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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Six, Jan: Apelles
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0185
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176

Six, Apelles.

Hindin weist, die Parthenos ist, die hier das Parthenion vertritt. Ebenfalls die Parthenos
erkennt er wieder29 in einer Figur, die in zwei von den drei Repliken der Schwängerung
der Auge vorkommt. In der Hauptsache der Erklärung dieser Darstellungen ist es
leicht, Robert zu folgen, nur scheint mir seine Deutung der weiblichen Figur neben
Herakles weniger glücklich. Schrecken drückt diese Gestalt keineswegs aus, sondern
die stattlichste Ruhe. Ich möchte vorschlagen, auch hier die Arkadia zu erkennen
und auch die sog. Gefährtin der Auge, im Sinne jener Zeit, für eine symbolische
Figur zu nehmen; sagen wir die Keuschheit. Dann wäre der Inhalt des Bildes
etwa so zu lesen: »Am Parthenion gibt Arkadia die Auge trotz ihrer Keuschheit
dem Herakles«, wie das andere Bild zu lesen ist: »In Arkadia führt das Parthenion
den Herakles auf Telephos, der im Hochgebirge von einer Hindin genährt wird«.
Beiläufig gesagt scheint mir auch klar, weshalb die Legende Auge von
Herakles bei der Wäsche geschwächt werden läßt. Auge führt das Epitheton έν
γούνασιν und das wird man nicht nur auf die Geburt des Telephos, sondern auch
auf die Schwängerung durch Herakles bezogen haben. Ganz zum Ausdruck gebracht
hat das allerdings der Maler in der Auge nicht mehr, wenngleich er noch den
Herakles von hinten nahen läßt. Ich brauche darauf also auch nicht näher einzu-
gehen und kann solche, die eine weitere Begründung verlangen, auf de Balzac’s
Contes drolatiques™ verweisen.
Die wenig hervorragenden pompeianischen Bilder mit diesem Vorgänge lassen
sich in der Ausführung mit dem schönen herkulanensischen Gemälde nicht vergleichen,
aber in der Zusammenfügung der Figuren scheint mir nicht minder als in der
Darstellungsweise dieselbe Hand nicht zu verkennen möglich. Nur schließt hier die
Parthenos mit ihren sternenbesetzten Flügeln, die in einer der Kopien der moderneren
landschaftlichen Darstellung der Felsen hat weichen müssen, die Komposition mehr
ab, ohne darum die Zweiteilung doch ganz zu verwischen. Ich möchte denn auch
annehmen, daß, wenn jene, dann auch diese Darstellung auf die pergamenische
Malerei des Apelles zurückgeht.
Wie geeignet gerade diese Szene war, in der Stadt der Barsine und des
Herakles zur Darstellung zu kommen, möchte ich zuletzt noch hervorheben.
Als Alexander nach der Schlacht bei Issos (333) zu Damaskus die könig-
lichen PTauen aus dem Gefolge des Dareios fand, wies ihn Parmenion auf Barsine, die
Tochter des Artabazos und einer Königstochter, Witwe des Mentor und Memnon,
eine schöne Frau von guten Sitten und griechischer Bildung, so erzählt Plutarch31
nach Aristobul: Άλλ’ Αλέξανδρος, ώς έοικε, του νικάν τους πολεμίους τδ κρατεΐν εαυτού βασιλι-
κώτερον ηγούμενος, ούτε τούτων έθιγεν ούτε άλλην έγνω γυναίκα προ γάμου πλήν Βαρσίνης.
Αύτη δε μετά την Μέμνονος τελευτήν χήρα γενομένη περί Δαμασκόν έλήφθη. πεπαιδευμένη
δέ παιδείαν Ελληνικήν και τον τρόπον επιεικής ούσα και πατρός Άρταβάζου γεγονότος έκ βασιλέως
θυγατρός έγνώσβη, Παρμενίωνος προτρεψαμένου τον Αλέξανδρον, ώς φησιν Αριστόβουλος, καλής
και γενναίας άψασ&αι γυναικός.
29) Annal. dell’ Instil. 1884, 85. 30) Comment la belle fille de Portillon quinauda son juge.
31) Alexander XXI 3.
 
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