten der Jahreszeiten (Helbig 1006—10) sich finden.
Dann die zwei in einem Quadrat vereinigten Büsten, von denen die eine eine Leier
hat (Helbig 1441 — Pitt. d.’Erc. IV p. 167), und im Runde der Knabe mit Schilfkranz
und Schiffsruder, der aus einem Becher trinkt (Helbig 1013 = Pit. d.'Erc. V p. 27).
Werfen wir jetzt einen Blick auf das, was uns von dem Werk des Pausias
überliefert ist. Vom Stieropfer, unter die grandis tabulas gerechnet, können wir
vorläufig absehen. Von dem Inhalt seiner lacunaria berichtet Plinius weiter nichts.
Auf die oben zitierte Stelle folgt: parvas piugebat tabellas, maxime puerosp hoc
aemuli interpretabantur facere eum, quoniam tarda picturae ratio esset illa, quamobrem,
daturus et celeritatis famam, ab so Eit imo die tabellam quae vocata est hemeresios, puero
picto. Diese Angabe legt es nahe anzunehmen, daß er auch in den lacunaria kleine
Knabenfiguren angebracht hätte, besonders weil solche, nämlich Eroten, sich in den
Kassetten eines Stuckgewölbes aus den Kaiserpalästen am Palatin finden22, wie sie
auch sonst in vier- und achteckiger Einfassung an Stuckgewölben vorkommen23. So
finden sie sich auch in einer eigentümlichen Wanddekoration aus Herculanum, deren
Muster einer Kassettendecke entlehnt scheint {Pitt, d.' Erc. IV p. 263).
Das alles nützt uns aber wenig. Dann aber fährt Plinius fort: amavit

17) In Brüssel im Musee du Pare du cinquantenaire
habe ich eben ein Fragment einer späten
skulptirten Decke kennen gelernt (A 1147, im
Catalogue von Cumont unerwähnt). Dort ist in
der Mitte in viereckiger Umrahmung ein de
pace dargestellter Frauenkopf mit freihängenden
Locken und Blumenkranz im Haar.
23) A. a. O.,

18) Gewölbeschmuck im römischen Altertum.
19) Ronczewski, Gewölbeschmuck, T. V.
20) Bellori, Picturae antiquae crypt. Rom., T. IV und
farbig, Bartoli, Recueil de peintures antiqties I.
T. XXIII.
21) Ryks-Museum zu Amsterdam, Nr. 1452.
22) Antike Denkmäler I, T. 47—49.
'. XXV und VI.
 
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