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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Engelmann, Richard: Zu den Phoenissen des Euripides
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0190
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Engelmann, Zu den Phoenissen des Euripides.

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dem Maule des Pferdes herabhängt, und fleht mit der ausgestreckten r. Hand den
vor ihr stehenden jugendlichen Krieger um Gnade an, der, mit weißlichem Pilos,
Chlamys und hohen Schnürstiefeln bekleidet, mit der 1. Hand den Schild eng an den
Körper andrückt, während er mit der r. Hand mit seinem yataganähnlichen Schwert
zu einem furchtbaren Hiebe ausholt. Eine zweite Amazone, genau wie die erste
gekleidet, hinter dem Pferd, ist über den wilden Angriff des Jünglings so von Ent-
setzen ergriffen, daß sie, ohne von ihrer Waffe, einer Axt, die sie in der r. Hand
hält, Gebrauch zu machen, nach links davoneilt. Das Pferd ist auf das r. Vorder-
bein niedergesunken, genau in der gleichen Weise findet es sich auf einer apulischen
Amphora des Königl. Mus. zu Berlin, Nr. 3241 (Benndorf, Gjölbaschi S. 143, Fig. 137),
die vielleicht der gleichen Werkstätte entstammt; auch hier fleht die darauf sitzende
Amazone den vor ihr stehenden Krieger um Gnade an, doch ist ihre Haltung von
der unsrigen etwas verschieden. Zu vergleichen ist auch die Amazone bei Benndorf,
Gjölbaschi Taf. XXIII, in der dritten Reihe unten; hier ist das Pferd auf beide Vorder-
füße niedergestürzt, und die Amazone fleht mit beiden vorgestreckten Armen den
Krieger um Erbarmen an. Auch die zweite Amazone fehlt nicht, der Krieger holt
mit einer Lanze zum Stoß aus. Vgl. auch noch ebenda Taf. XXIX 9. Der leere
Raum zu beiden Seiten der um Gnade flehenden Amazone ist mit je einem Efeu-
blatt ausgefüllt. Daß die Amazone Penthesileia gemeint sei, wie wohl auch in
Trysa, ist möglich, aber nicht mit Sicherheit zu erweisen.
Bei weitem wichtiger ist die darunter stehende Darstellung, die als Haupt-
darstellung erscheint. In einem von vier jonischen Säulen getragenen tempelartigen
Bau, dessen Giebelspitze mit einem Akroterion verziert ist (auch die Balkenlage ist
angegeben; durch ein Versehen hat der Maler die Balkenlage auch zwischen den
Ecksäulen parallel, nicht in perspektivischer Zeichnung durchgeführt) steht eine Art
Altar, der vorn mit einer Palmette verziert ist; er trägt ein Gefäß, das ganz ähnliche
Formen zeigt wie das vorliegende; in dem Gebäude sind ein Paar Räder aufgehängt;
neben dem Altar, mit den Füßen teilweise noch außerhalb des Gebäudes, liegt ein
Jüngling auf dem Rücken, dessen Kopf und Arme nach vorn herunterhängen; links
von ihm steht ein am 1. Schenkel verwundeter, mit Chlamys und Schuhen bekleideter
und ein Schwert an einem über die Brust gehenden Gehäng tragender Jüngling,
der mit beiden Händen hinter dem Kopf einen langen, durch Striche und Punkte
verzierten Gegenstand hält, den er offenbar (das zeigt die Richtung seiner Augen) auf
einen von der anderen Seite her in den Tempel eindringenden Krieger zu schleudern im
Begriff steht. Dieser Krieger trägt einen kurzen über die Hüfte gegürteten Chiton, er hat
einen mit Busch versehenen korinthischen Helm auf dem Haupte, ist mit Beinschienen
versehen, hält mit der 1. Hand den Schild zum Schutze vor den Körper und streckt
eine lange Lanze nach links vor, von der wohl auch die Verwundung im 1. Schenkel
des Jünglings herrührt. Die Eile, mit der er herangestürmt ist, wird durch ein im
Umfallen begriffenes Gefäß (R. Engelmann, Archäol. Studien zu den Tragikern 6)
dem Betrachter deutlich gemacht; auf der anderen Seite des dempels eilt der
bocksfüßige und mit Bockshörnern versehene Pan herbei, der beide Arme voll
 
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