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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Six, Jan: Apelles
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0186
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Six, Apelles.

177

Mit ihr zeugte er den Herakles, ohne daß er eine gesetzliche Ehe mit ihr
einging. Aber in der Weise, wie ihrer und ihres Sohnes bei dem Tode Alexanders
Erwähnung getan wird, geht zur Genüge hervor, in wie hohem Stande sie in Pergamon
lebte32. Ihre Tochter war vor kurzem von Alexander dem Nearch vermählt33, ihr
Sohn wurde nach Curtius34 von diesem, nach Pompeius Trogus35 von Meleager zum
Thronfolger vorgeschlagen.
Dieser Vorschlag fand damals (323) keine Zustimmung, aber noch einmal
wurde 310 von Polysperchon Herakles als Thronprätendent ausgespielt, und in
der Zwischenzeit mag man zu Pergamon Veranlassung gefunden haben, aus der
pergamenischen Telephos-Sage die Episoden hervorzuheben, die eine Parallele
zuließen.
Wie Parmenion den Alexander auf Barsine, so hatte Arkadia vorhin den
Herakles auf Auge gewiesen; wie Herakles einst mit Auge den Telephos, so hatte
Alexander mit Barsine einen Namensvetter seines großen Ahnen gezeugt und zurück-
gelassen, als er auf seine weiten Fahrten zog. Gebührte nun nicht auch dem neuen
Herakles eine Anerkennung, wie sie dem Telephos zu teil geworden war? Und
waren nicht Werke von Malern und Dichtern am besten dazu geeignet, dieser
Ansicht Geltung zu verschaffen? Ich weiß, es ist nur wieder eine Hypothese,
aber eine, die ihrerseits die vorigen stützt und ihre Parallele in der Genealogie des
Pergamos36 findet.
Zum Schluß möchte ich noch kurz wiederholen, was ich auf holländisch in
einem wenig zugänglichen Buche37 über die Anadyomene des Apelles vorge-
tragen habe, besonders weil ich noch eine kleine Bemerkung hinzuzufügen habe.
Die Geschichte des Bildes ergibt sich aus Strabo38. Es war ursprünglich
in Kos gewesen und von August, der dafür einen Steuererlaß von 100 Talenten
gewährte, zu Rom im Tempel Caesars geweiht worden. Cicero39, der es wiederholt
nennt, muß es also noch in Kos gesehen haben. Er teilt uns mit40, daß Apelles den
Kopf und den oberen Teil der Brust mit ausführlichster Kunst vollendete, die anderen
Teile angelegt hinterließ, die Teile also, die nach dem Epigramm des Demokritos
unter Wasser waren, und weiter41, daß kein Maler aufzutreiben war, der es gewagt
hätte, den von Apelles nur angelegten Teil der Figur zu vollenden. Die Schönheit
des Antlitzes wäre eine solche gewesen, daß sie die Hoffnung nahm, den Körper
dazu zu ergänzen.

32) Thrämer, Pergamon 238.
33) Arr. Anab. VII 4.
34) X. 6. 10. Tum Nearchus, Alexandri modo
sanguinem ac stirpem regiae maiestati convenire,
neminem ait posse mir ar i. Ceterum, expectari
nondum ortum regem et, qui iam sit, praeteriri,
nec animis Macedonum convenire nec tempori rerum.
Esse e Barsine filium regis. huic diadema dandum.
35) XIII. 2. 6. Meleager negat differenda in partus
dubios consilia, neque expectandum, dum reges

sibi nascerenbur, cum genitis uti liceret, seit puer
illis placeat, esse Pergami filium Alexandri natum
ex Barsine, seu etc.
36) Thrämer a. a. O. 241 ff.
37) Feestbundel, Prof. Boot 155.
38) XIV 657.
39) de Div. I, 13. 23; ad Ait. II, 21.4; Orat. 2. 5;
de Nat. Deor. I, 27. 75; Verr. IV, 60. 135 etc.
40) ad Farn. I, 9. 15·
41) de Ofific. III, 2. 1.
 
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