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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Six, Jan: Pausias
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0171
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102

Six, Pausias.

etwas anders wie bei Defrasse, innen offen zu denken ist, wird doch schwerlich
zur Aufnahme von Malereien geeignet gewesen sein.
Vielleicht erklärt sich auch die lange Baugeschichte besser, wenn wir annehmen
dürfen, daß man den Boden mit seinem schwarz und weißenPflaster nicht eher hergestellt
hat, bevor die Gerüste fortgenommen waren, die man zur Ausarbeitung der ausführlichen
Kapitelle und zur Bemalung der Kassetten brauchte. Daß Pausias, der hauptsächlich
in Enkaustik malte, auf Marmor gemalt haben kann, brauche ich nach Winters27 Aus-
führungen nicht mehr zu beweisen. Diese Technik war langwierig, und es muß sehr lange
gedauert haben, die 186 Kassetten auszumalen. Ja, Avenn auch nur die 72 großen Kas-
setten im äußersten Kreise von 0,25 m mit Figuren geschmückt waren, oder gar nur die 42
kleinen im inneren von 0,17m, auch dann noch hätte die Arbeit geraume Zeit erfordert.
Von dem allgemeinen Typus solcher Bilder, sowie von ihrer Gesamtwirkung
haben uns die oben genannten Beispiele eine genügende Vorstellung gegeben. Eine
Nachbildung im einzelnen vom Eros oder der Methe kenne ich nicht, denn auch der
oben angeführte Jüngling scheint, nach der Abbildung zu urteilen, nicht durch seinen
Becher hindurchzuscheinen.

Wohl hat ter Borch das Motiv wieder aufgefaßt in seinen Bildern zu Amsterdam
(Ryks-Museum Nr. 57°), zu Berlin (Nr. 791) und in Bridgewaterhouse, aber selbst-
verständlich höchstens durch die Nachricht des Pausanias angeregt.
Verwandt war, wie wir unten sehen werden, auch hier wieder die Kunst des
Apelles, dessen Cofsche Aphrodite teilweise durch das Meereswasser hindurch-
schimmerte.
Aus dem Altertum kenne ich weiter nur das Durchscheinen durch Glas bei
Vasen mit Eiern oder Früchten oder Wein28. Ich kann diesen noch ein hübsches
Beispiel hinzufügen, nämlich das Fragment einer Wandmalerei, wo auf dunkelgrünem
Grunde ein gläserner Kantharos steht, in dem gelbe Früchte liegen, wohl Aprikosen;
ein Stück, das ich aus dem Nachlaß meines Vaters besitze, der es vor Jahren in
einer hiesigen Auktion erwarb. Nach dem Rahmen zu urteilen, denke ich, ist es schon
im 18. Jahrhundert gefunden worden. (Abb. 4.)
Ich rekapituliere jetzt. Die Kassettenmalerei des Pausias enthielt Köpfe de face
und trois-quart, möglicherweise vereinzelt en profil™, häufig bekränzt und mit Attri-
buten in der Hand. Die Augen sind groß, das obere Augenlid überschneidet das untere;
die obere Lippe ist stark bogenförmig; das Kinn ist stark entwickelt, so daß in der Drei-
viertelansicht die Backenlinie leise eingezogen werden kann, was dem Typus etwas
Herbes gibt. Daneben können auch Kinder-(Eroten-)figuren dargestellt gewesen sein.
Von den feineren künstlerischen Eigenschaften des Meisters kann leider nichts
von den herangezogenen Malereien einen Begriff geben. Am geeignetsten wären

27) Arcliäol. Anzeiger 1897, S. 130fr.
28) Helbig Nr. 1667 = P. d. E. II, p. 130, Nr. 1690
— P. d. E. II, p. 307, Nr. 1682 = P. d. E. III,
p. 287.
2Θ) Wegen der Überschneidung der Augenlider
möchte ich auch bei dem thessalischen Relief an

Nachahmung von Pausias denken. Wie selten
aber bald die Profilköpfe werden, ergibt sich
aus dem, was wir von dem Profilporträt des
Antigonos von der Hand des Apelles vernehmen
(Plin. N. Η. XXXV, S. 90).
 
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